Markus Lanz wurde als Volontär bei Radio Hamburg rausgeworfen: Das war der Grund
Hamburg - Bevor Markus Lanz (53) so bekannt war, dass er eine eigene Talkshow im ZDF bekam, arbeitet er in den 90ern bei Radio Hamburg. Der Sender warf ihn schließlich raus. Wie kam es dazu?
Das wurde jetzt im Podcast "Weisheit mit Löffeln" ausführlicher betrachtet. Marzel Becker (59), Chef von Radio Hamburg, und Christian Stübinger (33), Morningshow-Moderator, nahmen eine Aussage des 53-jährigen Talkmasters im Podcast "Precht & Lanz" zum Anlass, die genauen Hintergründe des Rauswurfs zu beleuchten.
Als damals 26-Jähriger arbeitete Lanz im Jahr 1995 bei Radio Hamburg als Volontär. Im selben Jahr ließ der damalige Staatspräsident Frankreichs Jacques Chirac (1932-2019) Atombomben auf Mururoa, einem Atoll in Französisch-Polynesien im Südpazifik, testen. Der Protest dagegen war groß.
Lanz entschied sich mit seinen Radio-Kollegen Marzel Becker und Stephan Heller (54) einen Anti-Atom-Song aufzunehmen. Die drei nannten sich "Le Camembert Radioactif". Ihr Song im angesagten Eurodance-Stil hieß "F...! Chirac" (Anm. d. Red.: "Fuck Chirac!" war der Slogan der Proteste gegen die Atombombentests).
Der Liedtext ergibt keinen Sinn, denn es handelt sich nur um eine wahllose Aufzählung von französischen Orten, Namen und Worten. Kostprobe: "Prêt-à-porter, Louis de Funès, Saint-Tropez, Saint Albray". Das hätte jeder Schüler nach dem ersten Jahr Französischunterricht besser gekonnt.
Und dennoch: "Wir haben 12.000 CDs verkauft", erinnerte sich Becker jetzt. Der Legende nach wurde "F...! Chirac" in den polnischen Charts sogar ein kleiner Hit.
"Le Camembert Radioactif" mit "F...! Chirac"
Wie wirkte sich Rauswurf für Markus Lanz aus?
Sicher ist aber, dass das Lied zu Lanz' Rauswurf bei Radio Hamburg führte. Die drei jungen Wilden beim Sender ließen den Song tatsächlich im Morgenprogramm laufen. Ganz zum Ärger ihrer Chefs. Lanz deutet dazu in seinem Podcast an, dass er rausgeflogen sei, weil die anderen beiden "sehr prominente, wichtige Köpfe des Senders" waren. Er dagegen - so seine Botschaft – war als Volontär das Bauernopfer.
Etwas anders erinnerte sich sein damaliger Kollege. "Wir haben alle erstmal eine Abmahnung bekommen. Stefan, Markus und ich. Das Problem war bloß, Markus hatte schon mehrere Abmahnungen. Es war seine dritte." Es folgte die fristlose Kündigung.
Becker und fügte noch mal ganz deutlich hinzu: "Es hat ihn meiner Meinung nach nicht erwischt, weil er das Bauernopfer war, weil irgendein Kopf rollen musste, sondern weil er diese Menge an Abmahnung bekommen hat." Einmal habe er einen Witz über einen Werbekunden gemacht, der zweite Abmahn-Grund sei ihm entfallen.
Nach dem Rauswurf beim Radio wurde Lanz aber nicht fallen gelassen. Einer seiner Chefs soll beim Chef von RTL Nord angerufen haben. "Er hat ihn darum gebeten, ob Markus nicht bei RTL in Hamburg sein Volontariat zu Ende machen kann", sagte Becker. Das habe ihn erst ins Fernsehen gebracht und seiner Karriere einen kräftigen Schub gebracht.
Die Botschaft: Der Rauswurf war das beste, was dem jungen Lanz je passieren konnte. Sonst stünde er vermutlich nicht da, wo er jetzt steht.
Titelfoto: Paul Zinken/dpa