Neues Video im "Sieg Heil"-Skandal um Melanie Müller: Jetzt spricht sie
Leipzig - Es war DER Medienaufschrei am Montag: Melanie Müller (34) singt in einem Zelt vor einer Horde Menschen weiter, als diese mehrfach "Sieg Heil" rufen und den Hitlergruß zeigen. Nachdem sie einen für Mittwoch geplanten Auftritt in Dresden abgesagt hatte, wurde TAG24 jetzt ein weiteres Video zugespielt. Der Ballermann-Star erklärt sich nun ausführlich bei uns.
Zunächst gab die Sängerin in einer Stellungnahme an, die Parolen am 17. September bei einer Oktoberfest-Veranstaltung des offenbar in der rechten Szene nicht unbekannten Leipziger Motorradclubs "Rowdys Eastside" nicht wahrgenommen zu haben.
Später erklärte sie darin, die Rufe sehr wohl gehört und das Publikum aufgefordert habe, diese zu unterlassen. Erst nach zwei weiteren Liedern habe sie ihren Auftritt abgebrochen.
Derweil sorgt eine weitere Aufnahme ihres Auftritts in Leipzig für Fragezeichen. Auf der Bühne stimmt sie den unter anderem bei Fans von Fußball-Drittligist Dynamo Dresden beliebten Ruf "Ost-Ost-Ostdeutschland" an.
Dies wäre kein Aufreger, wenn sie dabei nicht ihren rechten Arm mehrfach schräg nach oben ausstrecken würde. Unbedachte Bewegungen oder doch ein Bezug zur rechten Szene, den Melanie vehement bestreitet?
Melanie Müller bei fragwürdigem Oktoberfest: Sängerin erklärt sich bei TAG24
"Ich stehe seit elf Jahren auf der Bühne und mache 'Zicke zacke zicke zacke, hoi hoi hoi' mit der rechten Hand, mit der linken Hand. Es ist ein beschissener Zufall gewesen", beteuert die zweifache Mutter gegenüber TAG24.
Bei ihrem dritten Auftritt an diesem Tag sei sie verspätet auf die Bühne gekommen, wollte den Leuten wie immer einheizen. "Da mach ich immer meine Handbewegung nach oben." Einen rechten Hintergrund habe dies nicht.
Dass zumindest Teile des Motorradclubs eine Nähe zur rechtsextremen Hooliganszene besitzen, sei ihr "nicht ansatzweise" bekannt gewesen: "Das war für mich ein kleiner Mopedverein, der mich gebucht hat."
Die "Sieg Heil"-Rufe und Hitlergrüße hat sie zunächst nicht mitbekommen, erklärt die 34-Jährige. Eine an der Bühne stehende Freundin habe sie darauf aufmerksam gemacht, "was da rechts und links passiert. Sie hat gesagt, dass wir aufhören müssen. Ich hätte nicht abgebrochen, weil ich es nicht realisiert hab."
Grund dafür sei Scheinwerferlicht, durch das sie das Publikum teilweise nicht sehe und dröhnende Boxen gewesen, durch die sie das Grölen nicht gehört habe.
Aufgrund der harten Vorwürfe stehe sie aktuell neben sich, sei "komplett fertig und psychisch komplett am Ende".
Polizei ermittelt nach Auftritt in Leipzig
Auch die Behörden haben Wind von dem "Sieg Heil"-Auftritt samt Hitlergrüßen bekommen.
"Bei der Leipziger Polizei wurde unmittelbar nach Bekanntwerden des Sachverhalts in den Medien eine Anzeige von Amtswegen erstattet", sagte Polizeisprecherin Mariele Koeckeritz zu TAG24.
Der polizeiliche Staatsschutz der Kripo hat Ermittlungen wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen, ergänzte sie.
Die genauen Umstände der Tat und wer möglicherweise zur Rechenschaft gezogen wird, sind nun Gegenstand der Ermittlungen. Sollten Personen aufgrund des Videomaterials oder möglichen Zeugenaussagen identifiziert werden, drohen diesen Geld- oder gar Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren.
Melanie Müller stellt klar: "In mein Publikum gehören keine Nazis!"
Aufgrund der deutschlandweit erfolgten Berichterstattung sah sich der Bierbrauer Feldschlößchen und auch die 34-Jährige selbst gezwungen, am Dienstagabend den für Mittwoch beim "Pichmännel Oktoberfest" in Dresden geplanten Auftritt abzusagen.
Die Entscheidung sei "gemeinsam" getroffen worden, heißt es in einer Mitteilung. Man wolle keine Bühne für politische Statements bieten.
Müller will zunächst "einige Dinge, die in der Presse thematisiert worden sind, klarstellen, bevor ich wieder zu meinen Fans (...) auf die Bühne gehe. In der aktuellen Situation kann ich einfach nicht in Feierstimmung übergehen. Dafür steht einfach zu viel im Raum."
Und weiter: "Fakt ist: In mein Publikum gehören keine Nazis. Ich distanziere mich klar von den Geschehnissen bei dem Auftritt in Leipzig."
Im Gegensatz zum Gig in Dresden spulte sie einen weiteren in der Nacht zu Mittwoch auf Mallorca ab.
Erstmeldung vom28. September, 14.31 Uhr, zuletzt aktualisiert um 16.09 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Christian Grube, privat