Zoo-Ikone Jörg Gräser: "Wer Tiere hält, muss sie auch töten können"

Leipzig - Jörg Gräser (55) ist mal wieder in Plauderlaune. Der TV-Star aus dem Zoo Leipzig hat sich mit Radio-Urgestein Thomas Böttcher (58) getroffen und über Vergangenheit sowie Zukunft gesprochen - mit spannenden Statements.

Mit Thomas Böttcher (58, l.) sprach Jörg Gräser (55) im Podcast.
Mit Thomas Böttcher (58, l.) sprach Jörg Gräser (55) im Podcast.  © YouTube/Jörg Gräser bastelt wieder

"Tierpfleger war nicht mein erster Berufswunsch", zündete der durch die MDR-Sendung "Elefant, Tiger & Co." deutschlandweit bekannt gewordene Gräser in der neuesten Folge des Podcasts "BÖttchers Begegnungen" gleich die erste Rakete.

"Eigentlich wollte ich Präparator werden und Tiere für die Nachwelt erhalten." Und auch Plan B ging nicht auf. Als Schiffskoch hätte er es geliebt, die Welt zu erkunden.

So startete er eine Lehre im Leipziger Zoo. Tierpfleger war zu DDR-Zeiten aber ein "ganz schlecht bezahlter Beruf. Meine Brüder haben immer mit dem Kopf geschüttelt, wenn sie mich besucht haben", erzählt der sympathische Sachse über seinen Verdienst von 70 Mark. Dass er dafür im tiefsten Winter Robbenbecken säuberte, war für seine Familie unverständlich.

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Das Geld war ihm aber egal: "Ich wollte immer für die Tiere da sein, das war meine Lebensaufgabe!" Nach der Lehre bewarb er sich aufgrund der schwierigen Leipziger Wohnungssituation in Berlin. Allerdings wollte ihn der Messestadt-Zoo nicht gehen lassen, besorgte ihm innerhalb von zwei Tagen eine Wohnung. Die war aber weit weg von optimal.

"Außer der Wohnungstür waren da keine Türen mehr drin, meine Vorgänger hatten die verfeuert. Da hingen dann Filzvorhänge", erinnert sich Gräser. Einen Raum habe er nicht nutzen können, "weil da die Wand zusammenfiel".

Jörg Gräser über Tierhaltung: "Wer ein Huhn hält, muss den Schritt gehen können, es zu schlachten"

Basteln für die Tiere: Das bereitet Gräser große Freude.
Basteln für die Tiere: Das bereitet Gräser große Freude.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Heute ist Jörg Gräser knapp 40 Jahre Angestellter des Leipziger Zoos und vernahm eine Tierhaltung, die mit den Jahren deutlich artgerechter wurde.

Dennoch habe er bei einem Wildnis-Besuch in Afrika das Grübeln begonnen. "Aber die Zoos und Tierparks dienen letztendlich als Archen, um Tierarten zu erhalten. Es finden ja auch ganz viele Auswilderungsprojekte statt."

Anders sieht es für ihn beim Zirkus aus: "Ich finde es gut, dass es nicht mehr so viele Raubtiernummern gibt", stellt er klar. Zwar ziehe er den Hut vor den Dompteuren, die sich bei der Arbeit mit Tieren einer großen Gefahr aussetzen. "Wenn einer seinen Kopf in ein Löwenmaul steckt und der nicht zubeißt ... das ist unwürdig fürs Tier!"

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Auch privat kümmert sich der 55-Jährige um Tiere, die er wie im Fall seiner Brieftauben auch selbst schlachtet und verspeist. "Wer Tiere hält, muss auch Tiere töten können. Wer ein Huhn hält, muss den Schritt gehen können, es zu schlachten, weil es keine Eier mehr legt oder zu alt geworden ist."

Mit Thomas Böttcher hatte Gräser einen würdigen Gesprächspartner. Während der Tierpfleger im Vorjahr von seinen Aufgaben in der Löwen-Anlage entbunden und zu den Kleintieren im Südamerika-Bereich verlegt wurde, wurde die MDR-Sendung "Böttcher schafft das" 2022 eingestellt. Zuvor war er mit Uwe Fischer als "Böttcher & Fischer" ostdeutschen Radiohörern ein Begriff.

Jörg Gräser bastelt im neuen Video mit Thomas Böttcher

Übrigens: Jörg Gräser geht mit seinem am 1. September erscheinenden Buch "Gräsers Tiergeschichten" bald auf Lesereise. "Ich hab geschrieben, wie mir der Busch gewachsen ist, Emotionen und Erfahrungen reingepackt. Es geht um Tiere, die ich auch privat großgezogen habe, was sie mir wiedergegeben haben."

Titelfoto: YouTube/Jörg Gräser bastelt wieder

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