Finch rappt Lobeshymne auf Brandenburg, doch ist das eine gute Idee?

Berlin - "Halleluja Berlin, alle wollen dahin, deshalb will ich das auch", besang Kabarettist Rainald Grebe (51) weiland in "Brandenburg" den Wegzug aus dem vermeintlich trostlosen Berliner Umland. Jetzt zieht Rapper Finch (31) nach und legt eine knallige und quietschbunte musikalische Hommage vor.

Rapper Finch (31) rührt mit em Song "Jeder will dahin" die Werbetrommel für Brandenburg.
Rapper Finch (31) rührt mit em Song "Jeder will dahin" die Werbetrommel für Brandenburg.  © Screenshot/YouTube/brandenburg.de

Hintergrund der völlig zynismusfreien Aktion ist eine Imagekampagne des Landes Brandenburg in Zusammenarbeit mit der erfahrenen und renommierten Werbeagentur "Scholz & Friends".

Aus jwd oder auch Jottwede, was buchstäblich im Berliner Dialekt für "janz weit draußen steht", wird jetzt "Jeder will dahin", informiert das Landesmarketing Brandenburg auf seiner Webseite, das ab 2018 unter dem neuen Slogan "Es kann so einfach sein" Brandenburg aus seinem Schattendasein holen wollte.

Nun also "Jeder will dahin", um "Zuzug nach Brandenburg" zu zelebrieren, ist dort weiterzulesen.

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"Brandenburg ist mit seinem unschlagbaren Mix aus Natur und Freiraum, hoher Attraktivität für Fachkräfte, verfügbaren Flächen und moderner Industrie zu einem bevorzugten Standort zum Leben, Arbeiten und Produzieren geworden und hat sehr viel mehr Potenzial. Das wollen und werden wir heben", heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung.

Für den neuen Werbespruch holte sich das Marketing also den nach eigenen Angaben überzeugten ostdeutschen Finch an Board, der "als Taxifahrer (...) seinen Fahrgästen die unterschiedlichen Facetten von Brandenburg" zeigt und seine Heimat feiere, wird das Musikvideo zu "jwd – Jeder will hin" mit blumigen Worten beschrieben.

Und Nils Wehowsky, wie der in Frankfurt (Oder) geborene Musiker im Pass heißt, lobhudelt ein Bundesland, wohin nicht jeder will, wenn es nicht der Pannen-Flughafen BER ist – und das auch nur mit Zähneknirschen.

Sehnsuchtsort vieler ist unangefochten Berlin. Dagegen versucht der einst überzeugte Vokuhilaträger mit wohlfeilen Zeilen wie "Berlin ist nicht schön, aber Brandenburg ist wunderbar" oder "Fühlt sich an, als würde man im Garten Eden stehen / Für manche ist es Heimat, für die anderen ein Kurort / Spar dir den Flug nach Thailand, mach in Brandenburg mal Urlaub" anzusingen.

jwd – Jeder will dahin

Finch Asozial - Richtiger saufen

Finch und Wokeness schwer miteinander vereinbar

An Finch (31) scheiden sich die Geister.
An Finch (31) scheiden sich die Geister.  © Alexander Prautzsch/dpa-Zentralbild/dpa

In den sozialen Medien wird das Video beklatscht, vornehmlich von den Social-Media-Teams brandenburgischer Einrichtungen und Tourismusvereinen. Ob sich das Stadtmarketing damit einen Gefallen getan hat, ist fraglich.

Finch, der vor über einem Jahr das "Asozial" aus seinem Künstlernamen gestrichen hat, ist populär. Sicher. Gerade bei jungen Menschen, aber auch ebenso streitbar, ist er, der selbst Brandenburg den Rücken kehrte und in Berlin lebt.

In Zeiten des vermeintlichen Wokeness-Wahnsinns ist es ein Spiel mit dem Feuer, wenn ein Musiker auf Steuerkosten die Werbetrommel für ein Bundesland rühren soll, aber augenscheinlich misogyne Texte fabriziert.

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Kostprobe: "Scheiß auf dumme, reiche Schlampen /Lass mal Bauernweiber ficken" und "Ey, ich schwänger' wieder Bitches völlig ungewollt / Ich bin Finch Asozial, Berlins Trunkenbold" und "Ey ihr fragt euch, was ich mit mei'm Leergut mache / Ficke das Arschloch deiner Schwester mit 'ner Sternburg-Flasche", prollt und rüpelt der Union-Fan in dem erstmal 2017 erschienenem Song "Richtiger Saufen".

Das hat Geschmäckle, ist aber sicher alles von der Kunstfreiheit gedeckt und seitdem ist viel Wasser die Oder hinuntergeflossen ...

Titelfoto: Screenshot/YouTube/brandenburg.de

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