Maischberger-Redaktion rudert zurück: Keine Nazi-Rufe in Borna zu Silvester
Berlin/Leipzig - Am Dienstagabend wurde bei "maischberger" im Ersten über Silvester und die Folgen der Böller-Krawall-Nacht diskutiert. Dabei wurde auch die sächsische Stadt Borna zum Thema. Hier sollen "junge Erwachsene" mit "Sieg-Heil-Rufen" auf Polizisten losgegangen sein. Das stimme nicht, gibt der Faktencheck nun bekannt.
In der Talkrunde bei Maischberger zu Gast waren neben Franziska Giffey (44, SPD) der Comedian und Schauspieler Oliver Kalkofe (57), die Chefreporterin von "The Pioneer" Alev Doğan und der politische Redakteur der "Neuen Zürcher Zeitung" Alexander Kissler (53).
In der Talkrunde ging's um Berlin, Moderatorin Sandra Maischberger ließ nicht locker, befragte Giffey, was diese gedenke, zum nächsten Jahreswechsel zu verbessern. Viel kam nicht - ein Arbeitskreis werde entstehen.
In diese Diskussion mischte sich auch die Chefreporterin von "The Pioneer" (Alev Doğan) ein. Sie sprach von einem marodierenden Nazi-Mob im sächsischen Borna, der Silvester Polizisten angegriffen habe.
Die erste Meldung diesbezüglich kam von t-online (hier noch nachzulesen). Diese Meldung ist offenbar falsch, wie sich herausstellte. Auch SPD-Chef Lars Klingbeil (44) griff diese Meldung auf, wiederholte sie bei Markus Lanz (53) im ZDF. Auch er rudert nun zurück, schrieb am Donnerstagnachmittag unter Bezugnahme auf einen ZEIT-Artikel ein "Sorry" auf Twitter:
"Vielen Dank für die Recherche. Ich hatte mich Montag auf andere Meldungen verlassen. Da hätte ich vor einer öffentlichen Aussage dazu gründlicher nachfragen müssen. Sorry."
Kam es im sächsischen Borna während der Silvesternacht zu rechtsradikalen Ausschreitungen?
Zurück zu Maischberger: Im Zuge der "Migrationsdebatte" erklärte "The Pioneer"-Chefreporterin Alev Doğan, sich in der Aufarbeitung der Geschehnisse vor allem auf den Migrationshintergrund der Beteiligten zu konzentrieren, greife zu kurz.
"Sie argumentierte, dass es in der sächsischen Stadt Borna während der Silvesternacht zu ähnlichen Szenen gekommen sei, wobei dort auch 'Sieg Heil'-Rufe zu hören gewesen seien", schreibt das Erste bei "maischberger im Faktencheck".
Um ein genaueres Bild über den aktuellen Ermittlungsstand zu erhalten, habe sich die Reaktion bei der zuständigen Polizeidirektion Leipzig ein genaueres Bild gemacht.
"Ihren Informationen zufolge seien am 31. Dezember 2022 zunächst etwa 200 bis 250 Menschen auf dem Bornaer Marktplatz zusammengekommen, um den Jahreswechsel zu feiern. Kurz nach Mitternacht kam es dann zu einem Polizeieinsatz, weil eine Gruppe von 30 bis 60 Personen begonnen hatte, den vor dem Rathaus stehenden Weihnachtsbaum mit Pyrotechnik zu beschießen."
Auch das Rathaus sei mit Feuerwerkskörpern beworfen worden, was zu Schäden in der Fassade führte.
Die Beteiligten seien laut Polizeiinformationen meist jugendlich und teils vermummt gewesen. Beim Eintreffen des Streifenwagens sei auch dieser mit Raketen beschossen worden, ebenso die eingesetzten Polizistinnen und Polizisten. Die randalierende Gruppe habe sich aber schließlich zerstreut.
Auf der Flucht vor der Polizei wurden zwei Tatverdächtige vorübergehend festgenommen. Beide seien 19 Jahre alt und deutsche Staatsangehörige gewesen.
Hinweise auf einen rechtsradikalen Hintergrund gebe es in beiden Fällen nicht.
Titelfoto: WDR/Thomas Kierok/ARD/maischberger