Kerstin Ott: Wie offen ist die Schlager-Welt für queere Menschen?
Heide - Seit ihrem Durchbruch 2016 mit ihrem Hit "Die immer lacht" ist Kerstin Ott (42) aus der Schlagerwelt nicht mehr wegzudenken. Dabei überzeugt sie ihre treue Fan-Gemeinschaft vor allem immer wieder aufs Neue mit ihren Texten, die in der sonst so (scheinbar) oberflächlichen Glitzer-Welt des Schlagers auch mal ernstere Töne anschlagen.
Kerstin Ott selbst sieht sich gar nicht als reine Schlagersängerin, wie sie vor Kurzem gegenüber dem "Deutschlandfunk" zugab.
"Meine Musikrichtung kann ich nicht in eine Schublade packen, das ist immer abhängig davon, wie ich gerade drauf bin." Mal sei es dann Schlager, mal aber auch Pop. Aber egal welches Genre, in vielen ihrer Lieder schwingt auch oft ein politischer Unterton mit.
"Ich habe mich dazu entschlossen, in meinen Texten auch mal politische oder unbequeme Themen anzusprechen. Einfach aufgrund der Tatsache, dass ich gemerkt habe, dass viele Menschen das auch beschäftigt", so die 42-Jährige. "Und ich glaube, dass es schön ist, wenn man sich da ein bisschen zusammentun kann und fühlt, dass man nicht alleine ist."
Vor zwei Jahren veröffentlichte Ott zum Beispiel das Lied "Mädchen" - in Anlehnung an den Ärzte-Hit "Junge" - der mit Vorurteilen aufräumt und einer Elterngeneration den Spiegel vorhält.
Kerstin Ott über Queerness in der Schlagerwelt
Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten - ein großer Teil von Kerstins Otts Karriere. Als offen lesbische Frau setzt sie sich regelmäßig für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein und nutzt ihre Reichweite, um Missstände aufzuzeigen, wie zum Beispiel damals bei der WM in Qatar.
Doch wie offen ist eigentlich die Schlagerszene für queere Menschen? "Ich glaube, da eilt der Ruf voraus, dass das irgendwie nicht ganz so cool ist. Aber für viele Menschen - gerade in dem Business, in der Öffentlichkeit, Musik oder Theater - da ist das überhaupt kein Thema."
Und wenn doch, würde Kerstin Ott darüber bestimmt nicht schweigen.
Titelfoto: Philipp von Ditfurth/dpa