Kerstin Ott übers Gendern: "Ich befinde mich damit noch in einer Auseinandersetzung mit mir selbst"

Hamburg - Kerstin Ott (41, "Nachts sind alle Katzen grau") arbeitete als Malerin und Lackiererin, ist mit einer Frau verheiratet, hat zwei Kinder und steht gerade deshalb für Diversität und Gleichberechtigung. Was sie von "Geschlechtergerechter Sprache" halten soll, weiß sie überraschenderweise noch nicht.

Kerstin Ott (41) ist sich noch unschlüssig, was sie vom "Gendern" halten soll.
Kerstin Ott (41) ist sich noch unschlüssig, was sie vom "Gendern" halten soll.  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Darüber sprach sie jetzt mit der "Initiative Gesichter der Demokratie" im Interview. Auf die Frage, ob sie dafür sei, dass Medien oder öffentliche Institutionen gendergerecht kommunizieren und was sie von Gendersternchen halte, erklärte sie:

"Ich befinde mich damit noch in einer Auseinandersetzung mit mir selbst, um herauszufinden, ob ich es gut finde oder nicht. Ich kann die Frage deshalb noch nicht beantworten."

So oder so ähnlich geht es vermutlich nicht nur der Sängerin. Gendergerechte Sprache wirkte anfänglich auf viele vielleicht sogar ein bisschen befremdlich. Neu eben.

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Inzwischen scheinen sich zumindest einige Menschen an den ungewohnten "Klang" gewöhnt zu haben.

Promis und auch Medien verwenden den Genderstern oder Doppelpunkte in Schrift und Sprache - durch eine kurze Pause - um nicht nur Männer und Frauen, sondern auch "alle dazwischen und außerhalb", wie es Jan Böhmermann (42) gerne zur Begrüßung seines ZDF-Magazin-Royale-Publikums formuliert, mit in das Gesagte einzubeziehen.

Von der Sprache hinein in die Köpfe, hin zur Gleichberechtigung aller. Also hoffentlich.

Begeistert sind davon natürlich nicht alle. Kaum wurde die Alle-Geschlechter-Einbeziehende-Sprache genutzt, wurde sie auch schon scharf kritisiert. Eine Verhunzung der Deutschen Sprache, so die Kritik. Zu Umständlich, fand so manch einer.

Vater stellt Eilantrag gegen Gender-Sprache in Schule und scheitert

Die Sängerin Kerstin Ott (41, l.) und ihre Frau Karolina. (Archivbild)
Die Sängerin Kerstin Ott (41, l.) und ihre Frau Karolina. (Archivbild)  © DPA

In Hamburg formierte sich sogar die Volksinitiative "Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung".

Dahinter steckt die 79-jährige Sabine Mertens, Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache. "Wir lehnen 'Gendersprache' ab, da sie diskriminierend, integrationsfeindlich und vorurteilsbeladen ist", hieß es in dem Aufruf der Initiative.

Nach ihrer Anmeldung geriet die 79-Jährige wegen queer-feindlicher Aussagen in die Kritik. Es folgte eine Strafanzeige wegen Beleidigung.

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Ein Vater in Berlin ging gegen das Gendern in der Schule seines Kindes mit einem Eilantrag vor, hatte jedoch das Nachsehen.

Dazu gezwungen, alle Geschlechter sprachlich mit einzubeziehen, wird niemand.

Kerstin Ott befindet sich noch im Entscheidungsprozess.

Ob sie ihre Zuhörer*innen demnächst mit einem Gender-Sternchen begrüßt? Wer weiß ...

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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