Mentalist Thorsten Havener: "Zu Hause hört nicht einmal der Hund auf mich"
Hamburg - Am 5. Oktober kommt Gedankenleser Thorsten Havener (51) in die Hamburger Laeiszhalle. Mit TAG24 sprach er im Vorfeld über seine Anfänge als Zauberer und wie er reagiert, wenn auf der Bühne einmal etwas schiefläuft.
TAG24: Seit mehr als 20 Jahren liest Du die Gedanken Deiner Zuschauer. Wie hast Du Dein Talent entdeckt?
Thorsten Havener: Das war ein ziemlich langer Prozess. Meinen ersten Auftritt hatte ich mit 13 Jahren als Zauberkünstler und habe da gemerkt, dass ich ein Talent dafür habe, als Unterhalter auf der Bühne zu stehen und Leute zu faszinieren.
Letzten Endes sind das die zwei Zutaten, die auch jetzt immer noch eine zentrale Rolle in dem spielen, was ich mache.
TAG24: Kannst Du den Mentalisten in Dir zu Hause abstellen?
Havener: Privat trenne ich da schon ganz gut. Also ich kann Dich beruhigen, hier zu Hause hört nicht einmal der Hund auf mich.
TAG24: Kein Gedankenlesen, wenn Du jemandem gegenüberstehst?
Havener: Ich stelle mir das wahnsinnig stressig, aber vor allem auch unfassbar anstrengend für die anderen vor. So einer will ich nicht sein. Oft ist es weniger, die Analyse abzuschalten, als vielmehr den Mund abzuschalten und nicht alles zu sagen, was man sieht. Generell übrigens ein sehr guter Tipp.
"Ich wähle sehr bewusst aus, was ich mit wem mache"
TAG24: Wie gehst Du damit um, wenn es mit jemandem, den Du auf der Bühne lesen sollst, nicht "klickt"?
Havener: Das passiert mir nicht mehr. Ich stehe seit 2005 auf der Bühne und habe in dieser Zeit eine Eigenschaft wahrscheinlich besser ausgearbeitet als alle anderen: Einen genauen Blick dafür zu haben, mit wem es auf der Bühne klickt und mit wem nicht.
Ich wähle sehr bewusst aus, was ich mit wem mache.
TAG24: Ging schon einmal etwas gravierend daneben?
Havener: Ja, klar. Ich arbeite mit Menschen zusammen, und bin auch selbst nur ein Mensch. Da macht man natürlich Fehler. Ich hatte einmal Henry Maske in einer Talkshow als Probanden. Der hat ein Bild gemalt und ich sollte herausfinden, was für eines das ist. Aber es hat einfach nicht geklappt.
"Ich merke, dass sich das Timing verändert hat"
TAG24: Wie hast Du dann reagiert?
Havener: Ich bin ein großer Freund davon, so etwas ehrlich anzusprechen. Das Publikum verzeiht einem das auch. Wenn mir als Künstler auf der Bühne ein Effekt nicht gelingt, dann ist die Sache erst mal so, wie sie ist. Und das ist gar nicht schlimm. Das einzige, was wirklich zählt, ist der Umgang damit.
TAG24: Ist es heute schwieriger, die Zuschauer zu verblüffen als noch vor 20 Jahren?
Havener: Ich merke, dass sich das Timing verändert hat, dass man jetzt schneller zum Punkt kommen muss. Als Künstler geht es immer darum, mit dem Publikum einen Rhythmus zu finden. Da habe ich den Eindruck, dass der ein bisschen schneller geworden ist.
"Unsere Realität entsteht in unserem Kopf"
TAG24: Empfindest Du das als eine positive oder eher als negative Entwicklung?
Havener: Ich mag das. Ich finde es schön, dass sich die Dinge verändern und dass man auf diese entsprechend reagieren muss. Das ist ja mein Job als Künstler auf der Bühne.
TAG24: Was können Zuschauer von Deiner Show erwarten? Was können sie mitnehmen?
Havener: Wir machen uns gemeinsam auf die Reise und schauen uns Themen genauer an, mit denen ich mich sehr intensiv befasst habe. Beeinflussung und Manipulation zum Beispiel. Körpersprache. Man könnte auch sagen: die Geheimnisse des menschlichen Geistes.
Also auch, wie funktionieren meine Gedanken und wie wirken sich diese auf meine Realität aus. Denn unsere Realität entsteht in unserem Kopf. Die hat mit dem, was wirklich ist, oft gar nichts zu tun.
TAG24: Wie bereitest Du Dich vor so einer Show vor?
Havener: Das Letzte, was ich mache, bevor es losgeht, ist, dass ich meistens den Song "Zitti E Buoni" von Måneskin höre. Und zwar ziemlich laut. Der gibt mir Kraft für die Bühne.
Am 5. Oktober spielt Thorsten Havener in der Hamburger Laeiszhalle. Tickets und weitere Termine findet Ihr unter thorsten-havener.com.
Titelfoto: PR