Musiker Fritz Kalkbrenner sieht die Berliner Clubszene kurz vor dem Aussterben

Berlin - Der bekannte DJ Fritz Kalkbrenner (43) ist seit Jahren in der internationalen Clubwelt zu Hause. Für ihn haben sich diese Orte in der Hauptstadt stark verändert und stehen sogar kurz vor dem Aussterben.

Für Fritz Kalkbrenner (43) sei die Politik an dem Aussterben Schuld.
Für Fritz Kalkbrenner (43) sei die Politik an dem Aussterben Schuld.  © Annette Riedl/dpa

Am 1. November bringt Kalkbrenner ein neues Album heraus. Unter dem Titel "Third Place" thematisiert er unter anderem Orte, die es, seiner Meinung nach, neben der Arbeit und dem eigenen Zuhause geben muss. Wo Menschen zusammenkommen, um Spaß zu haben, sich auszutauschen und ihre Sichtweite zu erweitern.

Aus seiner Sicht wären diese Orte in der Hauptstadt kurz vor dem Aussterben. Im Interview mit t-online, offenbart er, wie sehr sich die Club-Szene in den vergangenen Jahren verändert hat.

"Das Sterben von Clubs gibt es schon seit langer Zeit. Es werden auch neue Clubs eröffnet, aber da ist eine fallende Tendenz.", so der Sänger. Als er jünger war, habe es im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg 15 bekannte Läden gegeben. Heute falle ihm keiner mehr ein.

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Für ihn sei die Politik daran Schuld. "Clubs stehen bei der Politik ganz hinten auf der Agenda. Und wenn ehemalige Räume wiederbelebt werden, dann auf unangenehme Weise", ergänzte der 43-Jährige.

Seiner Meinung nach hätte die Politik viele Räume frühzeitig absichern und erwerben müssen. Somit hätte man den Clubbetreibern eine langfristige Abzahlung ermöglichen können. Stattdessen wurden die Tanzschuppen an Personen verkauft, die von diesen Clubs genervt sind und andere Räumlichkeiten draus machen.

Fritz Kalkbrenner: "Clubkultur ist ein fester Teil des Nachwende-Berlins gewesen"

Für Kalkbrenner sei die Clubwelt nach der Wende ein einfaches aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Welten gewesen.
Für Kalkbrenner sei die Clubwelt nach der Wende ein einfaches aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Welten gewesen.  © Annette Riedl/dpa

Für den Musikproduzenten gab es die erste Veränderung in der Club-Kultur im Jahr 1989: "Es gab nach der Wende zum Beispiel haufenweise Industriebrachen und viele verlassene Gebäude. Die Leute haben darin einfach Clubs eröffnet."

Niemand habe sich damals Gedanken über die Finanzierung gemacht. Es sei ein einfaches aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Welten gewesen. "Die wilde, unbekannte Club-Kultur ist ein fester Teil des Nachwende-Berlins gewesen. Das hallt zwar bis heute nach, über 30 Jahre nach dem Mauerfall. Doch dieses Gefühl nimmt auch immer weiter ab.", so Kalkbrenner.

Als er 1997 in die Club-Szene einstieg, war es eine sehr aufregende Zeit. Überall in der Hauptstadt gab es Party, Clubs und feiernde Menschen - sogar an Orten, an denen es heute undenkbar wäre.

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"Der Spirit ist immer da, mal mehr, mal weniger, doch auf lange Sicht nimmt das Gefühl ab. Und die Clubs als Orte, an denen man zusammenkommt, gibt es immer weniger", ergänzte er.

Zudem ergänzte er, dass viele solide Clubs über die Jahre aussortiert worden seien, weil das Geld in die Stadt fließt. Viele Touristen würden dennoch nur nach Berlin kommen, um die Club-Szene zu erleben.

Dieser Punkt sei für Kalkbrenner ein ausreichender Mehrwert für die Stadt. Und dennoch "wird dieser von entscheidender Seite nicht als solcher wahrgenommen – oder zumindest nicht in der Größenordnung, wie er es vielleicht sollte."

Titelfoto: Annette Riedl/dpa

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