Inspiriert vom Tod: Fynn Kliemann eröffnet erste Solo-Ausstellung

Hamburg - Zeitgleich zur Veröffentlichung seines vierten Studioalbums "Tod" hat Fynn Kliemann am Freitagabend seine gleichnamige und erste Solo-Ausstellung in Hamburg eröffnet. "Es sind zwei unterschiedliche Medien für die Analyse des gleichen Themas", so der 36-Jährige gegenüber TAG24. Über zwei Jahre hat er sich intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt und diesen Prozess während einer "Riesenreise" – auch zu sich selbst – kreativ festgehalten.

Fynn Kliemann (36) vor seinem Kunstwerk "Zitterwald": "Ich rüttele immer an Bäumen und gucke, ob irgendetwas herunterfällt. Diese Maschine macht das automatisch und entdeckt vielleicht etwas Neues für dich."
Fynn Kliemann (36) vor seinem Kunstwerk "Zitterwald": "Ich rüttele immer an Bäumen und gucke, ob irgendetwas herunterfällt. Diese Maschine macht das automatisch und entdeckt vielleicht etwas Neues für dich."  © Tag24/Madita Eggers

Stets vor der Frage "Was passiert eigentlich, wenn irgendetwas zu Ende geht – wie fühlt sich das an?" malte Kliemann Bilder, baute Skulpturen, kreierte Melodien und schrieb Textzeilen. Eine große Inspiration waren dabei Friedhöfe – Kreuze sind das Hauptmotiv seiner Werke – die für den 36-Jährigen nicht etwas Endliches, sondern etwas Lebhaftes darstellen.

"Ich habe für mich herausgefunden, dass immer, wenn etwas zu Ende geht, automatisch etwas Neues startet", so Kliemann im TAG24-Gespräch. "Und wenn du das weißt, dann verlierst du die Angst vor Dingen, die zu Ende gehen." Oft entstehe auch etwas Spannendes, vielleicht sogar Besseres als vorher.

Das beste Beispiel dafür sei er selbst. Als vor drei Jahren der "Masken-Skandal" über ihn hereinbrach, habe ihm dieser den Boden unter den Füßen weggezogen, so Kliemann. Aber auch einen Weg der Selbstreflexion und neuer Erkenntnisse gebahnt.

Fynn Kliemann: Fynn Kliemann nach Masken-Skandal: "Hatte das erste Mal wieder etwas mit meiner Mutter zu tun"
Fynn Kliemann Fynn Kliemann nach Masken-Skandal: "Hatte das erste Mal wieder etwas mit meiner Mutter zu tun"

"Ich glaube, wenn man hier (Anm. d. Red. in seiner Ausstellung) ist und viel von dem Zerfall sieht, Momentaufnahmen von Dingen, die beendet worden sind, bin ich und das was hier ist, das lebendige Beispiel dafür, dass es weitergeht", so der gebürtige Zevener.

"Und vielleicht findet man ein bisschen Hoffnung und verliert wie ich die Angst vor diesen ganzen kleinen Toden, die man in seinem Leben stirbt." Und vielleicht sogar die Angst vor dem großen Tod am Ende eines Lebens. "Weil das auch nichts anderes ist, als einmal mehr zu sterben. Das hast du ja schon 1000-mal vorher im Leben gemacht."

Vier Tage lang haben Kliemann und sein Team die Kunstwerke in den Räumen in der Sternschanze aufgebaut. Teilweise kein leichtes Unterfangen, mehrere Kunstwerke wiegen über eine Tonne.
Vier Tage lang haben Kliemann und sein Team die Kunstwerke in den Räumen in der Sternschanze aufgebaut. Teilweise kein leichtes Unterfangen, mehrere Kunstwerke wiegen über eine Tonne.  © Tag24/Madita Eggers
Der Tod ist allgegenwärtig in Kliemanns Ausstellung, so auch bei seinem Kunstwerk "Geboren mit dem Tod". Alle Werke können gekauft werden, auch wenn Kliemann sich schwer von Sachen trennen könne: "Aber es ist auch cool, wenn dann woanders ein neues Leben beginnt."
Der Tod ist allgegenwärtig in Kliemanns Ausstellung, so auch bei seinem Kunstwerk "Geboren mit dem Tod". Alle Werke können gekauft werden, auch wenn Kliemann sich schwer von Sachen trennen könne: "Aber es ist auch cool, wenn dann woanders ein neues Leben beginnt."  © Tag24/Madita Eggers
Aus Schaufensterpuppen und Plastikblumen kreierte Kliemann etwas Neues.
Aus Schaufensterpuppen und Plastikblumen kreierte Kliemann etwas Neues.  © Tag24/Madita Eggers

Fynn Kliemann spielt allererstes Konzert seines Lebens

Der selbst spielende Flügel ("Steinway Spirio") begleitet die Ausstellung "Tod" mit einem von Kliemann improvisierten Stück.
Der selbst spielende Flügel ("Steinway Spirio") begleitet die Ausstellung "Tod" mit einem von Kliemann improvisierten Stück.  © Tag24/Madita Eggers

Passend dazu sind seine Kunstwerke nicht für die Ewigkeit kreiert. "Viele sind so gemacht, dass sie irgendwann verfallen", so Kliemann, der viel mit Holz, aber auch mit Materialien gearbeitet hat, die schon einmal ein anderes Leben gelebt haben: wie Plastikblumen und Schaufensterpuppen.

Nicht so seine Musik: "Auf die Frage 'Was bleibt am Ende?' gibt es für mich eine einfache Antwort: Musik. Die ist gefühlt für immer."

Als Verkörperung seines Wunsches, dass auch seine Musik ihn überdauert – "Wäre doch schön, oder?" – ist eines der Highlights der Ausstellung ein selbst spielender Flügel.

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"Ich habe eine 20-minütige Improvisation eingespielt und die spielt immer wieder auf Repeat – also auch, nachdem man nicht mehr da ist. Das Beispiel für die ewige Improvisation", so Kliemann gegenüber TAG24, der am Freitagabend dann auch noch sein allererstes Mini-Konzert gab: "Ohne Singen geht das". Aufgrund von Lampenfieber hat er Live-Auftritte zuvor immer kategorisch ausgeschlossen.

Noch bis zum 24. Januar gastiert "Tod" in der Lagerstraße 34a in Hamburg. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 14 Uhr und von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei – für Kliemann sei es "das allergeilste" den Leuten einfach nur zeigen zu können, was er sich ausgedacht hat.

Titelfoto: Tag24/Madita Eggers

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