Tiefer Fall eines Schauspielstars? Missbrauchsprozess gegen Gérard Depardieu!
Paris (Frankreich) - Es war ein Schock, der von Frankreich bis nach Hollywood schallte, als 2018 erste Missbrauchsvorwürfe gegen Gérard Depardieu (76) laut wurden. Sogar Vergewaltigung wird dem früheren Superstar des französischen Kinos vorgeworfen. Nun startet am Montag ein erster Prozess gegen den Schauspieler.

Vor einem Pariser Gericht wird es um zwei Fälle mutmaßlicher sexueller Übergriffe gehen. Diese sollen 2021 bei den Dreharbeiten für den Film "Les volets verts" ("Die grünen Fensterläden") von Regisseur Jean Becker (91) stattgefunden haben.
Vor rund 13 Monaten wurden die Anschuldigungen von dem Investigativ-Magazin "Mediapart" veröffentlicht. Demnach soll Depardieu "Bei der Hitze kriege ich keinen mehr hoch" gerufen haben, ehe er angeblich eine Dekorateurin festhielt, sie an ihren Brüsten und am Bauch begrabschte und obszöne Bemerkungen machte.
Als er von der Frau weggezogen wurde, soll er gedroht haben: "Wir sehen uns wieder, Schätzchen." Auch eine Regie-Assistentin des Films wirft dem 76-Jährigen wiederholtes begrabschen ihrer Brüste vor.
Der Prozess sollte eigentlich schon im vergangenen Oktober beginnen, doch Depardieus Anwalt Jeremie Assous teilte damals mit, dass sein Klient krank sei. Der einst auch in Hollywood erfolgreiche Schauspieler soll mehrere Bypass-Operationen hinter sich haben und an Diabetes leiden.
Assous betonte allerdings, dass Depardieu "angehört werden möchte". Dazu wird er ab Montag die Chance bekommen.

Mehr als 20 Frauen werfen Gérard Depardieu Missbrauch, Übergriffe und sogar Vergewaltigung vor

Der "Les volets verts"-Dreh ist allerdings bei weitem kein Einzelfall. Mittlerweile haben mehr als 20 Frauen Vorwürfe gegen den früheren Obelix-Darsteller erhoben, darunter auch zwei Vergewaltigungsanklagen.
Schauspielerin Charlotte Arnould war 2018 eine der ersten Frauen, die ihre Vorwürfe öffentlich machte. Depardieu soll sie zweimal vergewaltigt haben, als sie erst 19 Jahre alt war. Die Ermittlungen wurden zwischenzeitlich eingestellt, doch Arnould reichte im August 2020 erneut Anklage ein. 2022 bestätigten die Behörden schließlich, dass es "schwerwiegende und übereinstimmende Indizien" für eine Vergewaltigung gebe.
Bis heute weist Depardieu sämtliche Vorwürfe zurück. In einem in der Zeitung Figaro veröffentlichten Brief schrieb er 2023 von einer "medialen Lynchjustiz" und beteuerte "niemals eine Frau missbraucht" zu haben.
Künstlerinnen wie Schauspielerin Charlotte Rampling (79) und Sängerin Carla Bruni (57) verteidigten ihn öffentlich und sogar der französische Präsident Emmanuel Macron (47) gab ihm noch 2023 Rückendeckung, äußerte sich seit den neusten Missbrauchsvorwürfen aber nicht mehr zu dem zwischenzeitlich nach Russland emigrierten Schauspieler.
Titelfoto: dpa/BELGA | Thierry Roge