Nach "Tár": Oscar-Nominierte Cate Blanchett schwärmt von Dresden!
Los Angeles - Den Golden Globe als beste Schauspielerin gewann Cate Blanchett (53) im Januar, zeitgleich wurde sie für den Screen Actors Guild Award nominiert und am gestrigen Dienstag für den Oscar. Grund ist jedes Mal ihr Auftritt im Kinodrama "Tár" von Todd Field (58), das im September 2021 anteilig in Dresden entstand.
Der Film erzählt von der fiktiven Dirigentin Lydia Tár, Ausnahmemusikerin, Ehefrau einer Musikerin, Elternteil einer Halbwüchsigen, berühmt, bewundert, gefürchtet und sexueller Übergriffe verdächtigt. Es ist ein komplexes Charakterbild, das Blanchett zu erschaffen hatte.
In der Filmerzählung ist Tár Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker, musiziert wird die 5. Symphonie von Gustav Mahler. Die Philharmoniker des Films waren in Wirklichkeit die aus Dresden, Drehort der Proben- und Konzertszenen war der Kulturpalast, wie in den schon veröffentlichten Trailern zum Film zu sehen ist. Der russische Dirigent Stanislav Kochanovsky probte Mahlers Fünfte mit dem Orchester und führte sie auf, in Verbindung mit den Proben fanden die Dreharbeiten statt.
Im Interview mit dem Musikmagazin "crescendo" berichtet Blanchett davon, wie sie sich auf die Dreharbeiten vorbereitete. "Als ich mit dem Regisseur Todd Field die Szenen besprach, in denen Lydia mit dem Orchester probt, kam ich zu dem Schluss, dass wir auf Deutsch drehen müssen", erinnert sie sich.
Sie habe Deutsch in der Schule gelernt und liebe die Sprache, aber gut genug für den Film seien ihre Kenntnisse nicht gewesen. Mithilfe einer Sprachtrainerin gelang es, die Dialoge einzustudieren, was umso dringlicher geworden war, weil die Orchesterszenen, die eigentlich für das Ende der Dreharbeiten vorgesehen gewesen seien, aufgrund enger Zeitfenster gleich zu Beginn gedreht werden mussten.
Cate Blanchett entwickelte Obsession mit den besten Dirigenten und Dirigentinnen der Welt
Obsessiv habe sie sich in der Vorbereitung die größten Dirigenten und Dirigentinnen der Welt angeschaut, berichtet Blanchett: Bernard Haitink, Nathalie Stutzmann (57), Simon Rattle (68), Claudio Abbado, Herbert von Karajan, Wilhelm Furtwängler, Leonard Bernstein.
"Aber niemand von denen war eine direkte Vorlage für meine Rolle", sagt sie. Eine solche fand sie bei dem Tänzer und Choreografen Xavier Le Roy (60): "Er ließ zu, dass die Musik sich durch ihn hindurchbewegte - das war für mich der Schlüssel."
Ein besonderes Kompliment macht die Schauspielerin in dem Interview dem Dresdner Orchester: "Mit diesen AusnahmemusikerInnen in einem Raum zu stehen und zu arbeiten, das war wirklich eine Erfahrung, die mich als Künstlerin für immer verändert hat."
Philharmoniker bekamen sogar Sprechrollen: "Sahnehäubchen"
Dabei tritt die Philharmonie nicht allein als anonymes Orchester auf, sondern ebenso in Sprechrollen. Soloklarinettist Fabian Dirr gibt im Film den Orchestervorstand, Cellistin Dorothea Plans Casal spielt die Solo-Cellistin des Filmorchesters.
"Es war ein Mega-Projekt für uns, und das Sahnehäubchen für mich war natürlich, dass ich selbst eine kleine Rolle übernehmen durfte. Die Szene, in der ich bei der Probe mit der Dirigentin spreche, war aufregender als jedes Probespiel!", sagt die Musikerin.
Unglaublich interessant sei es gewesen, diese enorme Professionalität am Set und vor allem die beeindruckende Persönlichkeit von Cate Blanchett so nah zu erleben. Plans Casal: "Nun bin ich natürlich total gespannt, wie der Film hier ankommt!"
Der Filmerzählung angemessen, hat die Deutsche Grammophon ein Album zum Film veröffentlicht, darauf findet sich Musik der Filmkomponistin Hildur Guðnadóttir und von Elgar, Bach, Mahler sowie anderen Komponisten, die für die Geschichte wichtig sind.
Erstaufgeführt wird "Tár" in Deutschland im Rahmen der Berlinale im Februar, Bundesstart ist am 2. März. Zehn Tage später werden im Dolby Theatre von Los Angeles die Oscars vergeben.
Titelfoto: Universal