Howard Carpendale im TAG24-Interview: "Balladen will man im Moment nicht hören"

Leipzig - Seit 50 Jahren verzaubert er mit seiner Musik: Mit Titeln "Ti Amo" und "Hello Again" feierte Howard Carpendale (73) riesige Erfolge. Nun will es der gebürtige Südafrikaner nochmal wissen: Am 25. Oktober erschien das neue Album "Sinfonie meines Leben", das er in den Londoner Abbey Road Studios mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufnahm.

Am 25. Oktober veröffentlichte Carpendale sein neues Album "Sinfonie meines Lebens", das er mit dem Royal Philharmonic Orchestra in London aufnahm.
Am 25. Oktober veröffentlichte Carpendale sein neues Album "Sinfonie meines Lebens", das er mit dem Royal Philharmonic Orchestra in London aufnahm.  © DPA, Peter Endig

Im nächsten Jahr geht der Sänger der "Show meines Lebens" auf große Tournee. TAG24 hat den Musiker in Leipzig zum Interview getroffen.

TAG24: Herr Carpendale, für Ihr neues Album haben sie aus über 700 Songs 12 ihrer Lieder neu arrangiert und aufgenommen. Wie hat sich entschieden, welche Titel auf die Platte kommen?

Howard Carpendale: "Es gab schon acht Titel, die dabei sein müssen, wie 'Ti Amo' und auch 'Hello Again'. Dann gibt es noch zwei ganz wichtige Titel für mich auf dem Album - zum einen 'Nachts in New York City', den ich sehr liebe. Und 'Unter einem Himmel' ist drauf, das ist ein Titel, der kein großer Hit war, aber ich werde ihn singen, bis es ein großer Hit ist."

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TAG24: Wie war für Sie die Zusammenarbeit mit diesem berühmten Orchester?

Carpendale: "Das Album wurde arrangiert von James Morgan und seiner Frau Juliette Pochin, einem Ehepaar aus England. Wir haben sehr schöne Gespräche geführt im Vorfeld. Ich habe ihnen erklärt: 'Ich will nicht der Sänger sein, den ihr mit Orchester begleitet, als hätten meine Hits ein paar mehr Streicher dazubekommen. Ich möchte eine Platte haben, auf der das Orchester sehr deutlich zu hören ist.' Es ist das Royal Philharmonic Orchestra, größer geht es nicht. Und auch noch in den Abbey Road Studios. Und dann soll ich die Musiker bitten, unter meine alten Playbacks ein paar Streicher zu setzen? Nein, das ging nicht. Und ich glaube, das macht auch den Erfolg des Albums aus. Es ist eine Mischung aus, ich will nicht Klassik sagen, aber aus Orchestermusik und Pop. Und ich finde diese Mischung sehr gelungen."

TAG24: Wie haben Sie die Aufnahmen erlebt? Wie war es, die Songs aus 50 Jahren neu zu interpretieren?

Carpendale: "Es war unglaublich, wie ein wenig in Trance. Ich habe mich nie als großer Komponist gesehen, ich habe eher aus der Not heraus komponiert. Es gab damals einfach niemanden, der die Musik geschrieben hat, die ich singen wollte. Ich habe damals eine Melodie auf Kassetten gesungen, bin damit zu einem Arrangeur gegangen und er hat die Harmonien gesetzt. Später kam Joachim Horn hinzu, mit dem ich 35 Jahre lang zusammen geschrieben habe. Und dann in diesem Studio zu sitzen und mit diesem Orchester Melodien zu spielen, als ob es Beethoven oder Bach wäre - ich dachte, das könne nicht wahr sein. Auch die Texte haben eine andere Bedeutung für mich bekommen. Mir war nie ganz klar, was für wunderschöne Dinge auch zwischen den Zeilen zu finden sind."

"Die Welt wird in ein paar Monaten und Jahren bestimmen, wie wir überhaupt denken", zeigte sich der Sänger nachdenklich im Blick auf die Zukunft.
"Die Welt wird in ein paar Monaten und Jahren bestimmen, wie wir überhaupt denken", zeigte sich der Sänger nachdenklich im Blick auf die Zukunft.  © DPA, Peter Endig

TAG24: Viele der Lieder auf "Sinfonie meines Lebens" handeln von der Liebe. Ein Gefühl, das auch Ihr Leben stets prägte?

Carpendale: "Ich glaube, es ist ein Gefühl, dass in der heutigen Zeit sehr wichtig ist. Viel mehr noch als früher. Liebe ist ein großes Wort, aber überhaupt Zuneigung und Respekt füreinander und unsere Werte - die fehlen uns allen, glaube ich. Ich bin gerne auch ein wenig Katalysator für Menschen, vielleicht mehr darüber nachdenken. In unserer Welt herrscht heute viel Chaos und das hat viel damit zu tun, dass wir nicht mehr zuhören. Auch ein Menschenleben ist nicht mehr das wert, was es mal war. Das werde ich mit meinen Texten nicht ändern, aber ich denke, es ist zumindest wichtig, nicht nur über Sonne und Meer zu singen, sondern auch ein bisschen tiefer zu gehen."

TAG24: Sie feiern ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Wie lange bleiben sie den "Brettern, die die Welt bedeuten" noch treu?

Carpendale: "Wenn Sie mich persönlich fragen - ich glaube, dass das nächste Jahr in unserer Welt so bedeutsam wird. ich tu' mich deshalb schwer, im Moment über meine Zukunft in der Musik nachzudenken. Die Welt wird in ein paar Monaten und Jahren bestimmen, wie wir überhaupt denken. Wir haben eine Wahl in Amerika vor uns, die wird phänomenal - hoffentlich nicht phänomenal hässlich, aber ich befürchte schon. Ein Trump redet von Bürgerkrieg, das ist unfassbar. Da würden wir nicht weiterleben, wie bisher. Auch in Deutschland gibt es Probleme. Und die Musik ist auch in einer völlig anderen Situation. In den nächsten sechs Monaten wissen wir, was wir tun wollen, aber dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Ich glaube, dass die Musik sehr abhängig ist von der Stimmung in der Welt. Deswegen hören wir seit zehn Jahren Party. Balladen will man im Moment nicht hören."

Mit "Die Show meines Lebens" wird Howard Carpendale am 6. Mai 2020 in der Leipziger ARENA das Publikum begeistern. Die Tickets für das Konzert bekommt Ihr >>> hier.

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