Kirstie Alley (†71) und Scientology: Ist die Sekte für ihren Tod mitverantwortlich?

Tampa (Florida) - In ihren über 40 Jahren Hollywood-Karriere hat Kirstie Alley (†71) einiges erreicht. Doch hinter den Kulissen war die Schauspielerin auch 43 Jahre lang Mitglied der berüchtigten Scientology-Bewegung. Hier wurde sie als "Übermensch" gefeiert.

Ob Demonstrationen gegen Anti-Kult-Gesetze oder Scientology-Sommerpartys mit Kelly Preston (†57, r.): Kirstie Alley (†71) war ein extrem engagiertes Mitglied der neu-religiösen Bewegung. (Archivbilder)
Ob Demonstrationen gegen Anti-Kult-Gesetze oder Scientology-Sommerpartys mit Kelly Preston (†57, r.): Kirstie Alley (†71) war ein extrem engagiertes Mitglied der neu-religiösen Bewegung. (Archivbilder)  © Bildmontage: Francois Guillot/AFP, Frazer Harrisson/Getty Images North America/Getty Images via AFP

Am vergangenen Montag ereilte die Nachricht des plötzlichen Todes des "Cheers"-Stars die Öffentlichkeit. Alleys Kinder, William True (30) und Lillie Price Stevenson (28), veröffentlichten eine rührende Mitteilung auf Instagram, in der sie sich von ihrer "unglaublichen, kämpferischen und liebevollen Mutter" verabschiedeten.

Die 71-Jährige sei an einem erst kürzlich entdeckten Darmkrebs gestorben. Diese Form von Krebs gilt als besonders heimtückisch, da er oft keine Symptome zeigt, bis die Krankheit zu weit fortgeschritten ist.

Ihren Kindern zufolge sei die Schauspielerin, die in der amerikanischen Stadt Clearwater lebte, sofort nach der Diagnose im Moffitt Cancer Center in Tampa (Florida) behandelt worden. Ganz in der Nähe des Scientology-Hauptquartiers...

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Kirstie Alley gehörte, wie viele andere Prominente, der neu-religiösen Bewegung seit den späten 1970ern an. Sie markiert das dritte prominente Mitglied, das in den letzten Jahren an Krebs gestorben ist.

Die Schauspielerin und Ehefrau von John Travolta (68) starb im Juli 2020 im Alter von 57 Jahren an Brustkrebs. Ein halbes Jahr später starb der Grammy-prämierte Jazzpianist Chick Corea mit 79 Jahren an einer seltenen Form von Krebs.

Außenstehende vermuten bereits seit Jahren ein mögliches Intervenieren der Kirche gegen medizinische Behandlungen. Grund dafür ist die Überzeugung der Bewegung, dass "die meisten menschlichen Leiden psychosomatisch sind und geheilt werden können", so Tony Ortega, der den langjährigen Scientology-Blog The Underground Bunker schreibt, gegenüber Page Six.

Hatte die Kirche also womöglich auch bei Kirstie Alley die Finger im Spiel?

Kirstie Alley und Scientology: Ihr Weg zum "Übermensch"

Kirstie Alley (†71, r.) trat Scientology bereits im Alter von 28 Jahren bei. Die Mitgliedschaft bedeutete schließlich auch das Aus ihrer Ehe mit US-Schauspieler Parker Stevenson (70). (Archivbild)
Kirstie Alley (†71, r.) trat Scientology bereits im Alter von 28 Jahren bei. Die Mitgliedschaft bedeutete schließlich auch das Aus ihrer Ehe mit US-Schauspieler Parker Stevenson (70). (Archivbild)  © IMAGO/MediaPunch

Als Methodistin erzogen, trat Alley im Jahr 1979 der neu-religiösen Scientology-Bewegung bei, um ihre damals stark aus dem Ruder geratene Kokainsucht in den Griff zu bekommen.

