Sohn von Mord-Opfer sitzt bei "Markus Lanz" neben Ex-Terroristin: "Was ist das für ein Gefühl?"
Hamburg - Außergewöhnliche Sendung im ZDF! Am Donnerstagabend hatte Markus Lanz (56) die Möglichkeit, mit Ex-RAF-Terroristin Silke Maier-Witt (75) ins Gespräch zu kommen und sie mit Aussagen von Jörg Schleyer (71) zu konfrontieren, der seinen Vater und damaligen Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer (†62) bei einem brutalen Mord während des sogenannten Deutschen Herbstes verloren hat.

Nach einem Kugelhagel entführten RAF-Mitglieder den formal ranghöchsten Repräsentanten der deutschen Wirtschaft und richteten ihn anderthalb Monate später am 18. Oktober 1977 im Grenzgebiet von Frankreich zu Belgien durch Kopfschüsse hin.
Als Späherin war Maier-Witt an der Verschleppung Schleyers beteiligt, der als einstiges SS- und NSDAP-Mitglied das ideale Ziel für die Rote Armee Fraktion gewesen ist.
Die 75-Jährige tauchte zunächst unter, wurde später festgenommen, inhaftiert und nach rund vier Jahren begnadigt. Mittlerweile bereut sie die Tat ihrer einstigen Mitkämpfer an Schleyer. "Dass er ein Nazi war, rechtfertigt ja nicht, dass man jemanden umbringt und hinterrücks erschießt", erklärte Maier-Witt im ZDF.
Sie saß in der Diskussionsrunde direkt neben Jörg Schleyer, von dem Lanz wissen wollte: "Was ist das für Gefühl?"
Darauf sagte der 71-Jährige: "Ich finde, man muss da stark differenzieren. Natürlich gehört Frau Maier-Witt zu einem Personenkreis, der in Summe für den Tod von über 30 Menschen verantwortlich ist. Auf der anderen Seite ist sie die einzige, die es jemals geschafft hat zu sagen, ich entschuldige mich für das, was ich damals gemacht habe." Er sehe es daher als seine Pflicht an, ihr zuzuhören.
Aussage von Ex-Terroristin Maier-Witt sorgt für Skepsis

Maier-Witt betonte im Verlauf der Sendung, dass sie keinen Kontakt zu dem Opfer hatte: "Ich habe Hanns Martin Schleyer nicht gesehen in der Gefangenschaft. Ich war an einem anderen Ort", erklärte sie. "Es gab keine Diskussionen darüber, was jetzt im Einzelnen passiert ist."
Dies machte Lanz stutzig. Schließlich habe sie doch im Jemen mit den anderen Mitgliedern "zusammengesessen" und sich ausgetauscht.
Sofort reagierte die 75-Jährige: "Man sitzt nicht zusammen!" Sie habe auch nicht aktiv nach der Tat gefragt, weil die Gruppe bereits drohte, auseinanderzubrechen.
Jörg Schleyer wollte ihr das nicht wirklich abnehmen: "Irgendwann gibt es doch eine Aufarbeitung dieser sechs Wochen, wenn man da so zusammensitzt." Maier-Witt erwiderte kopfschüttelnd: "Nein! Es gab keine Aufarbeitung!"
Die ganze, rund 76-minütige Folge mit allen Aussagen und Standpunkten kann in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.
Titelfoto: ZDF/Cornelia Lehmann