Jan Fleischhauer bei "Chez Krömer": Kurt Krömer klopfte ihn nicht flach
Berlin - Moderator Kurt Krömer (45) hat Journalist Jan Fleischhauer (58) ins Verhör genommen – plattiert wurde der selbst ernannte "letzte Mainstreamjournalist" bei "Chez Krömer" aber nicht.
Der frühere Spiegel-Kolumnist Fleischhauer sieht sich selbst als einsamer Konservativer unter Linken, während er häufig als Cuckservative, also als Möchtegern-Konservativer, tituliert wird. Damit lässt sich in einer Talk-Show arbeiten, Zündstoff für ein brisantes Intensivgespräch wäre vorhanden gewesen, doch am Ende verpuffte es nur.
Es hätte demnach eine spannende halbe Stunde werden können, als sich der widersprüchliche Belehrungsjournalist und heitere Pessimist vis-à-vis an den Tisch des Berliner Komikers setzte – und aus Angst vor Videoschnitt sein Handy im Verhörraum aufbaute und die Folge mitfilmte.
Eine Machtgebärde des gebürtigen Hamburgers, der immer für einen Aufreger zu haben ist ("Großer Nutznießer des masochistischen Lesens"), und Alexander Bojcan alias Kurt Krömer ließ ihn gewähren.
Fleischhauer, der von der taz "als Windmacher für die kleinbürgerliche Filterblase" bezeichnet wurde und nach eigenen Angaben Neugierde vor Haltung setzt, gab auch in der Sendung stets den Meinungsstarken und bewegte sich dabei im verminten Gelände.
"Da gibt es nur noch irgendwelche migrantischen Gender-Tanten, die sich Gedanken machen, ob der Gender-Star richtig gesetzt wurde", empörte sich der grenzgängerische Moralist mit dem mahnenden Zeigefinger gegenüber Krömer zum Zustand an den Universitäten.
Doch während Fleischhauer moralinsauer austeilte, seine scharfe Axt an das Lebenskonzept von Gutmenschen legte, blieb Krömers Hackebeil an diesem Abend eher stumpf. Von Zerfleischen fehlte jede Spur. Wenn es ansatzweise kritisch wurde, dann ohne fundamentalistische Aufgeregtheit seitens des Moderators.
Kurt Krömer und Jan Fleischhauer schäumten nicht
Der Schlagabtausch blieb gemäßigt, ein gut vorbereiteter Fleischhauer steuerte das Gespräch als unerklärter Co-Moderator mit. Krömer tankte trotz Anflügen von Beharrlichkeit nicht durch.
Das Gespräch über die umstrittene Geburtstagsparty von Kolumnist Matthias Matussek (66), zu der neben Medienmenschen wie Fleischhauer auch AfD-Politikerin Erika Steinbach (77) und der "Identitäre Bewegung"-Aktivist Mario Müller (31) eingeladen waren, war eine Sackgasse. Ob Fleischhauer noch mit Matussek befreundet sei, wollte der Talk-Gast nicht beantworten.
Was viele Zuschauer noch umtrieb: Unklar ist, warum der Focus-Kolumnist trotz Wasser ohne Kohlensäure immer aufstoßen musste und weshalb die Filly-Tasse nicht am Start war.
Fazit: eine eher von Bräsigkeit durchzogene Folge. Krömer wirkte abermals zahn- und lustlos, wohingegen Fleischhauers polemische Empörungslust mitunter unterhaltsam war.
Dabei hätte der 58-Jährige genug Angriffsfläche geboten. "Und so sehen wir betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen", bleibt nur noch zu sagen.
Die dritte Staffel von "Chez Krömer" geht noch bis zum 17. November. Die aktuelle Folge läuft dienstags um 22.15 Uhr beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Den Abschluss bildet kommende Woche Komiker Tedros "Teddy" Teclebrhan (37).
Titelfoto: Screenshot/RBB (Bildmontage)