Im Laufe ihrer Mitgliedschaft erreichte die 71-Jährige im Jahr 2018 die höchste Stufe, das sogenannte "Operating Thetan Level VIII". Dafür müsse man, so Ortega, mindestens 20 Jahre Mitglied sein und zwischen einer und zwei Millionen Dollar bezahlen, um an diversen Kursen und Seminaren teilzunehmen.

Hat man das OT VIII erreicht, könne man angeblich "über Materie, Energie, Raum und Zeit bestimmen" und habe "verschiedene übermenschliche Fähigkeiten", so Ortega.

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Damit galt Alley, in den Augen der oft als Sekte bezeichneten Bewegung, (eigentlich) auch als "unempfindlich gegenüber Krankheiten."

"Jetzt stehe ich hier als neuer OT VIII, glänzend, frisch und ruhig... Ich habe jetzt die vollständige Konfrontation, die mich auf der verdammten Konfrontationsskala ganz nach oben bringt, zusammen mit anderen Scientology-Freiheitskämpfern!", sagte Alley damals dem Kirchenmagazin "Freewinds".

Nach ihrem Tod wurde der Vorwurf, die Sekte habe eine frühere medizinische Behandlung der Schauspielerin womöglich verhindert, immer lauter.

Wäre Kirstie Alley ohne Scientology vielleicht noch am Leben?

Leah Remini (52, l.) und Kirstie Alley (†71) stritten sich über mehrere Jahrzehnte öffentlich. Zuletzt trugen sie eine Twitter-Fehde über den Krieg in der Ukraine aus. (Archivbilder)
Leah Remini (52, l.) und Kirstie Alley (†71) stritten sich über mehrere Jahrzehnte öffentlich. Zuletzt trugen sie eine Twitter-Fehde über den Krieg in der Ukraine aus. (Archivbilder)  © Bildmontage: Jesse Grant/Getty Images North America/Getty Images via AFP, Andrew H. Walker/Getty Images North America/Getty Images via AFP

Tony Ortega wies darauf hin, dass die Kirche und vor allem deren Gründer L. Ron Hubbard (1911-1986) "Ärzte sehr ablehnte", aber die Kirche ihren Mitgliedern nie explizit verbiete, ins Krankenhaus zu gehen.

"Sie werden oft zuerst versuchen, die Dinge durch Auditing - Beratung - in den Griff zu bekommen, aber wie schon gesagt wurde, gehen [die Leute] manchmal erst zum Arzt, wenn es zu spät ist, und das kann tragische Folgen haben", erklärte Ortega weiter.

Auch die ehemalige Scientologin und Schauspielerin Leah Remini (52), die in der Vergangenheit bereits öfter öffentlichen Streit mit Alley hatte, bestätigte diese Vermutung.

Gegenüber dem Rolling Stone sagte sie am vergangenen Dienstag: "Es wurde zwar berichtet, dass Kirstie sich einer konventionellen Krebsbehandlung unterzog, die ihr eine Chance gab, gegen den Krebs zu kämpfen, aber die meisten Scientologen lassen sich nicht behandeln, bis es zu spät ist."

Weiterhin erklärte sie, dass Scientologen davon überzeugt sind, "sich selbst von Krankheiten wie Krebs heilen [zu] können" und betonte, dass dies "eines der unheimlichsten Versprechen [sei], die sie abgeben."

Die größte Gefahr der Bewegung liege laut Remini darin, dass sie von sich behauptet, "eine exakte Wissenschaft und kein Glaube zu sein", sodass die Mitglieder "einer Gehirnwäsche unterzogen" würden.

Remini sagte abschließend, sie denke an Alleys Kinder, True und Lillie Stevenson die beide Scientologen sind. "Obwohl Scientologen nicht an Gebete glauben, gehen meine Gebete an ihre beiden Kinder, die jetzt ohne ihre Mutter sind", sagt sie. "Ich hoffe, dass sie sich eines Tages von dieser gefährlichen und giftigen Organisation befreien können."

Titelfoto: Bildmontage: Frazer Harrisson/Getty Images North America/Getty Images via AFP, Andrew H. Walker/Getty Images North America/Getty Images via AFP

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