Mojib Latif bei "Markus Lanz": "CDU wiederholt AfD-Worte"

Hamburg - Mojib Latif (68) war zu Gast bei Markus Lanz (54) und echauffierte sich am Dienstag gegenüber dem ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (43, CDU) über den AfD-Narrativ-Gebrauch seiner Partei.

Markus Lanz (54) empfindet den Wahlkampf in Sonneberg als Kulturkampf.
Markus Lanz (54) empfindet den Wahlkampf in Sonneberg als Kulturkampf.  © ZDF/Markus Hertrich

Vor wenigen Tagen wurde Robert Sesselmann (50, AfD) zum Landrat in Sonneberg (Thüringen) gewählt. Ein Schock für viele Deutsche. Als "Dammbruch" sah es Winfried Kretschmann (75, Grüne).

Jens Spahn schien bei Lanz weniger besorgt über das Wahlergebnis zu sein.

"Ja klar, müssen wir analysieren, was da passiert ist, ich empfehle nur immer nicht gleich zuerst die Empörung in der Analyse zu haben. Das ist auch gar keine Analyse mehr. Das ist erstmal nur emotionales Auseinandersetzen."

Markus Lanz kann es nicht fassen: "Warum wird da geklatscht?"
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Stattdessen solle man erstmal die Frage nach dem "Warum" stellen. Frust, glaubt Spahn. Gründe dafür: Migration, Heizgesetz, Gender und Co. Themen, die auch im Wahlkampf in Sonneberg eine Rolle spielten.

"Es war Kulturkampf", stellte Lanz fragend fest. Oder zumindest könne man diese Themen dazu hochjazzen. "Und das erleben wir gerade."

Es seien Themen, die zur gesellschaftlichen Spaltung führen, so Spahn. "Wenn sie bearbeitet werden in einer Art und Weise, die spaltend ist. In der Sprache, in der Auseinandersetzung."

CDU nutzt die Narrative der AfD

Dass sich die CDU an dem Narrativ der AfD bedient, findet Mojib Latif (68) inakzeptabel.
Dass sich die CDU an dem Narrativ der AfD bedient, findet Mojib Latif (68) inakzeptabel.  © Ulrich Perrey/dpa

Das Thema Kulturkampf trieb am Dienstag auch Klimaforscher Mojib Latif um. "Wie kann es angehen, dass Sie die Narrative der AfD wiederholen?", wollte er von Jens Spahn wissen.

Die Schuld für den Aufstieg der AfD werde immer bei der Ampel gesucht, so der 68-Jährige weiter. "Aber, dass Leute von Ihnen sagen 'Heizhammer' oder 'Gesinnungsstaat', das sind Worte, die von Ihren Kollegen und Kolleginnen kommen, das ist für mich völlig unakzeptabel."

"Und ich finde, (…) Sie sollten doch gerade einen Gegenpol, gerade auch was die Anrede der Bevölkerung angeht, darstellen und nicht in die gleiche Kerbe hauen, mit den gleichen schlimmen Worten."

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Warum es da keinen Widerstand gebe, wollte der Wissenschaftler von Spahn weiter wissen. "Ich hoffe, dass Sie nicht solche Worte benutzen."

Viel wollte Spahn zu diesem Vorwurf gar nicht sagen. Aber er betonte: "Ich widerspreche vehement der These, dass die politische Auseinandersetzung über Themen wie die Heizungsgesetzgebung und das, was wir dazu sagen, irgendwie dazu führt, dass es solche Wahlergebnisse gibt."

Wörter wie "Heizhammer" wird Spahn wohl künftig nicht aus seinem Wortschatz streichen. "Also wenn das jetzt schon irgendwas ist, was man in der politischen Debatte in Deutschland nicht mehr sagen kann. … Ich finde, so ein paar Sprachräume sollten wir uns miteinander schon noch aufhalten", findet Spahn.

Titelfoto: Ulrich Perrey/dpa, ZDF/Markus Hertrich

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