Weil Richter entscheidenden Fehler machte: Boateng erneut vor Gericht!
München - Während sich seine früheren Mannschaftskameraden auf das EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland vorbereiten, steht er nur wenige Kilometer entfernt vor Gericht: An diesem Freitag beginnt in München ein neuer Prozess gegen den Ex-Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng (35).
Im September vergangenen Jahres hatte das Bayerische Oberste Landesgericht die Verurteilung des inzwischen 35-Jährigen wegen Beleidigung und Körperverletzung an seiner früheren Lebensgefährtin unter anderem wegen Verfahrensfehlern aufgehoben und an das Landgericht München I zurückverwiesen. Darum wird das Verfahren dort nun neu aufgerollt.
"Er ist natürlich angespannt", sagte sein Anwalt Leonard Walischewski der Deutschen Presse-Agentur. Im vorherigen Prozess vor dem Landgericht sei Entlastendes gegen seinen Mandanten nicht genug gewürdigt worden.
"Das Verfahren war erschütternd unfair", hatte Walischewski schon im September vergangenen Jahres gesagt. "Der Angeklagte Boateng war schon endgültig verurteilt, bevor das Berufungsverfahren überhaupt begonnen hatte."
Das Landgericht München I hatte Boateng im Oktober 2022 wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro verurteilt - insgesamt 1,2 Millionen Euro.
Jerome Boateng vor Gericht: Kommt jetzt die Wahrheit über die Gewaltvorwürfe ans Licht?
Doch dabei machte der Vorsitzende Richter einen entscheidenden Fehler, wie das Bayerische Oberste Landesgericht im vergangenen Jahr feststellte: Denn nachdem die Verteidigung einen Antrag auf Befangenheit gegen ihn gestellt hatte, war er selbst an der Entscheidung beteiligt, diesen abzulehnen.
Ein Rechtsverstoß, der nun die neue Verhandlung nötig macht.
Das Gericht gab damals aber nicht nur der Revision des Ex-Nationalspielers, sondern auch der von Staatsanwaltschaft und Nebenklage statt.
Das Verfahren gegen den langjährigen Innenverteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Klub US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich schon lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Für den neuen Prozess hat das Landgericht nun sechs Verhandlungstage angesetzt, um Antworten zu finden auf die zentralen Fragen des jahrelangen Verfahrens: Hat der frühere Fußball-Star seine damalige Lebensgefährtin 2018 im gemeinsamen Karibik-Urlaub geschlagen und beleidigt? Oder hat die Frau sich das alles - wie Boateng angibt - ausgedacht im Streit um die Kinder?
Das neue Urteil könnte laut der Terminplanung des Gerichts am 19. Juli fallen. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für Boateng die Unschuldsvermutung.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa