Journalist entsetzt bei "Markus Lanz" wegen AfD-Rede: "Läuft einem kalt den Rücken runter"

Hamburg/Berlin - Die konstituierende Sitzung des 21. Deutschen Bundestages beschäftigt Markus Lanz (56) noch immer. Auch in seiner Sendung vom Mittwochabend wollte der Moderator über die Geschehnisse - insbesondere über das Verhalten der AfD im Parlament - sprechen und dabei die Frage klären, ob eine Ausgrenzung der Partei wirklich die richtige Lösung sein kann.

Bestürzt äußerte sich Journalist Michael Bröcker (48) im ZDF zu einer Rede des AfD-Abgeordneten Brandner.  © ZDF/Markus Hertrich

Vor allem Stephan Brandner (58) sorgte am Dienstag wieder für Wirbel. Grund dafür war seine Auftaktrede, die Lanz auch einspielen ließ.

Zu hören waren heftige Vorwürfe gegen die anderen Fraktionen: "Tricksen, Täuschen, Lügen, Betrügen - alles gegen die Bürger draußen, gegen die Opposition hier in diesem Hause", behauptete Brandner und schoss in Richtung Union: "Sie sind umgekippt in letzter Minute und haben kapituliert vor den rot-grünen Schrumpfgermanen."

Der Abgeordnete griff damit auf eine NS-Terminologie zurück, die Journalist Michael Bröcker (48) in der ZDF-Talkshow scharf verurteilte: "Man könnte jetzt auch die Farbe aus dem Bild rausnehmen und die Schwarz-Weiß-Bilder aus den 30er-Jahren reintun. Es läuft einem kalt den Rücken runter", zeigte sich der 48-Jährige entsetzt.

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Auch die geladene Grünen-Chefin Franziska Brantner (45) war angesichts der Verächtlichmachung des Parlaments äußerst besorgt. Sie erinnerte nach der plötzlichen Kehrtwende von CDU-Chef Friedrich Merz (69) bei der Schuldenbremse zugleich an die Bedeutung, im Wahlkampf ehrlich zu sein und der AfD keine Angriffsfläche zu bieten.

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Grünen-Chefin Franziska Brantner (45) kritisierte die Verächtlichmachung des Bundestags durch die AfD-Fraktion scharf.  © ZDF/Markus Hertrich

Markus Lanz erkennt AfD-Dilemma: "Macht sie zu Märtyrern!"

Markus Lanz (56) sieht ein Märtyrer-Problem.  © ZDF/Markus Hertrich

Lanz stellte im weiteren Verlauf der Sendung die Frage in den Raum, ob man nicht der AfD als zweitgrößte Fraktion im Bundestag auch den Anspruch auf einen Vizepräsidenten einräumen sollte, um als Demokraten Größe zu beweisen.

Sonst mache man wieder das Geschäft der AfD. "Man macht sie zu Märtyrern!", beschreibt der Moderator die Problematik. "Wie gehen Sie mit diesem Dilemma um?", wollte Lanz von Brantner wissen.

Darauf erklärte die Grünen-Vorsitzende: "Die AfD-Fraktion hat das Recht, jemanden vorzuschlagen wie jede andere Fraktion auch. Jeder Kandidat muss am Ende gewählt werden. [...] Und die AfD-Kandidaten haben es nicht geschafft, Mehrheiten auf sich zu versammeln. Es gibt kein Recht darauf, gewählt zu werden."

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Lanz erwidert: "Das verstehe ich, aber es ist mehr als nur ein normaler parlamentarischer Vorgang."

Brantner reagiert: "Ich weiß, aber der Vizepräsident hat in dem Moment, in dem er vorne sitzt, auch die Macht über die Bundestagspolizei und sie müssen der Person, die sie dort wählen, so viel zutrauen, dass diese Person in einer Situation die Bundestagspolizei nie gegen Demokraten einsetzen lassen wird."

Die Frage "Traue ich diesem AfDler?" sei sehr berechtigt, betont die Abgeordnete.

Die ganze, rund 77-minütige Folge mit allen Aussagen und Standpunkten kann in der ZDF-Mediathek auf Abruf angesehen werden.

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