Markus Lanz fordert Klartext von CDU-Mann: "Ist der Kanzler damit der Lüge überführt?"
Hamburg/Berlin - Die "Taurus"-Abhöraffäre in Deutschland sorgte für Aufsehen und Empörung. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (63, SPD) gab vier Tage später einen "Anwendungsfehler" zu. In seiner Sendung am Dienstagabend wollte Markus Lanz (54) vom CDU-Politiker Roderich Kiesewetter (60) wissen, wie die Opposition zu dem neuerlichen Vorfall steht.
Direkt zu Beginn fragte der ZDF-Moderator den Verteidigungsexperten der Union: "Was haben Sie gedacht, als Sie von diesem 'Taurus'-Leak erfahren haben?"
Kiesewetter sprach daraufhin von einem "sehr interessanten Coup des russischen Nachrichtendienstes am Tag der Beisetzung von Nawalny".
Zugleich zeigte er sich von den Inhalten des abgehörten Gesprächs nicht überrascht: "Die Aussage, dass die Bundeswehr alles tut, dass die Ukraine diese Mittel ohne Bundeswehr-Beteiligung einsetzen kann - das wissen wir im Bundestag schon seit Monaten."
Die politische Dimension stellte Lanz zunächst hinten an. Stattdessen wollte er die ganz grundlegende Frage klären, wie eine solche Cyber-Attacke auf Deutschland überhaupt möglich ist.
Darauf Kiesewetter: "Das wird gerade geklärt. (...) Der Skandal ist nicht, dass Russland sich dort eingeschaltet hat, sondern der Skandal ist, dass wir nicht in der Lage waren, unsere eigenen Systeme zu härten."
Lanz zu Kiesewetter: "Ist der Kanzler damit der Lüge überführt?"
Angesichts des öffentlich gewordenen Gesprächs bringt Lanz auch Olaf Scholz (65) ins Spiel, der keinesfalls Marschflugkörper liefern wolle, da dies die Anwesenheit von Bundeswehrsoldaten in der Ukraine zur Folge hätte.
"Ist der Kanzler damit bloßgestellt, (...) der Lüge überführt?", fragte der Moderator in der Hoffnung, vom CDU-Mann einen klaren Standpunkt aufgezeigt zu bekommen.
Kiesewetter verneinte dies, sagte aber: "Wir haben uns immer gewundert, warum der Bundeskanzler die 'Taurus'-Lieferung ablehnt. Es kam immer die Begründung, dass Bundeswehr-Soldaten vor Ort sein müssten. (...) Das ist de facto falsch."
Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg ergänzte der Politiker: "Wenn ich es jetzt sehr knallhart sage, dann hat der Bundeskanzler die Öffentlichkeit getäuscht, weil für einen Einsatz dieses Systems (...) mit etwas zeitlichem Vorlauf keine Bundeswehr-Unterstützung nötig ist."
Die Forderung des 60-Jährigen lautet daher: "Wenn der Kanzler will, dass die Krim wieder befreit wird, also Putin wackelt, dann muss er der Lieferung von 'Taurus' zustimmen."
Die ganze Folge mit allen Aussagen kann in der ZDF-Mediathek angesehen werden.
Titelfoto: ZDF/Cornelia Lehmann