Hamburg/Erfurt - Mittendrin kippte die Stimmung! Am Mittwochabend hatte Markus Lanz (55) die Politiker Bodo Ramelow (69, Linke) und Wolfgang Kubicki (72, FDP) zu Gast. Während die Sendung anfangs noch harmonisch erschien, platzte dem Ex-Ministerpräsidenten von Thüringen plötzlich der Kragen - aus einem nachvollziehbaren Grund, denn viel mitreden durfte er anfangs kaum.
In den ersten 30 Minuten der Wahl-Nachlese fiel auf, dass vor allem Kubicki seine Meinung kundtat. Dies hing auch damit zusammen, dass sich Lanz hauptsächlich auf das Scheitern der Liberalen und die Frage um deren Zukunft fokussierte.
Ramelow musste währenddessen oft als stiller Zuhörer agieren. Dies störte ihn irgendwann dermaßen, dass er seinem Ärger Luft machen musste und sich selbst das Wort nahm.
"Ich würde jetzt gerne einfach mal versuchen zu erläutern, dass in Thüringen 38 Prozent flächendeckend AfD gewählt haben - mit einer Ausnahme ...", brach sein Satz ab, weil Lanz direkt dazwischenging: "Ja, aber Herr Ramelow ... Nicht beleidigt sein."
Sofort feuerte der Linken-Politiker empört zurück: "Sie fangen an, über meinen Kopf über die Linke zu reden, aber nicht mit mir!"
"Das war ich gar nicht. Das war Frau Lehmann", sagte der ZDF-Moderator zu seiner Verteidigung und zeigte in Richtung der ebenfalls geladenen taz-Journalistin Anna Lehmann (50).
Ramelow über Erstarken der AfD: "Kämpfe gegen die Normalisierung des Faschismus"
Im weiteren Sendungsverlauf beruhigte sich die Situation wieder. Im Mittelpunkt stand nun der Erfolg der Linken bei der vergangenen Bundestagswahl.
Dazu ließ Lanz eine Rede der Vorsitzenden Heidi Reichinnek (36) einspielen, die der Union nach der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD im Bundestag ein Paktieren mit Rechtsextremen vorwarf. Es war eine Ansprache, die wenig später in den sozialen Netzwerken viral ging und wohl viele Wählerstimmen gebracht haben dürfte.
Zur Thematik erklärte Ramelow in der ZDF-Talkshow: "Ich kämpfe gegen die Normalisierung des Faschismus. [...] Die Art und Weise, wie sich jetzt auch die AfD als Fraktion gebildet hat, macht deutlich, dass der gesamte rechtsradikale Spektrums-Bereich aufgesogen und verinnerlicht wird."
Die ganze rund 78-minütige Folge mit allen Aussagen und Standpunkten kann in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.