Inge Meysel: Berlin ehrt "Mutter der Nation", doch Anwohnern ist's egal
Berlin - Unsere "Mutter der Nation" wird erneut von ihrer Heimatstadt Berlin geehrt: Eine bislang namenlose Straße soll den Namen der Schauspielerin Inge Meysel (1910-2004) tragen.
Da machte der zuständige Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Rechnung allerdings ohne die Anwohner. Der Zuspruch fiel mau aus.
Die Umbenennung der Straße zwischen der Koppenstraße und der Straße der Pariser Kommune sowie dem Franz-Mehring-Platz in "Inge-Meysel-Straße" ging auf einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung im November 2019 zurück.
Hintergrund war es, "eine für den Bezirk wichtige und renommierte Persönlichkeit [zu] ehren", wie es hieß.
Rund 1500 Menschen wurden bei einer Postkarten-Aktion befragt und konnten bis zum 14. Februar 2021 ihren Wunsch äußern. Nur 32 von ihnen hätten für den neuen Straßennamen gestimmt. 206 Menschen waren dagegen und wollten die alte Adresse behalten. An welchem Datum die Straße umbenannt wird, ist noch offen.
Laut einem Bericht der "B.Z." habe Grünen-Bürgermeisterin Clara Herrmann (38) die Ehrung auch mit dem politischen Wirken der Schauspielerin begründet.
So hatte sich die Tochter eines jüdischen Tabakhändlers und einer Dänin 1925 in einer Rede gegen die Todesstrafe eingesetzt und später den Kampf gegen AIDS unterstützt. 2014 wurde die begnadete Selbstdarstellerin mit einer Gedenktafel an früheren Wohnhaus Berlin-Schöneberg für ihr gesellschaftliches Engagement geehrt.
Meysel war von den Nationalsozialisten diskriminiert worden und erhielt Auftrittsverbot. Ihre resolute und direkte Art kam beim Publikum im Nachkriegsdeutschland an und sie spielte sich in die Herzen der Zuschauer.
Titelfoto: Wolfgang Langenstrassen/dpa