Berlin - Mit "Jenseits von Eden" gelang Nino de Angelo (60) der Durchbruch. Da war er 20 Jahre alt. Nach dem Erfolg folgten Abstürze und Krankheiten. 2021 feierte er sein Comeback und seine Karriere bekam neuen Auftrieb. Im Interview mit TAG24 gab der Sänger einen schonungslos ehrlichen Einblick in seine Gefühlswelt.

TAG24: Sie wurden im Dezember vergangenen Jahres 60. Wie fühlt sich das an - besonders, wenn man auf ein bewegtes Leben zurückblickt?

Nino de Angelo: Eigentlich ganz gut. Ich bin sehr dankbar, dass ich bis hierhin gekommen bin, und hoffe, dass ich noch ein paar weitere Jahre habe. Man ist ein wenig traurig, dass es bald vorbei ist.

TAG24: Gibt es etwas, dass Sie nicht mehr können, oder etwas, das Ihnen jetzt leichter von der Hand geht?

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Nino de Angelo: Mit dem Alter bin ich etwas weiser, gelassener geworden. Ich rege mich nicht mehr über alles auf oder stehe über gewissen Dingen. Als ich jünger war, war das nicht so. Da war ich nicht unbedingt so diplomatisch, wie ich es heute sein kann. (lacht)

TAG24: Eigentlich sollte die Hochzeit mit Ihrer Partnerin Simone zu Ihrem 60. Geburtstag in Las Vegas stattfinden. Wegen der allgemeinen Weltlage und Flugangst haben Sie sie verschoben. Was beunruhigt Sie trotz Ihrer erlangten Gelassenheit in diesen bewegten Zeiten?

Nino de Angelo: Es ist die ganze Situation. Die immer wiederkehrende und sich wiederholende Eskalation, zum Beispiel der Nahostkonflikt. Mich beunruhigt, dass irgendwann jemand durchdreht und wir einen Dritten Weltkrieg haben. Es ist ein Gefühl von Unsicherheit. Auch der Klimawandel macht Angst.

TAG24: Gibt es schon einen neuen Termin für die Hochzeit?

Nino de Angelo: Kann ich noch nicht nennen, weil es noch keinen genauen gibt. Ich habe gesagt, bis einschließlich 60, und habe noch Zeit bis zu meinem nächsten Geburtstag am 18. Dezember.

TAG24: Was bestärkt Sie in dem Glauben, dass Ihre fünfte Ehe hält?

Nino de Angelo: Gute Frage, weiß man nicht, aber wie ich eingangs schon sagte: die Gelassenheit, die Ruhe. Man ist nicht mehr so sprunghaft. Ich glaube, das Alter wird es richten. Wird schon. (lacht)

TAG24: Ist es manchmal schwer, Nino de Angelo zu sein, oder wären Sie manchmal lieber nur Domenico?

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Nino de Angelo: Ich bin gerne das, was ich geworden bin, also Nino de Angelo. Ich überlege mir auch manchmal: "Was hättest du lieber gemacht oder hätte es ein anderes Leben für dich gegeben - und welches dann?" Da kommen bei mir so Sachen wie Olivenbauer oder Winzer. Ich weiß es nicht. Irgendetwas Naturverbundenes. Arbeit mit Tieren hätte ich mir auch vorstellen können. Im Grunde bin ich aber mit dem chaotischen Nino-de-Angelo-Leben sehr zufrieden.

TAG24: Welchen Nino de Angelo kennt die Öffentlichkeit zu wenig?

Nino de Angelo: Ich glaube, den sehr, sehr tiefgründigen und nachdenklichen. Ich mache mir wirklich ganz, ganz oft und intensiv Gedanken: Weltgeschehen, über Menschen und deren Verhalten. Mir geht alles sehr, sehr nah, und ich denke, das wissen die meisten nicht, dass ich jemand bin, der sich ernsthaft mit gewissen Dingen und Problemen beschäftigt - nicht nur mit meinen, sondern auch mit denen von anderen.

TAG24: Haben Sie klischeehafte deutsche Eigenschaften?

Nino de Angelo: Curry- und Bratwurst essen. (lacht) Pünktlichkeit liebe ich auf jeden Fall auch. Da habe ich von meinen italienischen Vorfahren Gott sei Dank weniger abbekommen - bis auf den Mittagsschlaf. Den halte ich gerne ab. Bei mir ist selbst das Chaos geordnet. Ohne Ordnung funktioniere ich nicht. Auch verlässliches und gewissenhaftes Verhalten schätze ich. Das kannte ich so noch von früher. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber für mich ist es sehr wichtig.

TAG24: Sind das auch Werte, die Sie Ihren Kindern mitgeben?

Nino de Angelo: Auf jeden Fall. Ich glaube, meine Kinder haben auch sehr viel von mir wie Kreativität. Ich habe immer versucht, ihnen beizubringen, dass wenn sie etwas tun, es mit ganzem Herzen tun, also: ganz oder gar nicht. Man kann schon cool und locker sein, aber dennoch muss man sich auf dich verlassen können.

TAG24: Was dürfen Ihre Fans bei dem Konzert in Oranienburg erwarten?

Nino de Angelo: Ich trete live mit meiner Band auf. Ich denke, Sotiria, mit der ich das Duett "Memento Mori" aufgenommen habe, wird wie vergangenes Jahr auch wieder bei der Tournee dabei sein. Neben dem Duett wird sie zwei Songs singen. "Jenseits von Eden" spielen wir auch. Das ist ganz klar. Das ist auch ein Granatensong, der auch immer aktuell bleiben wird und [den] ich ihn immer lieben werde. Muss ich auch machen, das war mein größter Erfolg. Aber dann geht es wohlgemerkt in die letzten zwei Alben, "Gesegnet & Verflucht" und "Von Ewigkeit zu Ewigkeit", rein und wir spielen die Hits aus den vergangenen drei Jahren. Dazwischen gibt es von mir immer wieder witzige Ansagen und persönliche Kommentare. Also ein Abend mit einem Künstler auf Tuchfühlung.

TAG24: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Nino de Angelo: Ich schreibe derzeit an meinem neuen Album, das dieses oder nächstes Jahr erscheint. Ich werde da Country-, Pop- und Rock-Einflüsse reinbringen. Es wird also wieder eine kleine musikalische Veränderung geben.

TAG24: Was ist Ihre Definition von Glück?

Nino de Angelo: Auf der Bühne stehen ist mit nichts zu vergleichen. Das Gefühl ist durch nichts zu ersetzen. Das ist die eine Art. Für mich ist das perfekte Glück, wenn es den Menschen, die ich liebe, gut geht.

• 26. Juli 2024 - Oranienburg
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