Moritz Bleibtreu schaut bei Kurt Krömer dem Publikum auf den Nabel: "Das ist auch sehr deutsch"

Berlin - Sie kennen sich aus "LOL: Last One Laughing". Dort lautet die Regel: Wer lacht, fliegt raus! Zum Lachen war Moritz Bleibtreu (53) in Kurt Krömers (49) Podcast "Feelings" beileibe nicht zumute. Der Schauspieler ließ sich über fehlende Wertschätzung des deutschen Publikums bei schauspielerischen Leistungen aus.

Kurt Krömer (49) ist Gastgeber des Podcasts "Feelings".
Kurt Krömer (49) ist Gastgeber des Podcasts "Feelings".  © Fabian Sommer/dpa

"Bewundern fällt schwer", versuchte es Bleibtreu auf den Punkt zu bringen und holte dabei inhaltlich weit aus. Er bemühte "das böse Wort Patriotismus, für das ich jetzt kein besseres habe", und dass "man sich nicht wie ein Italiener daran erfreuen kann", den Weltsong "L'Italiano" zu singen.

Dies habe auch mit einer "gebrochenen Kulturalität" zu tun, die es schwer mache, sich offen mit Heldenfiguren zu identifizieren. Erst durch den Gedanken, er sei "einer von uns", erstünde ein Gemeinschaftsgefühl. Ein Kunstgriff, wenn auch mitunter gefährlicher, sei die Mittelmäßigkeit, um alle zufriedenzustellen, erläuterte Bleibtreu weiter.

Gleichwohl sei es mittlerweile besser geworden, sich auf Filme aus Deutschland einzulassen. Angefangen habe es mit Elyas M'Barek (42).

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Dennoch hielt er sinnierend fest: "In dem Moment, wo es überdurchschnittlich, groß, merkwürdig, krass oder bizarr ist, fällt es uns Deutschen unheimlich schwer, 'Wow' zu sagen." Als Beispiel brachte er Schauspieler an, die international sehr erfolgreich werden, "und dann erfahren sie für meine Begriffe nicht die Aufmerksamkeit, die richtig wäre".

Moritz Bleibtreu: "Was wollt ihr?"

Moritz Bleibtreu (53) gelang der Durchbruch mit dem Roadmovie "Knockin' on Heaven’s Door".
Moritz Bleibtreu (53) gelang der Durchbruch mit dem Roadmovie "Knockin' on Heaven’s Door".  © Markus Scholz/dpa

Hierzu nannte er Hollywood-Star Daniel Brühl (46). In Frankreich oder der Türkei sei der geschilderte Fall ganz anders gelagert. "Man kann auch sagen: 'hat seine Vorteile'. Deshalb können Leute, die in Deutschland bekannt sind, [sich] hier relativ unberührt bewegen. Deshalb haben Amis hier auch Hütten in Berlin: Achtung, da kommt Tom Cruise. Bitte nicht ansprechen." Das sei "auch sehr deutsch".

Bleibtreu blickte auf die Zeit zurück, als das deutsche RAF-Drama "Der Baader Meinhof Komplex" mit ihm in einer Hauptrolle 2009 für einen Oscar nominiert wurde.

Nach Ansicht des Schauspielers hätte man hierzulande die Größe des Films zwar erkannt, aber auch als "gefällig" und "sehr populäres Kino" abgetan. "Muss es schlecht sein, wenn es viele Leute gucken?", warf Bleibtreu fragend in den Raum.

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Gleiches Spiel bei dem ebenfalls oscarnominierten deutschen Film "Der Untergang" über die letzten Tage Hitlers. "Da waren die doch auch alle am Unken: Muss das denn sein?", frotzelte der gebürtige Hamburger und äußerte seinen Unmut: "Was wollt ihr? Wollt ihr nicht groß sein? Habt ihr keinen Bock auf Oscars?"

Der Schauspieler fremdelt offenbar mit der Rezeption in seiner Heimat. Der "Neuen Zürcher Zeitung" gab er in diesem Sommer ein Interview und bekundete: Wäre er heute jung, würde er seine Karriere nicht mehr dem Film, sondern ausschließlich dem Theater widmen.

Neue Folgen von "Feelings" erscheinen donnerstags auf Spotify. Exklusive Bonusfolgen sind bei Amazon Music mit einem Prime- oder Unlimited-Abo zudem werbefrei abrufbar. Außerdem gibt es sie dort bereits eine Woche früher.

Titelfoto: Fabian Sommer/dpa, Markus Scholz/dpa (Bildmontage)

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