Juden froh über Prozessstart gegen Gil Ofarim: "Viele Antisemiten aus Löchern gekrochen"
Leipzig - Am 7. November beginnt am Leipziger Landgericht der Prozess gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim (41). Die Reporter von "MDR exactly" haben den Fall noch einmal aufgerollt. Experten erwarten vor allem vor dem Hintergrund des Nahostkonfliktes ein maximal erhöhtes Interesse an dem Prozess.
Laut Johann Jagenlauf, dem Pressesprecher des Landgerichts Leipzig, bemüht sich die Justiz aktuell um erhöhte Sicherheitsvorkehrungen rund um das Verfahren.
"In diesem Fall ist die Kammer frühzeitig mit der Leipziger Polizei in Kontakt getreten und betrachtet die Lage auch im Hinblick auf den Nahostkonflikt ständig neu", so Jagenlauf gegenüber dem MDR.
Nach dem beispiellosen Großangriff von Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen auf Israel am 7. Oktober 2023 wird sich auch das mediale Interesse an dem Prozess noch einmal erhöhen, glaubt Philipp Peyman Engel von der Jüdischen Allgemeinen.
Stellvertretend für die jüdische Gemeinschaft erhofft er sich durch das Verfahren vor allem eins: "Es gibt in diesem Fall nur Verlierer. Im besten Fall trägt der Prozess aber zur Wahrheitsfindung bei, wir wissen nach wie vor nicht, was wirklich passiert ist", betont Engel.
Seine Glaubensgemeinde habe durch den Vorfall im Oktober 2021 viele Verletzungen davon getragen.
"Es sind sehr viele Antisemiten aus den Löchern gekrochen gekommen. Deren Meinung ist: 'Ihr Juden denkt euch sowas nur aus, um politisch und finanziell Kapital zu schlagen", bedauert der jüdische Journalist.
Prozess gegen Gil Ofarim startet am 7. November
Der Prozess gegen Gil Ofarim startet am 7. November um 9 Uhr. Ofarim hatte 2021 in einem viral gegangenen Video geschildert, dass ein Mitarbeiter eines Leipziger Hotels ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne.
Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hat sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Der betroffene Mitarbeiter hatte Anzeige erstattet.
Für Ofarim gilt bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung.
Den gesamten Beitrag könnt Ihr Euch auf YouTube oder in der MDR-Mediathek ansehen.
Titelfoto: Screenshots/Instagram/gilofarim