Jenny Jürgens eröffnet eigene Fotoausstellung in Hamburg: "Ich denke, Papa wäre stolz auf mich!"
Hamburg – Ihr leider schon verstorbener Hund "Sunny", eingekuschelt in eine rosa Decke, eine verwelkte Blume auf ihrem Esstisch oder eine Schwarz-Weiß-Aufnahme ihres Mannes – Jenny Jürgens (56) fängt mit ihren Fotos ihre ganz persönliche Sicht auf die Welt ein. Mit rund 200 Gästen feierte die Künstlerin am Donnerstag die Eröffnung ihrer ersten eigenen Ausstellung "Miradas" (dt. Einblicke) in der "Livia Lisboa Fotokunst Galerie" in den Hamburger Stadthöfen.
Wenn der Name Jenny Jürgens fällt, denken die meisten an ihre Arbeit als Schauspielerin ("Rote Rosen") oder an ihr Duett "Liebe ohne Leiden", welches sie zusammen mit Papa Udo Jürgens (†80) gesungen hat. Von ihrem Talent als Fotografin wissen (noch) die wenigsten.
Ihre Leidenschaft für das Fotografieren sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden, verriet Jenny Jürgens am Donnerstag im Gespräch mit TAG24: "Mich hat die Schauspielerei zunehmend ein bisschen gestresst und nicht mehr so viel Freude gebracht. Und dann habe ich die Fotografie intensiviert."
Diese habe ihr nicht nur wieder Freude bereitet, sondern durch diese habe sie auch ihren inneren Frieden gefunden. "Der Prozess des Fotografierens ist ein Prozess, den man alleine tätig. Also zumindest so, wie ich fotografiere", erklärte Jürgens.
"Vielleicht ist es auch ein bisschen egozentrisch, aber ich liebe es, wenn ich über Phasen mit niemandem reden muss, niemanden fragen muss, wie er irgendetwas findet, sondern alles alleine entscheide. Dann bin ich total frei."
Jenny Jürgens auf Instagram
Jenny Jürgen über ihre Werke: "Ich will nicht polarisieren!"
Ihre Werke entstehen meist spontan, aus dem Moment heraus. Manchmal geht es so schnell, dass die Künstlerin keine Zeit mehr hat, ihre Kamera zu holen, sondern das Handy zückt.
"Meine Bilder sind eine Mischung aus allen möglichen Sachen. Ich will nicht polarisieren, ich bin ja eher die Harmonie-Tante. Ich möchte eigentlich nur, dass meine Bilder den Weg zu den Leuten nach Hause finden und diese sagen 'Hier gucke ich gerne hin' oder 'Das beruhigt mich'."
Sie habe aber nicht den Anspruch, dass alle ihre Werke gut finden. Dennoch war es für die 56-Jährige ein großer Schritt, ihre Bilder auszustellen.
"Man ist wieder in einer Prüfsituation, aber anders, als wenn die Prüfsituation der eigene Körper oder die eigene Stimme wie bei der Schauspielerei ist", erklärte Jürgens.
"Insofern ist es viel weniger stressig für mich, weil ich hier auch sage, das ist Geschmacksache. Ich finde meine Bilder schön, aber wenn einer sagt 'Das würde ich mir nicht aufhängen', bin ich nicht beleidigt", so die Künstlerin.
"Aber wenn jetzt einer sagt 'Du bist hässlich', wie das bei Schauspielern heutzutage im Internet leider der Fall ist, gebe ich zu, dass mich das kränken würde."
Jenny Jürgens konnte mit Papa Udo Jürgens nicht mehr über Fotografie sprechen
Auch wenn sich Jenny Jürgens erst jetzt intensiver ihrer Leidenschaft gewidmet hat, begleitet sie die Fotografie durch ihre Mutter und Fotografin Panja Jürgens (83) schon ihr Leben lang. In ihrer Art zu fotografieren sieht die 56-Jährige auch Parallelen:
"Wir haben auch neulich drüber gesprochen. Diese Detailverliebtheit oder der Drang, sich plötzlich zu bücken, um einen Stein aufzuheben und Dinge genau zu beobachten, da sehe ich auf jeden Fall Ähnlichkeiten."
Ihr Vater, Udo Jürgens, kann den neuen Lebensabschnitt seiner Tochter leider nicht mehr miterleben. Über Fotografie hätten die beiden nie gesprochen, dennoch: "Ich denke, er wäre schon stolz auf mich, auch darüber, dass wir alle immer unser Ding machen", sagte Jürgens.
Generell war der Abend auch ein Zeichen für den Zusammenhalt innerhalb der Jürgens-Familie. Ehemann David Carreras sowie Schwester Sonja (57) und ihr Bruder John Jürgens (59) waren vor Ort, um ihre Schwester zu unterstützen.
Galeristin Livia Lisboa hat an Jenny Jürgens keinen Promi-Bonus vergeben
"Ich würde sie nicht nehmen, auch wenn sie berühmt ist, wenn ich ihre Werke nicht gut finden würde. Natürlich, es ist schön, wenn ich so jemanden in meiner Galerie vorstellen kann. Aber mein Konzept ist es ja, Fotografen vorzustellen, die eben nicht professionell sind und da passt sie rein", betonte Galeristin Livia Lisboa am Eröffnungsabend gegenüber TAG24.
Die Künstlerin eröffnete vor rund neun Monaten ihre Galerie in den Hamburger Stadthöfen. Nach den ersten eigenen Vernissagen folgt sie nun einem neuen Projekt: Sie möchte Talenten aus anderen Branchen den Raum geben, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Ein Konzept, welches auf viel Anerkennung stößt: "Ich habe so viele Anfragen bekommen", so Lisboa.
Sie habe am eigenen Leib erfahren, dass Galerien Künstler ablehnen, nur weil diese nicht "berühmt" sind oder schon "100 Preise gewonnen" haben.
An Jenny Jürgens Werken schätzt sie vor allem ihre Spontanität. "Sie sieht Strukturen, Farben und Momente, die gleich wieder vorbei sein werden und fängt sie ein. Sie hat kein Konzept, wo sie hinterher sein muss, sondern sie geht mit offenen Augen durch den Alltag und das finde ich so schön."
Noch bis zum 3. Juni ist Jenny Jürgens Ausstellung "Miradas" in der Livia Lisboa Fotokunst Galerie zu sehen. Für die nächste Pop-up-Sonderausstellung sucht die Galeristin noch interessierte Bewerber. Bis zum 17. Mai haben Interessierte die Möglichkeit, sich per Mail mit ihren Fotos zu bewerben.
Titelfoto: Madita Eggers/TAG24