Sucht-Expertin warnt bei "Markus Lanz" vor Cannabis-Legalisierung: "Fünf Joints täglich"
Hamburg - Kein Verständnis! Die geplante Cannabis-Legalisierung in Deutschland schlägt hohe Wellen, so auch am Dienstagabend in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz". Eine Sucht-Expertin warnte eindringlich.
Vanessa Graßnickel ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und leitet eine Sucht- und Entzugsklinik. Entsprechend hält sie die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (61, SPD) für "höflich gesagt wahnsinnig im wahrsten Sinn des Wortes".
Argumente für das Kiffen klatscht sie beiseite wie eine lästige Fliege. "Naiv" nennt sie den Glauben, der Schwarzmarkt würde durch die Legalisierung eingedämmt werden, "Kann ich nicht nachvollziehen", lautete ihre Antwort darauf, dass Alkohol ja auch eine legale Droge sei. "Das Leid, was alleine die Abhängigkeit von Alkohol nach sich zieht, muss ich nicht anreichern durch die nächste legale Droge", monierte sie.
Was bei Graßnickel allerdings für noch mehr Fassungslosigkeit sorgte, sind die geplanten Mengenangaben. "50 Gramm im Monat sind, ich habe das ausgerechnet, 1,6 Gramm am Tag", rechnete sie vor. "Das sind fünf Joints täglich."
Das Thema sei laut der Expertin zwar ausreichend diskutiert worden, dennoch mit einem Ergebnis, bei dem sie sich frage, "ob das der Verdummung der Gesellschaft nachhaltig dienen soll".
"Markus Lanz": Sucht-Expertin Vanessa Graßnickel nennt alarmierende Zahlen
Denn Graßnickel sieht eine große Gefahr. "Wenn ich Menschen in die Abstinenz bringen möchte, brauche ich jeden Tag aufs Neue eine Motivation, nicht zu konsumieren. Ich kann Abhängigkeiten nicht heilen, nur behandeln", klärte sie auf. Durch die Legalisierung von Cannabis würden Menschen viel leichter in eine weitere Abhängigkeit geraten.
Die Medizinerin beklagte zudem, dass es viele Zahlen und Studien über die negativen Auswirkungen von Cannabis, aber auch Alkohol geben würde. Doch es werde aus ihrer Sicht viel zu wenig dagegen unternommen.
"Es gibt Studien: Wenn Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren nur fünf Mal kiffen bis zum 30. Lebensjahr, haben sie ein dreifaches Risiko, eine Psychose zu bekommen", berichtete sie. "Das sind Zahlen, die sind erdrückend."
Zwar sollen Jugendliche bei der geplanten Legalisierung nicht an das Cannabis kommen, doch Graßnickel weiß genau, wie der Hase läuft. "Das Problem ist doch wie mit allen anderen Substanzen auch, der 18-Jährige holt's und es wird dann weiter verteilt", erklärte sie. Und so startet dann eben der Kreislauf der Abhängigkeit.
Titelfoto: ZDF/Cornelia Lehmann