Helge Schneider bei "Chez Krömer": Irrsinnig komisch bis zum Anschlag

Berlin - Gipfeltreffen zwischen zwei Komiker-Kumpels! Helge Schneider (66) hat am Montagabend den krönenden Abschluss der aktuellen Staffel "Chez Krömer" gebildet. Der Bühnenkünstler kaperte die weihnachtliche rbb-Amtsstube, machte sie zu seinem Wunderland der Anarchie – und es war irrsinnig komisch bis zum Anschlag.

Die Weihnachtssendung mit Helge Schneider (66, l.) und Kurt Krömer (46) war gelebte Anarchie.
Die Weihnachtssendung mit Helge Schneider (66, l.) und Kurt Krömer (46) war gelebte Anarchie.  © rbb/Daniel Porsdorf

"Die Leute haben eine Erwartungshaltung", mahnte Kurt Krömer (46) scherzhaft an die Adresse seines Studiogastes. Doch damit wurde bereits zu Beginn direkt gebrochen, als der Jazz-Virtuose Krömers Funktion als Moderator übernahm und sich selbst vorstellte.

Es griff, was "Die singende Herrentorte" bereits 2014 der Zeitung "Die Welt" sagte: "Zu improvisieren, das ist das, was eben auch anarchisch aussieht. Dass ich mich nicht um Regeln schere."

Was das rbb-Publikum zu sehen bekam, war gelebte Anarchie, mit der sich das Duo durch die halbstündige Weihnachtsendung wuselte und humorierte.

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Kurt Krömer Oliver Kalkofe rechnet bei Kurt Krömer ab: "Die Kreativität geht dann wieder weg"

Mit Erfolg: Das Konzept "Kein Konzept" verfing! Das nimmt nicht wunder, wenn zwei Humor-Giganten mit Absurdität als Kernkompetenz aufeinander treffen.

"Wenn du jeden Tag einen Apfel ist, dann isst du jeden Tag einen Apfel", ulkte der Quatschmacher aus Mülheim an der Ruhr tautologisch über das zweite Geschenk für seinen Gastgeber. "Das ist ein gutes Rezept zum Apfel essen."

Es sollte nur einer der wortverknallten Einwürfe ("Ich bin ein sehr toleranter Mensch, ABBA muss nicht sein" über den Auftritt von Benny Andersson [74] und Bjoern Ulvaeus [76] bei "Wetten, dass..?") des begnadeten Improvisators sein, aus dem sich die Energie der Sendung speiste.

"Aus religiösen Gründen darf ich keinen Kartoffelsalat essen", witzelte der Entertainer weiter und schob erklärend nach, dass dies eine Ausrede sei, wenn ihm der Sinn nicht nach der traditionellen Weihnachtsbeilage stehe: "Aber eine Gurke esse ich immer." Für gewöhnlich werde bei ihm zu den Festtagen "Gans. Oder auch 'ne halbe" aufgetischt, klamaukte der "Das Huhnlied"-Interpret.

Helge Schneiders Brief an Olaf Scholz

Helge Schneider (66, r.) sprach über seinen Brief an Olaf Schulz (63, SPD).
Helge Schneider (66, r.) sprach über seinen Brief an Olaf Schulz (63, SPD).  © rbb/Daniel Porsdorf

Das Gespräch kam auch auf die Anfänge als Komiker. Der "Eiersalat in Rock"-Rocker, der mit 17 Jahren von zu Hause auszog, erinnerte sich: "Meiner Mutter wurde gesagt: 'Dein Sohn tritt in einem Kino auf' und dann kam sie in Hausschuhen da rein. Da war ich besonders stolz und sie war auch stolz auf mich."

Es sei gut, wenn man klein anfange und erst vor wenigen Leuten auftrete und es langsam mehr werden, riet Helge im Gespräch aufstrebenden Künstlern, um auf dem Boden zu bleiben: "Es gibt Leute, die werden über Nacht mit irgendetwas berühmt und werden damit plötzlich nicht fertig."

Über seinen Brief an den damaligen Finanzminister Olaf Schulz (63, SPD), in dem der 66-Jährige ihn zur Anpassung der Corona-Hilfen aufforderte, sagte Helge: "Ich habe eine alte Schreibmaschine, damit schreibe ich auch manchmal Kriminalromane, das ist eine alte Triumph Matura."

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Alexander Bojcan, wie der Berliner Komiker im Pass heißt, unterbrach ihn: "Ist das wirklich so?" Helge beteuerte: "Ja, ist noch von meiner Mutter, die hat beim Finanzamt als Sekretärin gearbeitet."

Kurt Krömer feiert mit Helge Schneider Weihnachten bei Kartoffelsalat und Würstchen

Zahlt lieber Steuern als auf einem Island mit Briefkastenfirmen zusammenzuwohnen: Helge Schneider (66, r.).
Zahlt lieber Steuern als auf einem Island mit Briefkastenfirmen zusammenzuwohnen: Helge Schneider (66, r.).  © rbb/Daniel Porsdorf

Die Frage Krömers, ob er etwas auf die hohe Kante gelegt habe, bejahte der 66-Jährige mit ironischem Unterton: "Ich habe Erspartes fürs Finanzamt. Das ist mein ganzer Stolz. Meine Steuervorauszahlung wird danach berechnet, was ich 2019 verdient habe und danach kamen zwei Jahre, in denen ich nichts oder wenig verdient habe."

Das interessiere ihn aber nach eigenen Angaben nicht: "Ich habe gespart, die Steuern zusammen und dann bezahle ich die. Was soll ich sonst machen? Ich habe keine Lust, auf ein Island zu ziehen und dann mit Briefkastenfirmen zusammenzuwohnen."

Mit Blick auf Glaubwürdigkeit und Ruhm sagte der Komiker mit dem teils dadaistischen Humor: "Ich bin so wie ich bin, deshalb bin ich auf der Bühne auch authentisch."

Es gebe auch Komiker, die privat wahrscheinlich das komplette Gegenteil sind, befand der Unterhaltungskünstler aus dem Ruhrpott.

Der 66-Jährige möchte aber privat nicht ernsthafter sein, verneinte er auf Nachfrage: "Der Beruf ist nur ein Titel, Ergänzung zum Leben, das man führt. Das kannst du vergleichen mit einem Arzt. Der macht auch nicht nach acht Stunden irgendetwas anderes. Der geht ja noch weiter. Ich fühle mich da einfach sehr wohl drin. Komme, was wolle."

Fazit: Diese Weihnachtsendung war wahrlich eine schöne Bescherung.

Die vorerst letzte Folge "Chez Krömer" läuft am Dienstag (14. Dezember) um 22.45 Uhr im Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Sendungen verpasst? Macht nichts! Sie sind in der ARD-Mediathek und auf YouTube abrufbar.

Titelfoto: rbb/Daniel Porsdorf

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