Nach Doping-Beichte: Jan Ullrich hofft auf Comeback im Radsport

München - Mit dem Dopinggeständnis soll für den schwer gestrauchelten Jan Ullrich (49) ein neues Leben beginnen. Der einstige Tour-de-France-Sieger hofft nach seiner öffentlichen Beichte sogar auf eine Rückkehr in den Radsport - dort wird er seit nun fast schon zwei Jahrzehnten zumeist geächtet.

Jan Ullrich (49) hofft, dass er in Zukunft wieder im Radsport arbeiten kann.
Jan Ullrich (49) hofft, dass er in Zukunft wieder im Radsport arbeiten kann.  © Ulrich Gamel/kolbert-press/dpa

"Vielleicht kann man das irgendwann ad acta legen, dass ich auch mal wieder im Radsport irgendetwas machen kann. Warum nicht?", sagte der 49-Jährige am Mittwoch in München bei der Vorstellung der Amazon-Prime-Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte" (Start: 28. November).

"Ich habe so viel Erfahrung und ich liebe den Sport nach wie vor. Das ist meine Leidenschaft", unterstrich der gebürtige Rostocker und frühere Team-Telekom-Star. Dass in der Szene ein Umdenken über ihn einsetze, könne er zwar nicht erwarten, aber darauf hoffen.

Ullrich wurde durch seinen Tour-Triumph 1997 in Deutschland ein Popstar, zerbrach später aber an dem Druck und der Erwartung. Viel später als die meisten seiner Teamkollegen und Rivalen gab er nun zu, gedopt zu haben.

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"Ich fühle mich erleichtert", räumte der Olympiasieger von 2000 in Sydney ein.

"Ich weiß viel mehr": Jan Ullrich will Mitwisser und Ärzte nicht verraten

Bei der Vorstellung seiner Amazon-Prime-Doku packte Jan Ullrich (49) über sein Doping aus - doch über andere Involvierte schwieg er.
Bei der Vorstellung seiner Amazon-Prime-Doku packte Jan Ullrich (49) über sein Doping aus - doch über andere Involvierte schwieg er.  © Ulrich Gamel/kolbert-press/dpa

Details zu seinen Dopingvergehen nannte er nicht, auch mögliche Hinterleute, Dealer, Ärzte oder Mitwisser von damals will er keine verraten. "Ich kann nur über mich reden", meinte er.

"Ich will keinen mit reinziehen. Ich weiß viel mehr, aber ich würde es nie sagen. Das ist aber auch eine Charakterfrage." Doping-Jäger und Ermittler bemängeln seit jeher, dass im Radsport eine Art Schweigegelübde - ähnlich der Mafia-Omertà - bestehe.

Das ganze Thema Doping will Ullrich abschließen. Zur Gefahr, dass ihm möglicherweise sein Titel bei der Tour 1997 - der bislang einzige eines deutschen Radfahrers - aberkannt wird, sagte er: "Ich weiß, was ich geleistet habe. Ich persönlich glaube, mir steht der Titel zu. Das müssen andere entscheiden".

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"Aber in meinem Herzen bin ich Tour-de-France-Sieger."

Glauben seine Weggefährten an ein Comeback?

Das Team Telekom am 17.07.2001 auf der zehnten Etappe der 88. Tour de France mit Kevin Livingston (v.l.n.r.), Jan Ullrich, Andreas Klöden und Jens Heppner. Ullrich belegte am Ende den zweiten Platz mit einem Rückstand von knapp zwei Minuten auf den Sieger Lance Armstrong (USA).
Das Team Telekom am 17.07.2001 auf der zehnten Etappe der 88. Tour de France mit Kevin Livingston (v.l.n.r.), Jan Ullrich, Andreas Klöden und Jens Heppner. Ullrich belegte am Ende den zweiten Platz mit einem Rückstand von knapp zwei Minuten auf den Sieger Lance Armstrong (USA).  © Gero Breloer/dpa

Ehemalige Weggefährten glauben, dass Ullrich nach dem Absturz samt Alkohol- und Kokain-Eskapaden sein Leben umkrempeln kann. "Ich kenne den Jan. So wie es jetzt ist, kommt er durch das Leben und ist motiviert. Er trinkt nicht mehr und ich hoffe, das bleibt so", sagte Rudy Pevenage (69), Ullrichs langjähriger Sportlicher Leiter und engster Vertraute, der Deutschen Presse-Agentur.

Der einstige Teamkollege Jens Heppner (58) meinte: "Er ist jetzt erlöst. Er hat alles noch mal aufgearbeitet und ich hoffe oder wünsche ihm, dass er jetzt nicht mehr so eskaliert wie die letzten Jahre - weil ich glaube, das überlebt er dann irgendwann nicht mehr."

Titelfoto: Ulrich Gamel/kolbert-press/dpa

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