"Chez Krömer": Nikeata Thompson will "Sklavennamen" ihres "Besitzers" ablegen
Berlin - Nikeata Thompson (41) machte erst kürzlich unfreiwillig Schlagzeilen, als sie in Berlin von einem unbekannten Mann auf offener Straße rassistisch beleidigt wurde - klar, dass dieses Thema auch bei "Chez Krömer" eine zentrale Rolle gespielt hat.
Am Dienstagabend war sie zu Gast in Kurt Krömers (47) Verhörraum und berichtete, dass sie sich schon in der Schule immer wieder mit Mobbing und Rassismus auseinandersetzen musste, bis sich ihre Lehrerin Frau Schwarz - kein Witz, wie sie betonte - für sie einsetzte.
Nach einem Vorfall im Schulbus, bei dem sie von zwei Mädchen geschlagen wurde, statuierte die Schuldirektorin dann ein Exempel. Dabei kamen Schüler einzeln nacheinander in den Klassenraum, um sich bei Nikeata zu entschuldigen.
"Viele kannte ich vom Sehen gar nicht, in meiner Welt, und haben gesagt: 'Entschuldigung, dass ich dich N***r genannt habe, Entschuldigung, dass ich dich angespuckt habe, Entschuldigung, dass ich dir Wasser über die Haare gekippt habe, Entschuldigung, dass ich an deinen Zöpfen gezogen habe' und das hat wirklich nicht ganz zwei Unterrichtsstunden gebraucht."
Dabei sei ihr erst so richtig bewusst geworden, von wie vielen Mitschülern sie eigentlich gemobbt und beleidigt wurde. Nach dieser Intervention sei dann alles besser gewesen und sie sei endlich akzeptiert worden und habe Freunde gefunden.
Nikeata Thompson ist zu Gast bei "Chez Krömer" und spricht unter anderem über Rassismus
Kurt Krömer mit Spitze gegen AfD - Nikeata Thompson: "Müssten sich bei mehreren entschuldigen"
"Könnte man die Direktorin nicht mal zur AfD schicken, dass sie das da auch abzieht, dass die alle zu Dir kommen und sagen: 'Entschuldigung'?", fragte der Gastgeber zynisch, woraufhin die Schauspielerin erwiderte: "Ja, die müssten sich bei mehreren entschuldigen."
Später brachte der Berliner Komiker die Sprache auf ein anderes, für die Choreografin wichtiges Thema: "Du hast überlegt, Deinen Nachnamen zu ändern?", fragte er verwundert und traf damit einen Nerv der 41-Jährigen, die daraufhin den Grund für ihr Vorhaben ausführlich darlegte.
"Also, Thompson ist ein Sklavenname, das ist mein weißer Name", erklärte sie und blickte auf die Kolonialzeit zurück, in der nicht nur, aber besonders die Engländer in den Sklavenhandel involviert waren.
"Und dann haben die uns nach Jamaika verfrachtet zum großen Teil, die Engländer, deswegen habe ich Vorfahren in Jamaika", schilderte sie Alexander Bojcan, wie Krömer mit bürgerlichem Namen heißt.
Nikeata Thompson freut sich auf den Besuch bei "Chez Krömer"
Nikeata Thompson will sich zukünftig Nikeata Nzinga nennen
"Und dann, wenn man auf der Plantage war, hatte die Plantage ja einen Namen von dem Sklavenhändler und der hieß Thompson und das ist mein Name", erläuterte die Autorin des Buches "Schwarz auf weiß: Trau dich zu träumen und schaff das Unmögliche". "Alle Sklaven, die da waren, hießen denn Thompson?", warf der Moderator daraufhin fragend ein.
"Ja", bestätigte die Unternehmerin, "und du darfst nicht vergessen, die wurden natürlich auch misshandelt, geschlagen. Die Menschen durften ja machen, was sie wollten, die waren ja die Polizei, es gab ja keine Überhand, die gesagt hat: 'Hier ist jetzt aber Stopp der Vergewaltigung'", merkte sie kritisch an.
"Ein N***r zu sein, war ja, kein Mensch zu sein, sondern ein Vieh, eine Kuh! Man hat ja hier so [...] Tattoos gekriegt und alles und genauso wurde es auch gehandhabt, man war Eigentum und deswegen möchte ich den Namen Thompson ersetzen, der kommt weg", klärte sie den 47-Jährigen auf.
Sie wolle stattdessen auf ihren zweiten Namen Nzinga zurückgreifen. Den Antrag dafür habe sie bereits gestellt. Damit tut sie es einem berühmten Vorgänger gleich, denn auch Box-Legende Muhammad Ali (†74) legte einst seinen Sklavennamen "Clay" ab und nannte sich Cassius X, bevor er zum Islam konvertierte.
Titelfoto: rbb/Daniel Porsdorf