Arbeitsminister Heil zerrupft bei "maybrit illner" sämtliche ZDF-Statistiken: "Zu unterkomplex!"
Berlin - Am Donnerstagabend entbrannte in der ZDF-Talkshow "maybrit illner" eine wilde Diskussion über die Rente. Arbeitsminister Hubertus Heil (51, SPD) versuchte das neue Rentenpaket samt dem Konzept der Aktienrente zu verteidigen, wo es nur ging - mit mäßigem Erfolg.
Im Zuge der Debatte setzte der SPD-Politiker vermehrt auf praktische Beispiele: mal ging es um eine langjährige Schichtarbeiterin in einem Kraftwerk, mal um eine Krankenschwester aus Sachsen mit einem monatlichen Bruttoverdienst von 3100 Euro pro Monat oder gar dem eigenen Verwandten aus der Automobilbranche, der bereits mit 59 in Frührente ging.
Mit seinen Veranschaulichungen wollte Heil stets eines verdeutlichen: Die gesetzliche Rente ist und bleibt die "tragende Säule", auf die sich die Menschen verlassen können.
Seine Gesprächspartner, inklusive Moderatorin Maybrit Illner (59), hatten da allerdings so ihre Bedenken. Die Vorsitzende der FDP-Jugendorganisation "Junge Liberale", Franziska Brandmann (29), bezeichnete etwa die Einführung einer Aktienrente als "Tröpfchen auf einen heißen Stein" - obwohl es gerade ihr Parteichef, Christian Lindner (45, FDP), war, der sich für das Generationenkapital starkgemacht hatte.
Sie halte das Rentenpaket für "nicht verabschiedungswürdig" und denke, dass Lindner nur zugestimmt habe, weil in den Verhandlungen mit den Sozialdemokraten einfach nicht mehr drin gewesen sei. Als sie vorschlug, nicht nur Staatskredite an der Börse anzulegen, sondern auch zu gewissen Teilen die Sozialversicherungsbeiträge der Einzahler, platzte es Heil hinaus: "Um Gottes willen!"
Die größten Konfliktlinien offenbarten sich allerdings zwischen Heil und den eingespielten Grafiken des ZDF.
Hubertus Heil: "Das stört mich nicht nur an ihrem Beitrag!"
Kaum lief der Einspieler der Sendung zum Thema "Rentenpaket der Ampel - alles für die Alten?" vom Band, legte der Arbeitsminister los: "Ein Missverständnis müssen wir aufklären!"
"Das stört mich nicht nur an ihrem Beitrag, sondern auch an der öffentlichen Debatte: Dass über die Rentner von heute geredet wird, als hätten die nicht richtig gearbeitet. Die haben sich die Rente ja verdient." Zur Einordnung: Im ZDF-Beitrag ging es lediglich darum, dass immer weniger junge Menschen für immer mehr Ältere in die Rentenkasse einzahlen müssen.
Als im Laufe der Politsendung eine weitere Statistik eingeblendet wurde, wonach der Staat monatlich rund vier Milliarden Euro für Rentner zahlt, die mit 63 Jahren in Ruhestand gegangen sind, entgegnete Heil schlicht: "Stimmt nicht!"
Die verwendeten Beispiele des Öffentlich-rechtlichen Senders seien schlicht "zu unterkomplex", um die deutsche Volkswirtschaft vollends zu begreifen, so der 51-Jährige.
Auch das, was er täglich an Klischees "in irgendwelchen Zeitungen" über das neue Rentenpaket lesen müsse, gefalle Heil gar nicht, da diese negativen Meldungen dazu führen würden, dass sich Leute daraufhin bei ihm melden und sich um ihre Altersversorgung sorgen würden.
Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Thomas Kierok