Joyce Ilg über Mega-Shitstorm: "Viele Promis stehen hinter mir, haben aber Angst"
Köln – Nach ihrem K.O.-Tropfen-Witz ist der Shitstorm gegen Joyce Ilg (38) weiterhin am Brodeln. Nun hat sich die Schauspielerin und Komikerin in einem langen Video-Statement an ihre Fans und Hater gewendet.
Die Debatte um Ilgs umstrittene Oster-Grüße mit Promi-Kumpel Luke Mockridge (33) - "Hat hier irgendwer von euch Eier gefunden? Ich hab nur ein paar K.O.-Tropfen bekommen" - ist noch längst nicht beendet.
Zuletzt hatte Comedian Faisal Kawusi (30) mit einer Skandal-Aussage bekanntlich noch Öl ins Feuer gekippt - mit drastischen Konsequenzen. Ilg selbst, die ihren Gag auch weiterhin verteidigt, hatte sich zuletzt mit einem Vorschlag geäußert: Sie wolle in einem offenen Gespräch über Humor- und Shitstorm-Grenzen reden.
Als Konsequenz veröffentlichte die 38-Jährige, der bei Instagram 1,6 Millionen User folgen, nun ein rund 13-minütiges Video, in dem sie betonte: "Ich will ins Gespräch treten."
Sie habe sich bislang noch nicht für ihren Spruch entschuldigt, da sie in ähnlichen Shitstorm-Situationen oftmals das Gefühl habe, dass eine Entschuldigung dann unter Druck zustande käme und nicht klar wäre, ob diese dann auch ernst gemeint sei. Für sie selber sei es immer ein längerer Prozess, bis sie sich eine Meinung bilden kann.
Joyce Ilg äußert sich in einem Video-Statement bei Instagram
Joyce Ilg: "Würde nie sagen, 'K.O.-Tropfen, ist doch nicht so schlimm'"
"Das Thema K.O.-Tropfen und weiter greifend sexualisierte Gewalt ist ein ultra-ernstes Thema. Dieses Thema braucht Aufmerksamkeit", appellierte Ilg. "Humor über ein bestimmtes Thema heißt nicht, dass man das Thema an sich nicht ernst nimmt."
Es sei wichtig, dass sich Opfer äußern könnten. Sie selber würde sich dabei nie über die persönliche Leidensgeschichte einer Person lustig machen wollen. "Ich nehme eure Gefühle ernst. Ich möchte niemandem die eigenen Gefühle absprechen."
"Ehrlich gesagt, ich bin Opfer von Dingen geworden, von denen ich teilweise noch nicht den Mut hatte, mich dazu zu äußern", erklärte die Influencerin weiter, ging dabei aber nicht ins Detail.
"Es tut mir wirklich leid, wenn ich Menschen da draußen ernsthaft verletzt habe mit diesem Post. (...) Ich würde nie sagen, 'K.O.-Tropfen, ist doch nicht so schlimm' - Wie krass wäre das?"
Joyce Ilgs Instagram-Beitrag mit Luke Mockridge
Joyce Ilg hadert nach Shitstorm mit Humorgrenzen
Sie sei in den vergangenen Tagen mit vielen Leuten in Kontakt getreten, die sie zum Nachdenken gebracht hätten. "Es kam oft das Argument 'an K.O.-Tropfen sind schon Menschen gestorben'. Es gibt so viele Behinderungen, an denen Menschen früher sterben, wo auch Menschen mit persönlichen Erfahrungen sagen, das geht gar nicht klar [darüber Witze zu machen, Anm. d. Red.]", zieht die 38-Jährige einen fragwürdigen Vergleich.
"Aber ich habe schon viele Comedians erlebt, die darüber Witze gemacht haben. Auch welche, die nicht selber Behinderungen haben, die aber nicht so Shitstorms abbekommen haben." Ihrer Einschätzung nach hänge die Tatsache, ob ein Witz okay ist oder eben nicht, oftmals von der Person ab, die diesen macht.
Für sie stellt sich beim Thema Humor deshalb die ganz grundlegende Frage: "Was darf man und wo sind die Grenzen?"
Zum Schluss ihres Videos verriet sie zudem: "Ihr glaubt gar nicht, wie viele - auch Prominente - mich angerufen oder mir geschrieben haben, dass sie hinter mir stehen, das aber in der Öffentlichkeit nicht tun können, aus Angst um ihre Karriere und aus Angst vor einem Shitstorm." Namen nannte Ilg dabei nicht. Neben Kawusi hatte sich zuletzt auch Oliver Pocher (44) über die Aufregung um die Schauspielerin lustig gemacht.
Joyce Ilg erntet auch für ihr Video-Statement heftige Kritik
Das Feedback unter Ilgs Video-Statement fällt durchwachsen aus. Während einzelne User sich in den Kommentaren positiv über die Aussagen der gebürtigen Kölnerin äußern ("Super Statement und lass dich nicht unterkriegen") gab es auch abermals heftige Kritik.
Autorin Jasmina Kuhnke (40) hakte nach: "Verteidigst du gerade Rape-Gags damit, dass es Comedians gibt, die ableistisch sind [also Menschen anhand ihrer Fähigkeiten beurteilen, was als behindertenfeindlich angesehen wird, Anm. d. Red.]? Diese intellektuelle Transferleistung gelingt mir bei bestem Willen nicht. Was genau möchtest du mit diesem Statement sagen, denn das wird trotz der elf Minuten nicht deutlich."
Kuhnke erhielt für ihren Kommentar bislang rund 5000 Likes - fast doppelt so viele wie Ilgs Video bekam. Ilg kündigte an, dass sie in Zukunft noch weitere Statements zu dem Thema veröffentlichen werde. Ob diese dann auch eine Entschuldigung für den K.O.-Trophen-Witz beinhalten werden, bleibt abzuwarten.
Titelfoto: Montage: Instagram/Screenshot/Joyce Ilg