Nach Kliemanns Masken-Skandal: Produzent äußert sich und verlässt das sinkende Schiff

Kerken/Hamburg - Textilproduzent Tom Illbruck geriet gemeinsam mit YouTuber Fynn Kliemann (34) ins Visier der investigativen Journalisten des "ZDF Magazin Royal". Die beiden Freunde sollen angeblich fair in Europa gefertigte Corona-Masken tatsächlich in Bangladesch und Vietnam produziert und unbrauchbare Ware großmütig gespendet haben, so der Vorwurf. Jetzt - mehr als zwei Wochen später - meldete sich Illbruck endlich selbst zu Wort.

Adrian Ahrens erklärt in einer Nachricht die Produktionsbedingungen in Asien.
Adrian Ahrens erklärt in einer Nachricht die Produktionsbedingungen in Asien.  © Screenshot/zstn.de

Für sein ausführliches Statement erstellte Global Tactics Textilmanufaktur e.K.-Gründer Tom Illbruck am gestrigen Samstag extra eine eigene Homepage: "zstn - Zur Stellungnahme Tom Illbruck"

Er habe sich erstmal zurückgezogen, um die Sachlage so transparent wie möglich aufzuklären, "bevor ich Euch mit halbfertigen Antworten unnötig verunsichere", erklärt Tom in seinem Statement.

Seine Firma habe die Schutzmasken zunächst fair in Portugal (ca. 1,85 Millionen) und Serbien (ca. 1,25 Millionen) produziert, so der Unternehmer weiter. Als die Anfrage stieg, suchte er nach weiteren Produktionsstätten und wurde durch Freund Fynn mit dem Textilproduzenten Adrian Ahrens von der Firma Texolution vernetzt.

Fynn Kliemann: Fynn Kliemann hört Geräusche vom Dachboden, aber damit hat er nicht gerechnet
Fynn Kliemann Fynn Kliemann hört Geräusche vom Dachboden, aber damit hat er nicht gerechnet

Dieser legte ihm angeblich dar, "in Asien unter zertifizierten Bedingungen und zu fairen Löhnen für die Mitarbeitenden Masken produzieren zu können".

Kontrolliert habe Tom die Arbeitsbedingungen vor Ort pandemiebedingt nicht, sondern auf das Wort seines neuen Partners vertraut.

Fynn Kliemann auf Instagram

Tom Illbruck auf Instagram

Masken aus Asien nur für Großkunden bestimmt?

Die in Asien hergestellten Masken waren laut Tom nur für Großkunden gedacht, "denen nicht daran gelegen war, dass die Masken aus Europa stammten", stellte er am Samstag klar.

Das klang im Fall des Großkunden About You, der die Masken im eigenen Shop vertrieb und angab, in Portugal produzierte Ware zu verkaufen, allerdings anders.

Dazu Geschäftsführer Tarek Müller (33) auf Twitter: "Dass die Masken teilweise nicht in Europa produziert wurden, war uns bis heute nicht bekannt, und wir haben den Fall unverzüglich intern geprüft, um uns ein genaues Bild zu machen."

Bleiben noch die neutralisierten Kartons, mit denen die Schutzmasken schließlich versendet wurden.

Das Umlabeln sei eine "übliche Vorgehensweise, nicht nur in der Textilbranche". Hierzu erklärt Illbruck: "Als Bindeglied von Produktionsstätte zum Kunden ist es gängige Praxis, die Daten der konkreten Produktionsstätten nicht oder nur nach gesonderter Vereinbarung offenzulegen."

Und weiter: "Der Hintergrund ist, nicht von den Kunden in der Produktionskette übergangen werden zu können."

100.000 mangelhafte Masken an Flüchtlingscamps versendet

Fynn Kliemann (34) posiert mit von Global Tactics produzierter Maske.
Fynn Kliemann (34) posiert mit von Global Tactics produzierter Maske.  © Screenshot/Instagram/fimbim

Besonders schwer wiegt wohl der Vorwurf, dass Fynn und Tom wissentlich mangelhafte Masken an Flüchtlingscamps gespendet haben sollen.

Laut Illbrucks Aussagen sei es nicht seine Idee gewesen, sondern die seines neuen Partners Adrian, die unbrauchbaren Masken, wie es später hieß, zu spenden.

"Das kommunizierte fälschliche Schnittmuster war für mich völlig akzeptabel und wurde auch nicht weitergehend thematisiert."

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Über das wahre Ausmaß sei er erst durch die Recherchen des "ZDF Magazin Royale" informiert worden.

Aber: "Bis zum heutigen Tag ist keine der in den Medien genannten (Hilfs-)Organisationen direkt auf mich zugekommen und hat eine etwaige Mangelhaftigkeit der erhaltenden Masken gerügt, vor allem aber nicht nach dem jeweiligen Erhalt im Jahr 2020."

Tom Illbruck hat nun selbst Konsequenzen gezogen und habe mit sofortiger Wirkung um die Auflösung seines Beschäftigungsverhältnisses mit der Global Tactics Production GmbH & Co. KG gebeten, die laut Tom "nichts mit den Entscheidungen der damaligen Global Tactics Textilmanufaktur e.K. zu tun hatte und erst im Jahr 2021 neu gegründet wurde".

Der Kapitän geht wohl doch nicht immer zuletzt von Bord.

Titelfoto: Screenshot/Instagram, fimbim

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