Julian Reichelt bei "Chez Krömer": Als Kurt Krömer dieses Thema anspricht, kippt die Stimmung

Berlin - Ein Verhörraum, zwei Raucher, unterschiedliche Ansichten über Politik und die Welt. Kurt Krömer (47) hat in seiner rbb-Show "Chez Krömer" Julian Reichelt (42) vor den Kadi gezerrt. Das Zoff-Barometer war mehr als gespannt.

Julian Reichelt (42, r.) stellte sich ohne Zigarette den Fragen von Kurt Krömer (47).
Julian Reichelt (42, r.) stellte sich ohne Zigarette den Fragen von Kurt Krömer (47).  © rbb/Carolin Ubl

Klar, zu schenken hatten sich Gast und Gastgeber erwartungsgemäß nichts. Es fing schon damit an, dass dem ehemaligen "Bild"-Boss kein Getränk angeboten wurde.

Dass Krömer aus seiner Verachtung für die "Bild"-Zeitung und dessen ehemaligen Chefredakteur Reichelt keine Mördergrube macht, war allerdings auch der Sargnagel für das Gespräch.

Die zu verbissenen Versuche des Berliners, Reichelt grillen zu wollen, verfingen zunächst nicht, sodass er das Heft der Gesprächsführung unfreiwillig aus der Hand gab, wie sich zeigen sollte.

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Auf Krömers Kommentar, die "Bild"-Zeitung habe unter Reichelts Führung sehr zur Freude der AfD einen Rechtsruck erlebt und sich von der medialen Willkommenskultur entfernt, antwortete der frühere Kriegsreporter:

"Ich habe immer gesagt, wir müssen in Syrien intervenieren, (...) und wenn wir das nicht tun, müssen wir Syrer in Deutschland aufnehmen. Ich habe nicht gesagt: jeder, der sagt: 'Ich bin Syrer.'"

Und weiter fuhr Reichelt fort: "Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie schlimm das politische Management sein würde - dass wir zum Beispiel Kriminelle nicht abschieben. Wenn ich mir das hätte vorstellen können, dann wäre ich vielleicht der grundsätzlichen Situation, Menschen in diesem Ausmaß aufzunehmen, noch kritischer gegenüber gewesen."

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"Anonymisierter Schmutz"

Julian Reichelt pocht im Gespräch auf seine Intim- und Privatsphäre.
Julian Reichelt pocht im Gespräch auf seine Intim- und Privatsphäre.  © rbb/Carolin Ubl

Als Krömer Gerüchte um Reichelts vermeintlichen Drogenkonsum ins Spiel brachte, gewann er augenscheinlich Oberwasser und schien einen wunden Punkt getroffen zu haben. "Nehmen Sie Drogen? Koks?", wollte der gebürtige Neuköllner wissen.

Reichelt dementierte, trat auf breiter Front zur Vorwärtsverteidigung an. "Ich rede nicht über mein Privatleben. Ich glaube, das Thema ist bei Freunden dieser Sendung wie Stuckrad-Barre besser aufgehoben."

Einen Einspieler mit einer verpixelten Ex-"Bild"-Mitarbeiterin, wonach Reichelt an einem Abend mehrere Lines Kokain konsumiert habe, lachte der Journalist, der den Vorwürfen nach Privates und Berufliches nicht voneinander habe trennen können, als "anonymisierte[n] Schmutz" weg.

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Mit Fragen zu internen Untersuchungen des Springer-Verlages gegen Reichelt wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs wollte ein kaum schlagfertiger Krömer seinem Gast das Linealstöckchen über die Finger ziehen.

Im Zusammenhang mit dem Compliance-Verfahren sprach der gebürtige Hamburger von einer "abscheuliche[n], abstoßende[n] und verleumderische[n] Berichterstattung als Teil einer Kampagne, die sich [s]eines Privatlebens ermächtigt" habe.

Reichelt schenkte Krömer gehörig ein und drohte, das Gespräch abzubrechen. "Sie verwenden hier Methoden, die dem Raum hier entsprechen."

Darauf knurrte Krömer: "Dafür ist er ja da." Reichelt feuerte zurück. "Sie machen hier etwas, das unlauter ist, und das verbitte ich mir", empörte sich der 42-Jährige und legte nach: "Sie benutzen Methoden, die Sie eigentlich abstoßend finden, und das macht Sie und Ihre Methoden abstoßend." Nach Reichelts Ansicht mache sich Krömer "auf sehr ekelhafte Weise zum willigen Vollstrecker".

"Das war Pulver-Reichelt bei Chez Krömer", beendete Krömer das Gespräch spitz nach enttäuschenden dreißig Minuten, bei dem er nicht aus dem Knick kam. Schlussaufstellung am Stehpult wie sonst üblich? Flötepiepen. Der Moderator ließ seinen Gast im Verhörraum sitzen und warf die Tür zu.

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"Chez Krömer": Das sind die weiteren Studiogäste

Weitere Studiogäste sind Satiriker Jan Böhmermann (41), Autorin und Prostituierte Salomé Balthus (38), der Regisseur Rosa von Praunheim (79), Rapper Xatar (40) und der Comedian Faisal Kawusi (31).

Die weiteren Folgen "Chez Krömer" laufen dienstags um 22.15 Uhr im Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Online erscheinen die Folgen wöchentlich jeweils bereits montags ab 18 Uhr in der ARD-Mediathek und auf YouTube.

Titelfoto: rbb/Carolin Ubl

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