"Chez Krömer": Kurt Krömer fertigt Linken-Politiker Diether Dehm ab
Berlin - Er soll Liedermacher Wolf Biermann (86) für die Stasi bespitzelt haben und machte Millionen als Musikproduzent mit Hits wie "1000 und eine Nacht (Zoom!)", "Was wollen wir trinken?" und "Faust auf Faust": Der skandalträchtige Linken-Politiker und Liedermacher Diether Dehm (71) nahm in Kurt Krömers (46) rbb-Amtsstube Platz und stellte sich den bohrenden Fragen des Gastgebers.
Für Dehm ging bei der Bundestagswahl im September eine Ära zu Ende. Die Linken mussten eine Schlappe einstecken: Sie verfehlten die Fünf-Prozent-Hürde und der 71-Jährige stand ohne Mandat da.
Auf Krömers Frage, warum die Links-Partei nur auf 4,9 Prozent kam, stellte Dehm klar: "Weil wir Sahra Wagenknecht nicht nach vorne gestellt haben. Hätten wir es getan, wären wir bei zwölf bis fünfzehn Prozent gewesen."
Der gebürtige Hesse setzte mit "die meisten Punkte, die sie sagt, sind realistischer als" an, vollendete den Satz aber nicht und blieb eine Erklärung schuldig, warum die 52-Jährige "die zweitbeliebteste Politikerin nach Umfragen" sei, wie er betonte. Krömer watschte ihn mit einem "Hätte, hätte, Arschbulette" ab.
Die Frage, ob er seine Goldenen Schallplatten für den Austritt Deutschlands aus der Nato abgeben würde, bejahte Dehm einsilbig. Immer wieder kreiste das Gespräch um das Vermögen des Alt-Linken, der Ende der 90er nach Stasi-Enthüllungen die SPD verließ, und wie es in Einklang mit seiner politischen Einstellung zu bringen sei.
"Marxist und Multimillionär, ist das nicht wie Fic*** für die Jungfräulichkeit", fuhr Krömer seinem Studiogast über den Mund. Für den früheren Manager von Eiskunstlauf-Ikone Katharina Witt (55) hingegen sei "der staatsmonopolitische Kapitalismus" der "Hauptfeind" und "nicht der Unternehmer", wie er ausführte.
Einziger Schmunzel-Moment des Abends: Als Krömer sich nach einem Mikrofon-Malheur seines Studiogastes beim Toningenieur Mielke erkundigte, ob die Technik wieder funktioniere, entfuhr es Dehm: "Schöner Name." Damit spielte der 71-Jährige auf Ex-Stasi-Chef Erich Mielke an.
Damit verschenkte Krömer zunächst eine Steilvorlage, stieg aber dennoch wenig später auf Dehms vermeintliche Stasi-Vergangenheit ein.
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Der Berliner Komiker sprach den Musikproduzenten demnach darauf an, dass er Wolf Biermann (86) als sein damaliger Manager wie auch andere DDR-Dissidenten für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bespitzelt haben soll. Dehm wies den Vorwurf aufs Schärfste von sich und beteuerte: "Der lügt."
Doch die Aktenlage sehe laut einem Urteil des Frankfurter Oberlandesgerichts von 1996 anders aus, konstatierte Krömer. Dagegen wehrte Dehm sich: Nach eigenen Angaben sei der 71-Jährige nie Stasi-Informant gewesen.
Das Gespräch kam auch auf Verschwörungserzählungen. Hier zeigte sich Dehm sehr unappetitlich und wollte augenscheinlich Krömers Depressionen gegen ihn verwenden. "Wollen sie mir sagen, dass ich depressiv bin, weil Geheimagenten hinter mir her sind?", hakte der 46-Jährige nach. Dehm relativierte daraufhin: "Weil sie mir psychische Knäcke unterstellen, könnte ich genauso gut zurückfragen."
Auf den Kommentar Krömers, warum Dehm "keine Berührungsängste" mit russischen Sendern und dem Verschwörungsideologen Ken Jebsen (55) habe, antwortete der ehemalige Bundestagsabgeordnete nur: "Der ist kein Nazi."
Unterm Strich ließ die zweite Folge eher unbefriedigt zurück. Was bleibt, ist der Beigeschmack einer lustlosen Abfertigung mit zu hohem Redeanteil des Gastgebers. Das war verschenktes Potenzial.
Den Auftakt der fünften Staffel des rbb-Formates hatte in der Woche zuvor Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre (46) gemacht.
Weitere Studiogäste sind Rapper Bushido (43), Musiker und Entertainer Helge Schneider (66), Moderatorin Linda Zervakis (46) und Drag-Queen Jacky-Oh Weinhaus (34, bürgerlich Sebastian Böhm).
Die weiteren Folgen "Chez Krömer" laufen dienstags um 22.15 Uhr im Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Online erscheinen die Folgen wöchentlich jeweils bereits montags ab 18 Uhr in der ARD-Mediathek und auf YouTube.
Titelfoto: Screenshot/RBB