Luke Mockridge: Kritik beim Comedypreis - Ein Comedian spricht von "Lynchjustiz"
Köln – Beim Deutschen Comedypreis am Freitagabend in Köln waren es vor allem drei Promis, die ein Statement zu den Vorwürfen gegen Comedian Luke Mockridge (32) setzten. Nach der Verleihung entbrannte eine heftige Diskussion.
Besonders Kabarettistin und Ehrenpreisträgerin Maren Kroymann (72) hatte für Aufsehen gesorgt, als sie ihre Dankesrede im Live-TV nutzte, um die "Wolke, die über diesem Saal schwebt" zu thematisieren.
"Ein Kollege von uns hat Übergriffe gemacht und eine junge Kollegin hat das gesagt", sagte die Entertainerin und rief die Comedypreis-Macher zur Verantwortung: "Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche hier für diesen Preis und auch von dem Sender die Eier gehabt hätten, zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen, die betroffen sind."
Betroffene müssten ernst genommen und respektiert werden. "Ich würde mir wünschen (...), dass man ihnen glaubt."
Comedian Hazel Brugger (27) und ihr Mann Thomas Spitzer (33) lobten die 72-Jährige für ihre Worte. Die Rede sei "mit Abstand das Highlight der Veranstaltung" gewesen, schrieb Brugger in einer Instagram-Story.
Das Ehepaar hatte bei der Preisverleihung selbst ein Zeichen gesetzt - mit T-Shirts, auf denen vorn "Konsequenzen für Comedian XY" und hinten "Künstler ohne Rückgrat sind Künstler ohne Geschmack" stand.
Hazel Brugger und Thomas Spitzer äußern sich zu ihrer T-Shirt-Aktion
Tom Gerhardt teilt Statement zu Luke Mockridge bei Instagram
Schauspieler Tom Gerhardt verurteilt "Lynchjustiz" gegen Luke Mockridge
Im Netz kassierten Brugger und Spitzer für ihre Aktion viel Anerkennung und teilweise auch heftige Kritik. "Einfach nur WOW für eure Integrität", lobten Fans etwa.
Die Bilder ihres Auftritts wurden vielfach geteilt - auch von Ines Anioli (35). Die Podcasterin soll die Frau gewesen sein, die Mockridge wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hatte. Das Verfahren war mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden.
Für viele ein Grund, um die öffentlichen Anschuldigungen gegen Mockridge aufs Schärfste zu verurteilen. "Hausmeister Krause"-Darsteller Tom Gerhardt (63) veröffentlichte dazu bei Instagram ein Statement.
"Dass die Ehrenpreisträgerin meint, Luke Mockridge in Abwesenheit öffentlich und hochpathetisch an den Pranger stellen zu müssen, bringt ihr keine Ehre ein. Wir wissen alle nicht, was da wirklich war und es gibt keine Beweise. Also ist es eine Schweinerei jemand vorzuverurteilen, nur weil das Anliegen ja so gut ist."
Er schrieb von einem "öffentlichen Schauprozess" und verurteilte den "Versuch, einen Menschen öffentlich der Schande preiszugeben, um sich selbst damit moralisch zu erhöhen". Konsequenzen für Mockridge könnten erst verlangt werden, wenn etwas bewiesen ist. Alles andere sei "Lynchjustiz, Heuchelei, selbstgerecht" und "rücksichtslos".
Twitter-User reagieren auf Comedypreis-Eklat um Luke Mockridge
Twitter-User diskutieren: "Sorry, das geht gar nicht"
"Endlich mal normale Leute. Sehe dies auch so", erhielt Gerhardt in den Kommentaren Zuspruch, aber auch Widerrede: "Wie viele Frauen müssen sich noch zu Wort melden, bis ihnen endlich geglaubt wird? Es ist unfassbar", schrieb eine Userin und erhielt dafür innerhalb kürzester Zeit dutzende Likes.
Auch bei Twitter ließen die Ereignisse beim Comedypreis die Debatte um Luke Mockridge neu aufkochen. Viele konnten Gerhardts Standpunkt dabei nachvollziehen.
"Das Thema an sich ist eine gute Sache, Frauen zuhören usw. Aber man kann nicht gleichzeitig die Gegenseite ans Kreuz nageln ohne Beweise. Sorry, das geht gar nicht", hieß es.
Andere stimmten zu: "Solange es kein Urteil, nicht mal ein Verfahren gibt, hat man ihn als unschuldig zu behandeln, anstatt ihn aufgrund irgendwelcher Geschichten, von denen keiner weiß, ob sie stimmen, vorzuverurteilen."
Mockridge selbst zieht sich derweil - wie zuletzt angekündigt - aus der Öffentlichkeit zurück. Er brauche "Zeit, Ruhe und Abstand, um zu verstehen, zu lernen und zu heilen".
Titelfoto: Montage: Rolf Vennenbernd/dpa, Guido Kirchner/dpa