Rektorin klagt bei "Markus Lanz": "Kinder haben Angst in die Schule zu gehen"

Hamburg - Gewalt, Beleidigungen, Vandalismus - an deutschen Schulen herrscht mittlerweile ein Klima der Angst. In der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" warnte Schulleiterin Anja Mundt-Backhaus vor den immer schlimmer werdenden Zuständen.

Schulleiterin Anja Mundt-Backhaus klagte über die massive Gewalt an ihrer Schule.
Schulleiterin Anja Mundt-Backhaus klagte über die massive Gewalt an ihrer Schule.  © ZDF/Markus Hertrich

In einem Brandbrief hatte sie sich bereits Anfang des Jahres fast schon verzweifelt an die Stadt Hannover gewandt. Konflikte diverser Arten gehören mittlerweile zum Alltag für die Pädagogin, doch diese führen dazu, "dass Kinder Angst haben, in die Schule zu gehen", erklärte sie.

Allein an ihrer Bildungseinrichtung, einer Integrierten Gesamtschule in Hannover, herrsche unter den Kindern und Jugendlichen "eine aufgeladene Spannung, viel rohe Sprache, die wir als Beleidigung empfinden, Machtkämpfe". Oftmals können die Lehrer nur ohnmächtig zuschauen. "Es ist kein rein schulisches Problem, es ist ein gesellschaftliches Problem", klagte Mundt-Backhaus.

Ein Einspieler verdeutlicht die dramatische Situation. "Jeder Fünfte hat hier ein Messer in der Schule gehabt, das finde ich halt ein bisschen blöd, weil man traut sich nicht mehr in die Schule zu gehen", erzählte ein Schüler. Ein anderer wird sogar noch deutlicher: "In der Schule gibt es keine Sicherheit."

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Diese Aussagen unterstrich Mundt-Backhaus mit einem Brief, den ein Vater an die Schulleitung weitergab. "Seit einigen Tagen beschwert sich unser Kind über den Alltag. Es wird ständig belästigt, beleidigt, gemobbt, bedroht und geschlagen." Die Lehrer sind mit ihrem Latein allerdings am Ende.

"Wenn es um Gewalt geht, wenn Schüler sich nicht mehr sicher fühlen, können sie auch nicht mehr lernen", erklärte Psychiater und Theologe Manfred Lütz (70). "Sobald man Angst hat, ist das Gehirn mit anderen Dingen beschäftigt und da, finde ich, muss einfach eine rote Linie sein."

CDU-Politikerin Karin Prien schlägt Alarm: "System nicht stark genug für veränderte Schülerschaft"

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (58, CDU) schlug in der Sendung Alarm.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (58, CDU) schlug in der Sendung Alarm.  © ZDF/Markus Hertrich

Die Gründe für die eklatanten Zustände sind vielschichtig und kaum in den Griff zu bekommen. "Wir kriegen jedes Jahr Tausende zusätzlicher Schüler durch Zuwanderung", klagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (58, CDU). "Umso mehr Kinder unterschiedlichster Herkunft zusammenfinden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Konflikte stärker werden."

Dabei spielen aus ihrer Sicht vor allem die sozialen Verhältnisse, unabhängig vom Migrationshintergrund, eine Rolle.

"Wir sind als System nicht stark genug auf diese veränderte Schülerschaft und das veränderte Elternverhalten eingestellt", gab Prien offen zu. "Wir haben eine völlig veränderte Situation im Umgang von Eltern mit ihren Kindern."

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Dabei ist allen in der Runde klar, dass sich um die Kinder und ihre Zukunft gekümmert werden muss. "Aber wir haben ja nur diese Kinder, es nützt ja nix", unterstrich die CDU-Politikerin noch einmal.

Doch wie bekommt man die Probleme in den Griff? Der Lehrer-Beruf hat sich mittlerweile stark gewandelt. Bildung steht nicht mehr an erster Stelle, sondern Erziehung. Entsprechendes Personal zu finden, ist schwierig. "30 bis 40 Prozent der Menschen, die jetzt Lehrkräfte sind, werden bis 2035 in Rente gehen", schlug Prien Alarm.

Die Aussichten an deutschen Spielen sind düster und werden künftig wohl auch nicht besser.

Titelfoto: ZDF/Markus Hertrich

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