Begrapscht und genötigt: 13 Frauen werfen Gerard Depardieu sexuelle Übergriffe vor!
Paris - Gérard Depardieu (74) ist erneut im Zentrum eines #metoo-Skandals. Dieses Mal mit ungeahnten Ausmaßen: 13 Frauen werfen dem "Obelix"-Schauspieler sexuelle Übergriffe vor. Warum keine von ihnen Anzeige erstattet hat und welcher Widerlichkeiten er bezichtigt wird.
Die Pariser Onlinezeitung "Mediapart" hat in einer langen Recherche 13 Zeugnisse von Frauen zusammengetragen, die Depardieu "sexuelle Gesten und Worte von unterschiedlicher Schwere" zur Last legen.
Betroffen sind demnach die Dreharbeiten für elf Filme und Serien zwischen den Jahren 2004 und 2022. Zu den Produktionen gehören die Komödie Big House, das Bio-Pic Dumas und die Netflix-Krimiserie Marseille.
Die 13 Anklägerinnen kommen zusätzlich zu der französischen Schauspielerin Charlotte Arnould (27), die 2018 offiziell Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Schauspieler erhoben hat.
Die Schauspielerin, deren Vater ein alter Freund des Schauspielers war, beschuldigte Depardieu, sie im Sommer 2018 in seiner Pariser Villa zweimal vergewaltigt und sexuell genötigt zu haben, nachdem sie ihn um Schauspiel-Tipps gebeten hatte.
Der Fall geht derzeit durch die französischen Gerichte, nachdem ein Versuch, die Anklage aufzuheben, abgelehnt wurde.
"Neben der Klage von Charlotte Arnould haben wir 13 Berichte von Frauen gesammelt, die sagen, dass sie sexuell unangemessenen Scherzen oder Vorschlägen des berühmten Schauspielers ausgesetzt waren", heißt es im Mediaport-Bericht.
Vorwürfe an Gérard Depardieu: Obszöne Gesten, aufdringliches Grunzen, eine Hand an der Brust
Beim Lesen der Aussagen lässt sich ein Muster erkennen: Laut der Anklägerinnen erzeugte Depardieu am Set häufig eine stark sexualisierte Stimmung, die bei vielen Frauen Unbehagen auslöste.
Neben anzüglichen Gesten, "dreckigen Grimassen mit seiner Zunge" oder aufdringlichem Grunzen übertrat der 74-Jährige gemäß den Klägerinnen im Grunde jede Grenze. Die aktuelle Frau seiner Begierde musste demnach nicht nur obszöne Worte sondern oft auch Handgreiflichkeiten ertragen.
Etliche der Zeuginnen berichten, dass sie an Schenkeln, Brüsten, Gesäß und sogar zwischen den Beinen begrapscht worden sein.
Neben den detaillierten Berichten prangerte der Bericht auch die Kultur der Film- und Fernsehindustrie an. Denn die drückt auffallend oft ein Auge zu, wenn es um die Handlungen von Depardieu geht.
Konsequenzen für Gérard Depardieu? Nicht von der Filmindustrie!
Keine der Frauen erstattete Anzeige gegen Depardieu. Nicht unbedingt aus Scham, sondern vor allem, weil die Beistehenden für ihre Beschwerden meist nur gezwungenes Gelächter, bestenfalls betretenes Schweigen übrig gehabt haben sollen.
"Lass gut sein, das ist doch nur Gérard", soll einer der häufigeren Sätze gewesen sein, mit denen die Vorfälle am Set abgetan wurden.
Und das obwohl alle der genannten Übergriffe im Licht der Scheinwerfer und für viele ersichtlich passiert sein sollen. Von Konsequenzen für den Schauspieler sei dennoch nie die Rede gewesen.
Die Frauen, damals zum Teil als Komparsinnen oder Technikerinnen beschäftigt, fühlten sich so nicht nur genötigt, entwürdigt und verletzt, sondern auch völlig ohnmächtig. "Wie das Spielzeug des Moments", beschrieb eine der Zeuginnen.
Von den zwanzig befragten Regisseuren und Produzenten der betroffenen Filme und Serien antworteten nur elf. Doch lediglich ein einziger, Fabien Onteniente (64), will Depardieu am Set in die Schranken gewiesen haben.
Der Schauspieler selbst ließ über seinen Anwalt verlauten, dass er "alle Anschuldigungen förmlich bestreitet, die unter das Strafrecht fallen könnten". Bei der Pariser Staatsanwaltschaft sei bis "heute keine neue Anzeige eingegangen", wie die AFP mitteilte.
Titelfoto: Anne-Christine POUJOULAT/AFP