J.K. Rowling gesteht, sexuell missbraucht worden zu sein
Großbritannien - Sie soll missbraucht und von ihrem ersten Ehemann geschlagen worden sein. Erstmals spricht die "Harry Potter"- Autorin J.K. Rowling (54) über die jahrelange Gewalt, die sie ertragen musste.
J.K. Rowling steht abermals im Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen im Netz. Doch diesmal sind es nicht (nur) ihre Aussagen über Transgender.
In einem langen emotionalen Text formuliert sie Antworten auf all die Reaktionen, die ihr ursprünglicher Tweet nach sich zog.
Doch der Reihe nach. Vor wenigen Tagen sorgte J.K. Rowling für Wirbel, als sie behauptet hatte, dass ausschließlich Frauen menstruieren.
Das gefiel der LGBTQ-Community so gar nicht. Schließlich würden auch Trans-Männer menstruieren (TAG24 berichtete). Nach einigem Hin und Her entschuldigte sich Rowling - doch richtig angenommen wurde diese Entschuldigung nicht.
Zahlreiche Stars wie Daniel Radcliffe (TAG24 berichtete) äußerten sich zu den Ansichten der 54-Jährigen und distanzierten sich dabei von ihren Aussagen.
Am Abend des zehnten Juni postete Rowling eine Verlinkung mit dem Titel "TERF wars" auf ihrem Twitter-Account. TERF steht dabei für "Transausschließende radikale Feministin", einem Begriff, mit dem sie oft bezeichnet wurde.
In einem sehr langen Schreiben formuliert sie ihre Ansichten erneut klar und deutlich. Sie spricht sich offen aus und betont, dass sie Transgender immer unterstützt habe. Sie erkläre sich dennoch besorgt, dass sich so viele junge Menschen wünschen, ihr Geschlecht zu wechseln. Zudem sei sie sich vieler Fälle bewusst, bei denen sich Transgender einen Weg zurück in ihr geborenes Geschlecht wünschen.
Sie zählt insgesamt fünf Gründe auf, weshalb sie der derzeitige Transgender-Aktivismus beunruhige. Ihr fünfter Grund offenbart dabei düstere Geheimnisse, die sie in den vergangenen Jahren gut vor der Öffentlichkeit zurückhielt.
Rowling sagt, sie wurde missbraucht und geschlagen
Rowling meint, dass sie seit über zwanzig Jahren in der Öffentlichkeit stehe. Sie habe sich nie dazu geäußert, dass sie Opfer häuslicher Gewalt und sexuell missbraucht wurden sei. Zudem wollte sie ihre Tochter aus erster Ehe schützen, denn es war deren Vater Jorge Arantes, welcher sie schlug. Das hatte dieser kürzlich offen zugegeben.
Rowling offenbart nicht, wer sie sexuell missbraucht habe.
Sie sagt: "Die Narben, welche von der Gewalt und dem Missbrauch herrühren, verschwinden nicht, egal wie sehr du geliebt wirst. [...] Ich bete, dass meine Tochter niemals dieselben Gründe wie ich haben wird, plötzliche laute Geräusche zu hassen."
Sie wolle, dass jedes weibliche Wesen sicher ist. Das gilt für Trans- sowie für gebürtige Frauen. Denn sie kann nachvollziehen, wie es ist, Opfer dieser Gewalt zu sein.
Auf der anderen Seite merkt sie an, was es ihrer Ansicht nach bedeutet, Frauenumkleiden sowie Toiletten für Männer zu öffnen, die sich des anderen Geschlechtes angehörig fühlen.
Bestätigte Geschlechtszertifikate lassen sich ohne der Notwendigkeit von Operationen oder hormonellen Eingriffen ausstellen. Rowling schreibt, die Tür öffne sich somit "für irgendeinen und alle Männer, die sich wünschen, hereinzukommen".
Sie wurde von Hass überschüttet
Rowling habe sich getriggert gefühlt, als sie am Samstagmorgen hörte, dass die schottische Regierung es jedem leicht machen wolle, sein Geschlecht umändern zu lassen. Man müsse lediglich sagen, dass man es wolle.
Sie habe sich an den Missbrauch in ihren 20ern zurückerinnert, einer Zeit, unter der sie noch heute stark zu leiden habe.
Am Abend formulierte sie jenen berühmt-berüchtigten Post, der ihr so viel Kritik einbrachte.
Mit all dem Hass habe sie nicht gerechnet, all den Todeswünschen, all den Verfluchungen ihrer Person.
Man merkt ihr an, wie betroffen die sonst so stark erscheinende Autorin ist.
Die rothaarige Frau betont abermals, dass transsexuelle Leben wichtig seien, dass es überhaupt starke Rechte für diese geben müsse.
Zugleich spricht sie auch von ihrer Angst. Zahlreiche Frauen sollen sich bei der Britin gemeldet haben, um ihr zu sagen, dass auch sie Opfer von Trans-Aktivisten wurden und sich fürchten, mit den Drohungen an die Öffentlichkeit zu gehen.
Die 54-Jährige beendete ihren Essay damit, dass sie ihre Vergangenheit erwähnte, weil sie wie jedes andere menschliche Wesen weltweit eine komplexe Hintergrundgeschichte besitzt. Diese beeinflussen ihre Ängste, Interessen sowie Ansichten.
"Alles, worum ich frage - worum ich bitte - ist, dass die gleiche Empathie und Verständnis ausgebreitet wird zu all den Millionen Frauen, deren einziges Vergehen es ist, ihre Sorgen gehört zu bekommen ohne das sie Opfer von Bedrohungen und Gewalt werden."
Seit Dezember 2001 ist die Autorin mit Neil Murray glücklich verheiratet. Ihr Essay, in dem sie ihren Tweet weiterhin verteidigt, dürfte vielen Menschen schwer aufstoßen.
Titelfoto: Joel C Ryan/Invision/AP/dpa