Eigene Managerin hatte ihn gewarnt: Ofarim schoss sich mit Instagram-Video ins berufliche Aus
Leipzig - Mit seinem umstrittenen Instagram-Video mit Antisemitismus-Vorwürfen gegen das Leipziger Hotel Westin hat sich der nun wegen Verleumdung angeklagte Musiker Gil Ofarim (41) offenbar seine Karriere ruiniert. Wie seine ehemalige Managerin am heutigen Donnerstag vor Gericht aussagte, habe der Sänger danach kaum noch Engagements bekommen.
Künstler-Managerin Yvonne P. (45) hatte es wohl geahnt, was passieren würde. Als Ofarim sie nach dem Vorfall im Hotel aufgeregt anrief und von vermeintlich antisemitischen Beleidigungen berichtete, habe sie ihm geraten, damit nicht an die Öffentlichkeit zu gehen.
"Gil sagte mir am Telefon, dass er live gehen möchte – ich riet ihm davon ab", berichtete die Managerin, die Ofarim bis Mitte 2022 betreute, im Zeugenstand.
Am nächsten Morgen sah Yvonne P. dann das Instagram-Video. "Darüber hatte er mich nicht informiert." Was danach geschah, bezeichnete die Managerin vor Gericht als "Extremsituation". Sie habe Ofarim immer wieder gefragt, ob das alles so stimme. Er habe das immer wieder bestätigt.
Als erste Zweifel an seiner Darstellung aufkamen, waren die Folgen für den jüdischen Künstler dramatisch. Vor dem Vorfall sei die Auftragslage bei Ofarim trotz Corona aufgrund mehrerer TV-Shows sehr gut gewesen, erklärte Yvonne P., danach aber "so gut wie auf Null" gegangen.
Keine Hinweise auf Interaktion mit Person in der Schlange
Digital-Forensiker Dirk Labudde (57), der die Bilder aus den Überwachungskameras des Hotels analysiert hatte, setzte am Donnerstag mit seinem Gutachten fort.
Eine der spannendsten Fragen war dabei, ob die vom Angeklagten in seinem Video getätigte Aussage, jemand hinter ihm habe "Pack deinen Stern weg" gerufen, anhand der Körperhaltung einer Person aus der Warteschlange zugeordnet werden könne. Hierzu erklärte der Experte, dass sich auf den Überwachungsvideos keine Hinweise auf eine Interaktion zwischen Ofarim und einer Person in der Schlange hinter ihm fänden.
Der Prozess wird am 28. November fortgesetzt.
Titelfoto: Montage: Hendrik Schmidt/dpa + Screenshot/instagram.com/gilofarim