Matze Knop, sagen Sie mal, wie parodiert man eigentlich Stimmen?
Mannheim - Das Management von Matze Knop (48) hat an alles gedacht: Belegte Brötchen, Käsekuchen und Brezeln stehen auf dem Tisch im Backstage-Bereich des "Capitol" in Mannheim. Dem Comedian gefällt das gut, er greift direkt zum Kuchen. Bis zum Beginn seiner Show sind noch knapp drei Stunden Zeit. Davon schenkt er 40 Minuten TAG24 für das Gespräch.
TAG24: Herr Knop, wie geht es Ihnen?
Matze Knop: Mir geht es gut. Heute Morgen bin ich aber früh aufgestanden, weil ich einen Podcast mit Cathy Hummels aufgezeichnet habe, die gerade in Thailand ist und es eine Zeitverschiebung gibt. Cathy stand dann allerdings im Stau, vorher war sie wohl im Supermarkt. Um die Zeit zu überbrücken, bin ich erst mal zum Sport gegangen.
Jetzt bin ich vier Stunden mit dem Auto hierher nach Mannheim gefahren und muss erst einmal ankommen. Dazu esse ich jetzt ein Stück Käsekuchen.
TAG24: Woher sind Sie gekommen?
Matze Knop: Aus meiner Heimatstadt Lippstadt.
TAG24: In Ihrer Tournee-Ankündigung heißt es, es ist die 'beste Show' Ihres bisherigen Lebens.
Matze Knop: Von FIFA-Boss Infantino, Sepp Blatter und auch vom Olympischen Komitee habe ich gelernt, dass bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen die letzten immer die besten sind. Das ist jedes Mal so. Die sagen immer: 'Das war die beste WM aller Zeiten' und in vier Jahren wird es wieder die beste WM aller Zeiten und deswegen ist meine Tour jetzt auch die beste aller Zeiten.
TAG24: Aber was macht sie zur besten?
Matze Knop: Natürlich entwickelt man sich weiter und bekommt ein besseres Gespür dafür, was sich das Publikum gerade wünscht. Die Menschen kommen zu mir, um zu lachen und Freude zu haben. Im Laufe der Jahre wächst auch die Erfahrung. Wenn ich die Show heute mit meinen Auftritten vor zehn Jahren vergleiche, ist es heute schon besser, finde ich. Deswegen ist es die beste (lacht).
"Was wichtig ist, kommt wieder"
TAG24: Der Titel Ihrer Tour ist "Mut zur Lücke". Wann waren Sie das letzte Mal mutig?
Matze Knop: Grundsätzlich ist es so, dass immer ein Stück Mut dazugehört, wenn ich mit einem neuen Programm auf die Bühne gehe. In dem Moment bin ich vielleicht auch gar nicht mehr davon überzeugt. Denn der alte Anzug sitzt natürlich perfekt: Man weiß genau, wann welcher Gag kommt. Wenn ich etwas Neues mache, weiß ich nicht, ob es so gut wird wie beim letzten Mal.
Aber das ist relativer Mut. Was soll mir auf der Bühne schon passieren, außer dass ein paar Leute vielleicht nicht lachen? Es gibt andere Dinge, wo man mutiger sein muss. In diesen Tagen erleben wir eine verrückte Zeit, da braucht jeder von uns ein bisschen Mut, auch um zu sagen: "Ich mach jetzt trotzdem mein Ding weiter." Für den einen gehört ein bisschen mehr Mut dazu als für den anderen. Aber was bleibt uns auch anderes übrig?
"Mut zur Lücke" heißt aber auch, den Mut zu haben, etwas wegzulassen und sich nicht mehr mit allem auseinanderzusetzen. Ich lese zum Beispiel nicht mehr alle E-Mails, sonst werde ich damit gar nicht mehr fertig. Im Zweifel ist auch mal etwas dabei, das vielleicht wichtig ist. Aber was wichtig ist, kommt wieder.
TAG24: Das heißt, Sie gehen mit Lücken gelassen um?
Matze Knop: Ich denke es ist richtig, dass man in diesen Tagen viel mehr Gelassenheit an den Tag legt als noch vor ein paar Jahren. Dann fehlt eben mal etwas. Solange es nicht die Gesundheit betrifft.
Perfekt sein wollen oder müssen - was andere oft auch von einem erwarten - da tut man gut daran, wenn man sich an mancher Stelle einfach verabschiedet. Es gibt keinen perfekten Menschen. Das Perfekte liegt im Unperfekten. Man muss seine kleinen Fehler lieben lernen, sie machen uns aus.
"Meine Aufgabe ist, Menschen zum Lachen zu bringen"
TAG24: Wie reagieren Sie als Comedian auf aktuelle Geschehnisse?
Matze Knop: Klar kann ich mich zu den Arbeitern in Katar, zum Krieg in der Ukraine oder anderen Themen äußern. Nur: Muss ich das machen? Meine Aufgabe als Comedian ist es, Menschen zum Lachen zu bringen und gute Laune und gute Energie zu verbreiten. Das heißt aber nicht, dass ich keine Meinung dazu habe oder mich diese Themen nicht interessieren.
