Judith Rakers verrät: So waren 19 Jahre Tagesschau
Hamburg - Judith Rakers (48) war 19 Jahre lang als Tagesschau-Sprecherin im Ersten zu sehen. Nun hat sie kürzlich das überraschende Aus verkündet. In einem Interview verriet sie, wie sie fast zwei Dekaden Nachrichten erlebte.
"Bei der Tagesschau ist die Nachricht der Star und die Sprecherinnen und Sprecher sollen in den Hintergrund treten", erklärte die Moderatorin in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen auf Nachfrage, ob es denn viel Überwindung koste, immer sachlich und beherrscht zu bleiben.
"Nein, das ist keine Überwindung, sondern einfach angemessen. Keine Emotionen, keine Bewertung durch Mimik und Gestik. Und ich finde das auch richtig, denn beim Ukraine-Krieg oder dem Nahost-Konflikt gibt es einfach nichts zu lachen", sagte sie.
Doch auch die erfahrene Sprecherin kam in fast 20 Jahren Tagesschau ab und an in Situationen, in denen (spontanes) Fingerspitzengefühl gefragt war.
"Als das Ansteckmikrofon eines Morgens ausfiel und ich mitten in der Live-Sendung in der Schublade des Moderationstisches das Kabel-Mikrofon unter drei leeren Wasserflaschen hervorkramen musste, da hätte ich fast losgeprustet vor Lachen", gab die 48-Jährige zu.
Auch wenn das die sonst so gelassene Moderatorin kurzzeitig aus der Fassung gebracht habe, spricht sie in diesen Fällen trotzdem von "schönen Erinnerungen".
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Judith Rakers: "Mir ist es manchmal auch zu viel"
Tendenziell unschöner sind sicher die vielen "schlechten" Nachrichten, mit denen sich Rakers besonders in den vergangenen Jahren vermehrt auseinandersetzen musste.
"Mir ist es manchmal auch zu viel. Man hat das Gefühl, eine Katastrophe jagt die nächste. Ich treffe immer mehr auf Menschen, die sich das nicht mehr anhören wollen und sich zurückziehen", zeigte die Autorin Verständnis für alle, die sich nicht tagtäglich mit aktuellen Geschehnissen auseinandersetzen können, rät aber dennoch, sich nicht komplett abzukapseln.
Denn: "Diese Pause darf eben nicht zu groß sein, denn durch unser Wahlverhalten und unser Engagement gestalten wir Gesellschaft ja mit, und dafür ist Information wichtig. Deshalb sollte man sich nicht auf seine eigene kleine Scholle zurückziehen [...]. Man kann dort zwischendurch Ruhe und Abstand gewinnen, aber man sollte so gut informiert bleiben, dass man die Demokratie mitgestalten kann."
Und obwohl die bekannte Sprecherin nun erst mal von der ARD-Nachrichten-Bildfläche verschwinden wird, hat sie dennoch vor, die Gesellschaft selbst weiterhin mitzugestalten - besonders durch ihr zweites, in Planung befindliches Kinderbuch sowie einen Experimentalkasten zum Thema Gemüsebau.
Auch ein Buch über Hochbeet-Gärtnern sei neben ihren vielen anderen unternehmerischen Tätigkeiten in Planung.
Titelfoto: ARD aktuell/dpa