Ofarim-Lüge? Hotel "schockiert und betroffen", Management schweigt, RTL hält an ihm fest

Leipzig - Der Fall Gil Ofarim (39) geht in die nächste Runde. Nachdem zunächst der Musiker einen Hotelmitarbeiter wegen angeblich antisemitischen Verhaltens angezeigt hatte, wird nun gegen den 39-Jährigen selbst ermittelt. Ein Urteil steht noch aus. Grund genug für RTL, an ihm festzuhalten.

Gil Ofarim (39, M.) wird neben "Jesus" Alexander Klaws (38, r.) in der RTL-Liveshow "Die Passion" zu sehen sein.
Gil Ofarim (39, M.) wird neben "Jesus" Alexander Klaws (38, r.) in der RTL-Liveshow "Die Passion" zu sehen sein.  © RTL/Frank W. Hempel

Kommenden Mittwoch findet das seit langer Zeit geplante Live-Event "Die Passion" statt, das wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre in Folge abgesagt werden musste und nun am 13. April (20.15 Uhr) auf dem Essener Burgplatz steigt.

Da Ofarim nach der Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft Leipzig wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung noch eine Erklärungsfrist hat und bis zu einer möglichen Urteilsverkündung die Unschuldsvermutung gilt, wird der Musiker Teil von "Die Passion" bleiben, teilte RTL in einem Statement mit.

"Die Inszenierung besteht unter anderem aus Einspielfilmen, in denen Gil Ofarim als Jünger zu sehen sein wird", heißt es darin weiter.

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Neben Alexander Klaws (38) als Jesus sowie Ella Endlich (37, Maria), Mark Keller (56, Judas), Laith Al-Deen (50, Petrus), Henning Baum (49, Pontius Pilatus), Thomas Gottschalk (71, Erzähler) und anderen bekannten Promis wird Ofarim also zu sehen sein.

Ofarim-Management verweigert Auskunft, Westin-Hotel ist "verpflichtet, alle Menschen herzlich willkommen zu heißen"

Er beschuldigte am 5. Oktober 2021 einen Mitarbeiter des Westin-Hotels der antisemitischen Diskriminierung wegen seines getragenen Davidsterns, der aber auf Videoaufnahmen nicht zu sehen war.
Er beschuldigte am 5. Oktober 2021 einen Mitarbeiter des Westin-Hotels der antisemitischen Diskriminierung wegen seines getragenen Davidsterns, der aber auf Videoaufnahmen nicht zu sehen war.  © Instagram/gilofarim

Zur Anklageerhebung ihres Klienten wollte sich Ofarims Managerin auf TAG24-Anfrage nicht äußern. "Es wird um Nachsicht gebeten, dass keine Auskunft gegeben werden kann. Dies wird zum gegebenen Zeitpunkt nachgeholt", so Yvonne Probst.

Das Westin Leipzig, dessen Rezeptions-Mitarbeiter den 39-Jährigen wegen seiner Davidstern-Kette angeblich nicht einchecken wollte, ist von Ofarims Anschuldigungen und deren Auswirkungen "schockiert und betroffen", sagte ein Sprecher der Marriott-Gruppe, zu der das Westin gehört, TAG24.

Man sei "verpflichtet, alle Menschen herzlich willkommen zu heißen" und werde "das rechtliche Verfahren weiterhin voll unterstützen".

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Zuvor war die Staatsanwaltschaft Leipzig nach Auswertung von Überwachungskamera-Aufnahmen sowie Zeugenbefragungen zu dem Entschluss gekommen, dass die von Ofarim geschilderte Diskriminierung, die er auch als Instagram-Video hochgeladen hatte, so nicht stimmen kann.

Martin Rütter: "Ich glaube keine Sekunde daran, dass er sich das ausgedacht hat"

Hunderte Menschen nahmen am Abend nach Ofarims Video-Statement an einer Demo des Netzwerks "Platznehmen" teil.
Hunderte Menschen nahmen am Abend nach Ofarims Video-Statement an einer Demo des Netzwerks "Platznehmen" teil.  © Silvio Bürger

Viele Menschen, darunter auch zahlreiche Promis, hatten sich sofort mit dem "Let's Dance"-Sieger von 2017 solidarisiert. Dass seine Aussagen zumindest in Teilen erfunden sein könnten, ahnte niemand.

Unter einen Instagram-Post von Ruth Moschner (45), die von ihrem jüdischen Hintergrund berichtet hatte und gleichzeitig auch auf den Fall Ofarim verwies, sammelte sich Zustimmung von Kolleginnen wie Birgit Schrowange (64, Herz-Smiley), Vera Int-Veen (54, Beifall-Smileys), Janine Kunze (48, Danke Ruth und Danke @gilofarim) und anderen.

Ausführlich meldete sich auch Martin Rütter (51) zu Wort. Der Hunde-Profi kündigte umgehend an, das beschuldigte Westin-Hotel nicht mehr zu buchen.

In einer im Oktober 2021 veröffentlichten Folge seines "Tierisch menschlich"-Podcasts sagte er, dass er beim Ansehen des Videos das Gefühl hatte, "dass er [Ofarim] sehr angefasst und betroffen war".

Er kenne den Musiker zwar nur aus dem Fernsehen, aber: "Ich glaube keine Sekunde daran, dass er sich das ausgedacht hat." Wenn Ofarim aber doch der Lüge überführt würde, "wäre das der gesellschaftliche Super-GAU, weil das genau Wasser auf die Mühlen von irgendwelchen verrückten Nazis gibt", so Rütter.

Der 51-Jährige werde sich wieder äußern, wenn sich der Antisemitismus-Vorfall in Leipzig tatsächlich als Lüge herausstellen sollte. Rütter könnte sich dagegen auch gut vorstellen, "dass sich da nur ein, zwei Arschlöcher aufhalten in so einer Belegschaft".

Netzwerk "Platznehmen" organisierte Demo vor dem Westin Hotel Leipzig

Angestellte des Westin-Hotels setzten ein Zeichen gegen antisemitische Diskriminierung, waren aber von der Unschuld ihres Kollegen überzeugt.
Angestellte des Westin-Hotels setzten ein Zeichen gegen antisemitische Diskriminierung, waren aber von der Unschuld ihres Kollegen überzeugt.  © Dirk Knofe/dpa

Das Leipziger Netzwerk "Platznehmen" hatte noch am Abend von Ofarims Video-Statement eine Demo vor dem Westin angemeldet, bei der Hunderte Menschen und auch die Hotel-Belegschaft gegen Diskriminierung auf die Straße gingen. Der Fokus lag somit noch mehr auf dem Gästehaus.

Der Vorwurf des 39-Jährigen wurde auf Twitter als Wahrheit übermittelt. "Dass er ein Zeichen seiner jüdischen Identität verstecken sollte, ist nur ein Beispiel für Antisemitismus in Deutschland", schrieb das Netzwerk.

Die Zivilgesellschaft müsse "jedwedem Antisemitismus klar widersprechen", teilte Platznehmen-Sprecherin Irena Rudolph-Kokot auf TAG24-Anfrage mit. "Unsere Aufgabe ist es, sich klar zu positionieren, was Antisemitismus betrifft. Es wäre furchtbar, wenn wir Betroffenen mit Misstrauen begegnen."

Ob Ofarim wirklich Betroffener ist, muss nun das Landgericht Leipzig klären.

Titelfoto: Bildmontage: RTL/Frank W. Hempel, Instagram/gilofarim

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