Michael Jackson: Klagen wegen sexuellen Missbrauchs erneut vor Gericht
Los Angeles (USA) - Ein kalifornisches Berufungsgericht hat am vergangenen Freitag die Klagen zweier Männer wieder aufgenommen, die behaupten, Michael Jackson (†50) habe sie jahrelang sexuell missbraucht, als sie Jungen waren. Sie wurden 2017 vor einem niedrigeren Gericht abgewiesen.

Wie das Nachrichtenportal Time berichtete, soll dafür ein neues kalifornisches Gesetz verantwortlich sein, das den Umfang der Fälle von sexuellem Missbrauch vorübergehend erweitere.
2013 reichte Wade Robson (40) seine Klage erstmals ein - im Jahr darauf folgte ihm James Safechuck (45). 2019 erzählten die beiden Männer in der Dokumentation "Leaving Neverland", wodurch sie weltweit bekannt wurden.
Bereits 2015 wurden die Klagen wegen Überschreitung der Verjährungsfrist abgewiesen. 2021 versuchten es Robson und Safechuck erneut und wurden abermals zurückgewiesen.
Da Michael Jackson 2009 verstarb, richtete sich die Klage an dessen Unternehmen MJJ Productions Inc. und MJJ Ventures Inc., von denen jedoch nicht hätte erwartet werden können, die Kinder in einem betreutem Umfang "ähnlich der Kirche oder den Pfadfindern" zu schützen - so der Richter, der die Klagen 2021 eingestampft hatte.
Die Richter des höheren Gerichts kamen nun allerdings zu einer anderen Ansicht.
Anwälte des Jackson-Nachlasses beteuern weiter die Unschuld des King of Pop

"Ein Unternehmen, das den sexuellen Missbrauch von Kindern durch einen seiner Mitarbeiter erleichtert, ist nicht von der Pflicht zum Schutz dieser Kinder befreit, nur weil es sich ausschließlich im Besitz des Täters des Missbrauchs befindet", begründeten die Richter die Wiederaufnahme der Klagen.
Sie fügten hinzu: "Es wäre pervers, keine Pflicht auf der Grundlage der Tatsache zu begründen, dass das beklagte Unternehmen nur einen Aktionär hat. Und so machen wir die für die Konzerne ergangenen Urteile rückgängig."
Aufseiten des Jackson-Nachlasses sei man "enttäuscht" über die Entscheidung. Sie beteuern weiterhin Michaels Unschuld.
Bereits im Juli dieses Jahres nahm Jonathan Steinsapir, Anwalt des Jackson-Nachlasses die Angestellten der Unternehmen in Schutz: "Es würde erfordern, dass Mitarbeiter auf niedriger Ebene ihren Vorgesetzten konfrontieren und sie als Pädophile bezeichnen", sagte er.
Der Anwalt argumentierte ebenfalls, dass "es keinen Sinn mache, dass Mitarbeiter gesetzlich dazu verpflichtet würden, das Verhalten ihres Chefs zu stoppen".
Kennenlernen bei Werbe- und Musikvideo-Drehs

Holly Boyer, eine Anwältin von Robson und Safechuck hingegen argumentierte, dass die Angestellten von Jacksons Firmen die Jungen wissentlich "Allein in die Höhle des Löwen" geschickt hätten.
Robson, heute ein Choreograf, lernte Jackson kennen, als er fünf Jahre alt war. Anschließend trat er in drei Jackson-Musikvideos auf. In seiner Klage wurde behauptet, Jackson habe ihn sieben Jahre lang missbraucht.
Safechuck gab an, dass er neun Jahre alt war, als er Jackson während der Dreharbeiten zu einem Pepsi-Werbespot traf.
Er sagte, Jackson habe ihn oft angerufen und ihn mit Geschenken überhäuft, bevor er dazu übergegangen sei, ihn sexuell zu missbrauchen.
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