Leipzig - Der wegen Verleumdung angeklagte Sänger Gil Ofarim (41) hat seine Davidstern-Kette beim versuchten Check-in im Hotel Westin nicht sichtbar getragen, sondern offenbar erst kurz vor der Aufnahme seines Instagram-Videos hervorgeholt. Das ergab die Auswertung der Bilder aus den Überwachungskameras durch den renommierten Mittweidaer Digital-Forensiker Prof. Dirk Labudde (57).

In seinem am Mittwoch im Prozess vorgetragenen Gutachten hatte der Experte einerseits nach zusammenhängenden Bildpixeln gesucht, die für das Tragen einer Kette sprechen und andererseits die Reflexionen von Metall an Ofarims Körper analysiert.

Das Ergebnis: Sowohl bei der Ankunft des Künstlers am Hotel, an dessen Rezeption und beim Verlassen der Herberge war die dunkle, bis zum Bauch reichende Perlen-Gebetskette des Sängers erkennbar. Hinweise auf eine Davidstern-Kette fanden sich hingegen bei Ankunft und in den Innenaufnahmen des Hotels nicht.

Während etwa Nieten an Ofarims Lederjacke auf fast allen Bildern Licht reflektierten, blieb es auf seiner Brust dunkel.

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"Im Brustbereich war kein reflektierendes Objekt sichtbar", erklärte Gutachter Labudde zu den Bildern am Check-in, wo Ofarim nach eigenem Bekunden wegen der Davidstern-Kette antisemitisch beleidigt worden war.

Das änderte sich erst ab Aufzeichnungsminute 19:46:05 der Außenkamera, wo der Künstler laut Bewegungsanalyse des Gutachtens nach Verlassen des Hotels etwas über den Kopf zog. Kurz darauf fängt die Kamera erstmals Reflexionen im Brustbereich ein.

Im Bild-Vergleich mit dem Instagram-Video handelt es sich dabei laut Gutachter sehr wahrscheinlich um den Davidstern. Wenig später nimmt Ofarim sein Instagram-Video auf, was die Hotel-Außenkamera ebenfalls dokumentierte.

Schon vor Labudde hatte eine Shuttle-Fahrerin (40), die den Sänger im Auftrag des MDR ins Hotel chauffierte, als Zeugin ausgesagt, dass sie bei ihrem Fahrgast zwar die Gebetskette wahrgenommen habe, nicht aber eine Kette mit Davidstern.

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Am Rande: Vor der Fahrt wurde die Frau nach eigenem Bekunden von einem MDR-Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass Ofarim Alkohol getrunken habe. Auf den Ankunftsbildern am Hotel reflektierte zudem die Nasenspitze des Künstlers besonders hell.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.