Rumms, das hat gesessen! Lanz und Precht knöpfen sich Böhmermann vor
Hamburg - Mission Attacke: Talk-Master Markus Lanz (53) und Schriftsteller Richard David Precht (58) haben zum Rundumschlag ausgeholt und sich dabei Satiriker Jan Böhmermann (42) mal ordentlich zur Brust genommen.
Eigentlich hatten sich Lanz und Precht für die neueste Folge ihres gleichnamigen Podcasts vorgenommen, über Schuld und Sühne zu sprechen. Als Beispiel führte das Duo die "Flugblatt-Affäre" rund um den bayrischen Politiker Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler) ins Feld.
Sollte man einem heute Erwachsenen die Verfehlungen seiner Jugendzeit anlasten? Wo zieht man die Grenze? Was ist rechtes Gedankengut, ab wann ist man ein Nazi und wie geht die Öffentlichkeit mit diesen Fragestellungen um?
Danach gerieten die Podcaster richtig in Wallung und knöpften sich passend zum Thema einen prominenten Kollegen vor: "Wir können nicht die Nazi-Grenze einen Zentimeter rechts von der Mitte anfangen lassen", so Precht, der dieses Gefühl in der öffentlichen Debatte oft habe. Als Beispiel nannte er den Satiriker Jan Böhmermann.
Denn für den sei jeder, der rechts von der SPD stünde, irgendwie ganz schnell unter Nazi-Verdacht, so Precht. Das würde dem Begriff seine Schärfe nehmen.
Lanz stimmte mit ein, kritisierte Böhmermanns inflationären Gebrauch des Wortes "Nazi" - auch gegenüber CDU-Politikern - und bezeichnete dessen Art und Weise als "furchtbar".
Richard David Precht: Böhmermanns Verhalten ist "unsäglich"
Precht ging sogar noch einen Schritt weiter. Böhmermanns Drang, mit "holzhackerischer Sicherheit" darüber zu entscheiden, wer in Deutschland Nazi ist und wer nicht, sei "unsäglich" und eine "moralische Selbstgerechtigkeit".
"Es gibt Stufen des angemaßten Moralismus, die einfach nicht gesund sind für die öffentliche Debattenkultur", sagte der Schriftsteller.
Apropos Debattenkultur: Damit habe Satiriker Böhmermann so seine Probleme, meinte Lanz. Bei einer Podiumsdiskussion im Hamburger Michel diskutierten beide vor zwei Jahren rund um das Thema Corona.
Böhmermann warf Lanz damals als einer von vielen vor, nicht nur über die vermeintlich "richtigen" Ansichten zu berichten, sondern auch alternative Meinungen - wie etwa die des Virologen Hendrik Streeck (46) - in seiner ZDF-Sendung "Markus Lanz" zuzulassen.
Markus Lanz: Wer den Mund aufmacht, müsse zu seinem Gesagten stehen
Was Lanz in der anschließenden Debatte gestört habe, sei das Verhalten Böhmermanns, als der sich argumentativ in die Ecke gedrängt gefühlt habe. "Dann nimmt er immer den Notausgang Satire", so Lanz. Erst zündeln und sich dann auf seiner Berufsbezeichnung ausruhen wollen, wenn es eng wird, sei etwas, was ihn wahnsinnig störe.
"Das ist eine Form von Feigheit letztens Endes auch", sagte der Talk-Master. Wer den Mund aufmacht, müsse im Anschluss auch zu seinem Gesagten stehen und es glaubwürdig vertreten können.
Trotz aller Kritik zeigte sich das Podcast-Duo am Ende versöhnlich. "Böhmermann beschäftigt sich gern mal mit uns, jetzt beschäftigen wir uns mit ihm, finde ich gut", so Markus Lanz.
Titelfoto: Bildmontage: Georg Wendt/dpa, Henning Kaiser/dpa, Rolf Vennenbernd/dpa