Tagesschau und Gummistiefel: So schafft Judith Rakers den Spagat zwischen beiden Welten
Hamburg - Seit zweieinhalb Jahren lebt Judith Rakers (45) auf dem Land. Ihre Designerhandtaschen und Highheels hat sie zwar nicht komplett gegen einen Spaten und Gummistiefel eingetauscht, ein wenig Staub setzen die Luxusgegenstände mittlerweile aber vermutlich schon an. Wie sie den Spagat zwischen Landleben und ihrem Beruf in der Großstadt bewerkstelligt, erzählte sie Tom Junkersdorf im Business- und Style-Podcast TOMorrow.
Rund 20 Jahre lang lebte die 45-Jährige mitten in Hamburg. Kultur, öffentliche Verkehrsmittel, der Arbeitsplatz. Alles war direkt vor Ort. Inzwischen braucht sie eine Stunde mit dem Auto, um überhaupt zu einem Bahnhof zu kommen.
Stören würde sie der lange Arbeitsweg aber nicht. "Diese Pendelzeit ist, wenn man sie gut für sich nutzt, keine verschenkte Zeit." Sie telefoniert, hört Musik... Das genieße sie sehr.
Statt Kultur zu erleben, kultiviert sie auf ihrem eigenen Grundstück Gemüse. Eier bekommt sie von ihren 13 Hühnern. Gegessen werden "Schatzi", ihr Schoßhuhn, und Co, anders als geplant, allerdings (noch) nicht. Nebenbei kümmert sich die 45-Jährige noch um einen Katzenwurf und ein trächtiges Pferd.
Lange habe sie gezögert, bevor sie den großen Schritt aufs Land wagte. Hätte sie gewusst, was mit dem Fachwerkhaus, inklusive großem Grundstück, alles auf sie zukäme, wäre sie das Projekt wohl nicht so sorglos angegangen, erzählt die 45-Jährige im Interview. Mittlerweile habe sie sogar einen eigenen Brunnen.
Sie mache alles alleine. Außerdem spare sie als Selbstversorgerin Plastik, sei unabhängig von Laden-Öffnungszeiten und hole sich das, was sie spontan brauche, einfach aus dem Garten. Selbstverständlich alles mit einem gewissen Pragmatismus. Schließlich geht sie auch noch arbeiten.
Judith Rakers und "Schatzi"
Judith Rakers: Ein richtiges "Pferdemädchen"
Die Begehrlichkeiten hätten sich durch das Landleben ebenfalls verändert, erzählt Judith Rakers. Neue Luxushandtaschen und Highheels shoppe sie viel seltener.
Dafür wisse sie inzwischen Eier, oder auch eine ganz besonders gelungene Kohlrabi, "Germany's Next Top-Kohlrabi", mehr zu schätzen.
"Ein Stück heile Welt, in die ich mich flüchte", beziehungsweise ein guter Ausgleich zu dem ganzen (digitalen) Arbeiten, erklärte Rakers.
Sie sei viel ruhiger und ausgeglichener geworden, so die 45-Jährige über ihren Umzug aufs Land. Digital Detox, man schaffe etwas mit den Händen, das man später essen könne. Das sei etwas ganz Essenzielles und mache sie wahnsinnig glücklich.
"Es ist durch und durch sinnvoll." Die Frage, was sie eigentlich am Tag geschafft habe, müsse sie sich jetzt nicht mehr stellen.
Dass es Judith Rakers aufs Land zog, hat ihre Familie und Freunde damals nicht überrascht. Sie kennen ihre Judith, die sich gerne mal die Hände dreckig macht. Ein richtiges "Pferdemädchen" eben.
Die Katzen-Babies sind da
Gewundert haben sich hingegen ihre Kollegen und Fans. Die seien wohl davon ausgegangen, dass Rakers jeden Morgen in Blazer und Highheels aufwacht, scherzt die Tagesschausprecherin. Das sei eben ein eingebranntes Bild.
Dabei gab es bei ihr schon immer beides. Seit dem Corona-Lockdown sei der Trend aber auch bei ihr in Richtung Gemütlichkeit gegangen. Judith in Jogginghose? Offensichtlich keine Seltenheit.
Einen gewissen Luxus spricht sich die 45-Jährige aber trotz der ganzen Nachhaltigkeit nicht ab. Sie werde immer ein Auto haben und plane auch in den nächsten Jahren wieder eine Reise. Auch eine besondere Handtasche ist weiterhin ab und zu drin.
Titelfoto: Screenshot/Instagram/judith_rakers