TAG24: Die Aufgabe des Comedians ist also, das Publikum vom Alltag abzulenken?
Matze Knop: Das finde ich schon. Es gibt Kritiker, die bemängeln, dass manche Inhalte zu platt oder nicht intelligent genug sind. Doch muss es das immer sein? An mancher Stelle tut es gut, weil die Seele oder der Geist auch das Schlaue braucht. Aber genauso braucht der Geist auch das Alberne, totalen Blödsinn und den Witz unter der Gürtellinie. Nicht andauernd, aber ab und zu. Auch etwas fast Kindliches tut gerade in so einer Zeit, die etwas schwermütiger ist, gut.
TAG24: Sind Witze unter der Gürtellinie schwieriger geworden?
Matze Knop: Ja und nein. Die Menschen hören mittlerweile genauer hin. Manche suchen förmlich, ob da irgendwo vielleicht das Haar in der Suppe ist. Aber dann habe nicht ich in dem Moment das Problem, sondern derjenige, der danach gesucht hat. Inhaltlich mag er an der Stelle vielleicht recht haben, aber nicht in dem Moment. Wir sind doch nicht bei einer Podiumsdiskussion, sondern es ist Comedy und soll lustig sein.
TAG24: Worüber können Sie gar nicht lachen?
Matze Knop: (denkt länger nach) Ich weiß gar nicht, ob es etwas gibt, worüber ich gar nicht lachen kann. Was ich schwierig finde: Wenn etwas als Satire bezeichnet wird, das am Ende nur eine Beleidigung ist. So eine Respektlosigkeit sollte man sich auch deshalb gut überlegen, weil diese Energie immer zu einem zurückkommt.
"Ich hoffe, dass ich Dieter Bohlen irgendwann kennenlerne"
TAG24: Auf der Bühne erzählen Sie von Absurditäten. Was ist das Kurioseste, das Ihnen selbst passiert ist?
Matze Knop: In der Tat gibt es etwas Lustiges, das hier in Mannheim im "Capitol" passiert ist. Irgendwann am Anfang der zweiten Show-Hälfte ist ein Ehepaar aufgestanden und gegangen. Ich war gerade mitten im Erzählen und meinte: "Stopp, stopp. Habe ich etwas Falsches gesagt? Wieso geht Ihr denn jetzt?" Da drehte der Mann sich um und sagte: "Nee, es gefällt uns super. Aber wir stehen im Parkhaus und das macht in zehn Minuten zu und wir müssen wirklich los." Das war natürlich ein mega Brüller und es gab viel Gelächter.
Für den Rest des Abends habe ich das noch durchgezogen und gesagt: "Wir müssen Schluss machen, weil das andere Parkhaus um elf zumacht."
TAG24: Wie parodiert man Stimmen?
Matze Knop: Vor allem durch Beobachten und Zuhören. Dann muss man rausfinden, wo die Stimme einer Person sitzt. Ist es beispielsweise jemand, der mehr mit dem Kopf spricht, also weiter oben, so wie Dieter Bohlen (imitiert dazu perfekt die Stimme vom Pop-Titanen). Hat er einen Dialekt, macht er was mit der Zunge beim Sprechen, beißt er sich auf die Backen und spricht wie Paul Panzer? Das muss man rausfinden und dann üben.
Es ist immer einfacher und wirkungsvoller, wenn man jemanden hat, der etwas markanter ist. Sowohl sprachlich als auch optisch oder von seinem Habitus. Lauterbach etwa ist markanter als ein Lindner, bei dem die Ecken und Kanten auf den ersten Blick nicht so auffällig sind.
TAG24: Und wie reagiert Dieter Bohlen darauf, dass Sie ihn imitieren?
Matze Knop: Das ist der Einzige, den ich nicht persönlich kenne. Mit vielen Fußballern, die in meinem Programm auftauchen, stehe ich auch privat in Kontakt - ich selbst spiele auch Fußball. Obwohl ich ihn schon so oft parodiert habe, habe ich Dieter Bohlen noch nie kennengelernt. Komischerweise. Deshalb kann ich dazu gar nichts sagen. Ich hoffe, dass ich ihn irgendwann kennenlerne. Ich fänd's gut.
"Mut zur Lücke" und "Riverboat"
Matze Knop ist derzeit mit seinem neuen Live-Programm "Mut zur Lücke" auf Tournee. Der Kult-Comedian nimmt die Absurditäten des Alltags, die Tücken der Technik und die Peinlichkeiten von Promis und Politikern scharfsinnig auf die Schippe. Das Ergebnis: Erneut großartige Unterhaltung! Natürlich fehlen auch seine genialen Parodien nicht.
Sämtliche Termine unter matzeknop.de. Tickets sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter eventim.de erhältlich.
Außerdem übernimmt der 48-Jährige ab 27. Januar die Moderation im MDR "Riverboat". Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Matze Knop übernimmt "Riverboat"-Ruder! Diese Gäste sind dabei.
Titelfoto: Simone Bischof, Stephan Pick