Karoline Herfurth: Was hat Sex eigentlich mit Freiheit zu tun?
Berlin - In "Wunderschöner" erzählt Karoline Herfurth (40) erneut vom ganz normalen Alltagswahnsinn ihrer Protagonistinnen. Und stellt die Frage: Ist der permanente Erwartungsdruck an Frauen - ob im Job, bei der Kindererziehung oder eben beim Sex - wirklich so "normal"?
![Am 4. Februar feierte Karoline Herfurth (40) die Premiere von "Wunderschöner" im Berliner Zoopalast.](https://media.tag24.de/951x634/j/g/jgdaq8jjazhexbn2qkk5aju42ripch06.jpg)
Schon im Kinohit "Wunderschön" von 2022 zeigte die Berlinerin mit viel Empathie und Humor, wie sich unrealistische Schönheitsnormen und der vermeintliche Zwang zur Selbstoptimierung in unterschiedlicher Weise auf ihre Hauptfiguren auswirken.
In "Wunderschöner", bei dem sie wieder zugleich als Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin fungierte, führt die 40-Jährige ihren Ansatz, Frauengeschichten aus Frauenperspektive zu erzählen, konsequent fort.
"Wir haben das Thema aus dem ersten Teil weiterentwickelt. Wenn man Körperdruck ein bisschen weiterdreht, landet man schnell bei Sexualität und der Frage: Was hat Sexualität eigentlich mit Freiheit zu tun?", erzählte Herfurth im Interview mit "WDR 2".
In der episodenhaft erzählten dramatischen Komödie wirkt sich diese Frage ganz unterschiedlich auf die Leben von Sonja (Herfurth), Vicky (Nora Tschirner, 43), Julie (Emilia Schüle, 32), Nadine (Anneke Kim Sarnau, 52), Nadja (Bianca Radoslav, 28) und Lilly (Emilia Packard, 19).
Während Sonja ihre eigene sexuelle Anziehungskraft in Zweifel zieht, als sie erfährt, dass die Neue von Ex-Partner Milan (Friedrich Mücke, 43) Poledancerin ist, hält Teenagerin Lilly ihr bauchfreies Oberteil für den Gipfel weiblicher Selbstbestimmung und Emanzipation.
"Wunderschöner" von Karoline Herfurth: Seit dem 13. Februar im Kino
![In "Wunderschöner" müssen sich Sonja (Herfurth) und Milan (Friedrich Mücke, 43) mit den Fallstricken ihres Beziehungsendes auseinandersetzen.](https://media.tag24.de/951x634/s/i/siyj1yy97xb4lwphfxp8g8206tx35o88.jpg)
Karoline Herfurth berichtete, dass sie selbst während der Entstehung des Films noch viele Erkenntnisse gehabt habe. Etwa, dass "Liebe erst auf Augenhöhe richtig blühen kann", oder die Frage: "Sind das eigentlich wir, die uns hier streiten? Oder sind das Strukturen, die wir uns gar nicht selber ausgesucht haben?"
Gerade im Bereich der Sexualität seien wir stark geprägt von den Begriffen, Bildern und Vorstellungen, mit denen wir aufgewachsen sind. Oft werde dabei vernachlässigt, sich einmal zu fragen, wo eigentlich die eigenen Grenzen liegen oder was man nicht möchte.
"Haben wir eigentlich einen Begriff von Konsens? Können wir gut Nein sagen", fasst die Filmemacherin zusammen. Die Folge von Erwartungen und fehlenden Grenzen ist bei vielen Frauen purer Stress. Noch heute gelinge es ihr unterschiedlich gut, damit umzugehen, verriet Herfurth.
"Ich will nicht noch mal 20 sein, weil ich mittlerweile weiß, dass ich mich von vielen Dingen nicht stressen muss. Aber es gibt immer noch gute und schlechte Tage", so die Schauspielerin. Viele Frauen ihrer Generation könnten sich von diesem Druck gar nicht mehr befreien.
Anfang Februar feierte "Wunderschöner" Weltpremiere im Zoo Palast in Berlin mit vielen prominenten Gästen. Seit dem 13. Februar ist der Film im Kino zu sehen.
Titelfoto: Matthias Fischer/FISCHERPRESS