Judith Rakers' schwerer Weg von der "Besetzungscouch" in die Tagesschau
Hamburg - Seit 13 Jahren spricht Judith Rakers (45) die 20 Uhr-Tagesschau im Ersten. Einfach war der Weg in die Primetime für die Ostwestfälin aber nicht. Wie sie es schaffte, erzählte sie jetzt Tom Junkersdorf in seinem Business- und Style-Podcast TOMorrow.
Vom kleinen Luftkurort Bad Lippspringe in die weite Welt. So könnte man Judith Rakers Karriere wohl zusammenfassen. Sie wollte Journalistin sein, dann habe sich einfach viel ergeben.
Bis sie schließlich das "Big Ticket" erhielt, es in die Tagesschau schaffte, war es allerdings ein langer Weg.
Wie sie es vom Regionalfernsehen schließlich in die Profi-Liga im Ersten mit rund 10 Millionen Zuschauern schaffte? Nicht mit einer Bewerbung.
Man müsse positiv auffallen und werde dann zum Gespräch eingeladen, erklärt die 45-Jährige. Von dem ehemaligen Chefsprecher Jan Hofer (69) persönlich. Damals zumindest.
Der sei vor mehr als 15 Jahren zu ihr gekommen, habe sie zu sich nach Hause eingeladen, um mit ihr über ihre berufliche Zukunft zu sprechen. "Oh ja, jetzt hier, Besetzungscouch", dachte sich die Rakers direkt. Natürlich nicht.
Hofers Frau kochte Kaffee und er bot der jungen Journalistin einen Job in seinem Team an. "Als was denn?" Dass sie gerade eine Stelle als Sprecherin angeboten bekam, konnte sie erstmal nicht glauben. Schließlich war das Sprechen nie die größte Kompetenz der Journalistin. Ihre Stimme klang sehr jung und dann war da auch noch ihr ostwestfälischer Dialekt, erinnert sich die 45-Jährige.
Das wusste auch Jan Hofer. Der erfahrene "Anchorman" war sich aber sicher: Das Sprechen könne man lernen, alles andere, wie die Präsenz, bringe sie mit.
Judith Rakers grüßt aus dem Studio der Tagesschau
Judith Rakers im Schnelldurchlauf auf Instagram
Judith Rakers trainiert für die Tagesschau
Um ins Tagesschau-Team zu kommen, musste Judith Rakers erst einmal eine Sprachschule besuchen. Ein Jahr lang wurde ihr der ostwestfälische Akzent "ausgetrieben". Das sei schwerer gewesen, als eine neue Sprache zu erlernen, erinnert sich die Tagesschau-Sprecherin.
Auch ihre Lebhaftigkeit beim Sprechen wurde ihr abtrainiert. Der neutrale Gesichtsausdruck musste ebenfalls geübt werden. Denn natürlich darf sie keine Nachricht mit einem Zucken kommentieren.
Nebenbei arbeitete sie weiter im Regionalfernsehen.
Nach einem Jahr üben war es dann endlich soweit. Rakers erster Auftritt im Ersten. Mitten in der Nacht. Da blieb sie dann für ein Jahr, bis sie anschließend in den "Tag" wechseln durfte.
Fünf Jahre später schaffte sie schließlich den großen Sprung in die Prime-Time um 20 Uhr. Dort sitzt sie inzwischen seit 13 Jahren und erzählt akzentfrei und ohne die Miene zu verziehen, was der Tag gebracht hat.
Viel habe sich in der Zeit verändert, lacht die heute 45-Jährige, aber eines sei geblieben. Auf eine Sache könne man sich verlassen. Auf ihre Frisur. Die blonde "Mähne" ist stets akkurat über ihre linke Schulter drapiert.
Titelfoto: Swen Pförtner/dpa, Jens Kalaene/zb/dpa