Kontakt "manipulativ verhindert": Hochstapler Postel sieht nach 40 Jahren seinen Papa wieder
Tübingen - Was für eine Geschichte! Nach 40 Jahren sieht einer der bekanntesten deutschen Hochstapler, Gert Postel, seinen Vater wieder - hunderte Briefe blieben zuvor unbeantwortet: Papa Postel soll allerdings nicht schuld daran sein.
Es ist eine tragische Geschichte, die im Jahr 1979 beginnt. In diesem Jahr erhängte sich die Mutter des damals 21-jährigen Postels.
Dieser Tag war aus verschiedenen Gründen ein Wendepunkt im Leben Postels.
Denn er sah die Schuld des Suizids seiner Mutter in der falschen Behandlung der Psychiater, worin er später den Grund seiner Hochstapler-Karrierer als Oberarzt in der Psychiatrie nannte - quasi als Rachefeldzug gegen jeden ausgebildeten Psychiater!
Außerdem sah er an diesem Tag im Jahr 1979 zum letzten Mal seinen Vater, der danach zumindest für Sohn Gert Postel abtauchte.
In einem Interview vom 4. Mai 2018 nannte er seinen Vater einen "komischen Menschen", der "naiv" und "völlig empathielos" ist.
Außerdem sprach Postel davon, wie schwer damit zu leben sei, dass sein Vater von ihm nichts wissen wolle: "Es wäre sicherlich einfacher, er wäre tot", sagte Postel noch im Mai.
Dieses Blatt hat sich nun gewendet: Denn nach über 40 Jahren traf Gert Postel nun seinen Vater wieder, der mittlerweile in einem Altenheim lebt.
Nach diesem Besuch hat Postel endlich eine Erklärung dafür, weshalb hunderte Briefe an seinen Erzeuger unbeantwortet blieben: "Jetzt wird mir langsam klar, weshalb mein Vater isoliert und hunderte Briefe, nicht einer, ihm jemals über die Jahrzehnte ausgehändigt wurden. Nachdem das Nutztier nichts mehr hat, hat man es abgestoßen, während beide Renten kassiert werden", twitterte Postel.
Weiter heißt es: "2 ansehnliche Renten meines Vaters fließen seit 25 Jahren nicht auf sein Konto: Er hat gar keines, er hat nichtmal Taschengeld. Ein Bargeld-Vermögen hat sich in Luft aufgelöst. Mein Vater ist der bescheidenste und gutmütigste Mensch auf der Welt, seine Umgebung besitzt nun 3 Häuser."
Also ist einerseits die finanzielle Situation Schuld daran, dass sich Papa Postel nicht bei seinem Sohn meldete?
Die unbeantworteten Briefe erklärt sich Sohn Postel zumindest so, dass diese nicht an seinen Vater ausgehändigt wurden: "Alle wurden unterschlagen, jeder Kontakt hoch manipulativ verhindert", so Postel auf Twitter.
Wer genau den Kontakt zwischen den beiden verhindert haben soll, blieb unklar. Eine Interview-Anfrage von TAG24 blieb diesbezüglich unbeantwortet.
Aber egal! Immerhin ist Gert Postel wieder glücklich und hat Frieden mit seinem Vater geschlossen: "Das Ganze ist nicht in Worte zu fassen, jedenfalls habe ich ab heute wieder einen Vater! Und ich bin stolz auf ihn!"
Das ist Hochstapler Gert Postel
Bekannt wurde der heute im baden-württembergischen Tübingen lebende Postel als Hochstapler. 15 Jahre gab sich Postel als Psychiater aus und war als solcher in verschiedenen Klinik angestellt. Einige Zeit war er sogar Oberarzt - doch ohne jegliche Qualifikationen in diesem Fachbereich. Postel ist ironischer Weise auch noch ausgebildeter Postbote.
Seine Zeit als Hochstapler beschreibt er gerne damit, dass er als Psychiater nur ein "Hochstapler unter Hochstaplern" war.
Auf Twitter äußerte sich Postel auch gerne über Politik. Somit kritisierte er beispielsweise Jens Spahn, der als gelernter Sparkassenkaufmann das Amt "Gesundheitsminister" inne hat. (TAG24 berichtete)
Außerdem war er auch bereits bei der Talk-Show "Schulz & Böhmermann" mit seinem Twitter-Freund Jörg Kachelmann zu Gast. Zu Oli Schulz und Böhmermann hat er allerdings mittlerweile ein eher gespaltenes Verhältnis. (TAG24 berichtete)
TAG24 thematisierte er ebenfalls bereits auf Twitter. Uns bezeichnete er als seine "Pressestelle".
In diesem Sinne verabschieden wir uns von Gert Postel und hoffen auf sein Twitter-Comeback.